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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,2,3

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Heinrich schenkt der erzbischöflichen Kirche zu Bremen-Hamburg aufgrund der Verdienste Erzbischof Adalberts die im Gau Engern im Herzogtum des Herzogs Otto (Ordulf von Sachsen) gelegene Abtei Corvey nebst allem Zubehör und allen Einkünften zu freiem Eigen (abbatiam Chorbeia . . . in pago Angera in ducatu Ottonis ducis sitam cum omnibus appendiciis . . . omnique utilitate . . . in proprium dedimus atque tradidimus). – Sigehardus canc. vice Sigefridi archicanc.; unter Benutzung des von den Notaren GA und WC gemeinschaftlich hergestellten Formulars verfaßt von SA, geschrieben von SC; M; B. Cum regię dignitatis sit ius cuiquam servare suum.

Originaldatierung:
(VIII id. sep., Osckerslevo)

Überlieferung/Literatur

Orig.: Staatsarchiv Stade (A). – Kop.: Bremer Kopialbuch (14. Jh.) f. 38 (68'), Staatsarchiv Hannover (C) – im 2. Weltkrieg verbrannt. – Drucke: Lappenberg, Hamburgisches UB 1, 91 n° 94 aus A; Wilmans-Philippi, Kaiserurkunden Westfalens 2, 272 n° 209 aus A; MGH DD 6, 217 n° 168. – Reg.: May, Regesten d. Erzbischöfe von Bremen 310; Böhmer 1806 bzw. 1809; Stumpf 2684.

Kommentar

Zur Formularbenutzung vgl. die Bemerkungen zu Reg. 289; sowie Gladiß-Gawlik, Einl. CI mit Anm. 150. – Für das D. wurde die erste Goldbulle Heinrichs IV. verwandt (vgl. Reg. 348); sie trägt auf dem Revers die Umschrift ROMA CAPVT MVNDI. Vgl. Schramm, Die deutschen Kaiser und Könige in Bildern (21983) 238 no 170 mit Abb. 419 no 170a und 170b; Abbildung auch bei Posse, Kaisersiegel 1 Taf. 16 no 5 und 6; vgl. ebd. 5, 22 no 5. – Über die urkundliche Verleihung der Klöster Corvey und Lorsch (vgl. Reg. 415) berichtet Adam Brem. III, 45 (SS rer. Germ. [1917] 188); vgl. auch ebd. III, 28 (171). Weitere Erwähnungen bei Lampert 1063 (SS rer. Germ. [1894] 89 f.); im Triumph. Remacli I, 3 (SS 11, 439); sowie im Cod. Lauresh. c. 123c (Glöckner 392). – Gegen einen bei Lampert von Hersfeld sowie im Codex Laureshamensis behaupteten Widerstand des Klostervogtes, des Bayernherzogs Otto von Northeim, bereits vor der Entmachtung Adalberts von Bremen spricht sich Borchert, Herzog Otto von Northeim (2005) 65 f. mit Anm. 179 aus. Zum Sturz Adalberts und den Folgen für Corvey vgl. Reg. 431. 445. – Adam von Bremen unterstellt Heinrich IV. als Motiv die Hilfe zum Wiederaufbau des in den Auseinandersetzungen mit dem sächsischen Adel schwer geschädigten Bistums und berichtet in diesem Zusammenhang von weiteren königlichen Schenkungen, bestehend aus Meßgewändern, liturgischem Gerät und Büchern – aufgelistet in einem wohl nicht von Adam selbst stammenden Nachtrag, 187 f. Allerdings fällt in diese Zeit auch die Begnadigung des Grafen Hermann (Billung) durch Heinrich IV., der noch im Jahr zuvor wegen seines Vorgehens gegen Bremen auf Betreiben Adalberts vom Hofgericht verurteilt worden war; vgl. Meyer von Knonau, Jbb. 1, 421. – Lampert 1063 (SS rer. Germ. [1894] 89 f.) kritisiert diese und weitere 1063 und 1065 unter dem Einfluß Adalberts von Bremen vorgenommene Übertragungen von Abteien an Bischöfe und weltliche Große (vgl. auch Reg. 286. 386. 388. 389. 395. 399. 400. 401. 409. 410. 411. 415). Vgl. Triumph. Remacli I, 3 (SS 11, 439); Liber de unit. eccl. II, 33 (Ldl 2, 259); Cod. Lauresh. c. 123c (Glöckner 392). – Zu dem sich vor allem auf Lamperts Schilderung stützenden Vorwurf der ‚Verschleuderung' von Reichsgut vgl. zustimmend Krabusch, Untersuchungen (Diss. masch. Heidelberg 1949) 102 ff.; sowie Glaeske, Erzbischöfe von Hamburg-Bremen (1962) 71 f.; ablehnend Berges, Geschichte des Werla-Goslarer Reichsbezirks (Deutsche Königspfalzen 1, 1963) 154 f.; sowie Fleckenstein, Hofkapelle und Reichsepiskopat (VuF 17, 1973) 123. – Den territorialen Aspekt der Vergabung von Reichsabteien betonen Wehlt, Reichsabtei und König (1970) 56; sowie Fenske, Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung (1977) 24 f. – Seibert, Libertas und Reichsabtei (Salier 2, 1991) 540 ff. möchte dahinter ein "Stillhalteabkommen" zwischen König und Großen zur Verhinderung einer Einmischung in sächsische Angelegenheiten erkennen; vgl. ders., Geld, Gehorsam, Gerechtigkeit, Gebet (VuF 69, 2009) 308 ff. Auch Vogtherr, Reichsabteien (2000) 44 f. sieht darin eine Maßnahme zur Wiederherstellung der "brüchig gewordenen Loyalitäten zum König" im Vorfeld der Auseinandersetzungen mit den Sachsen. Borchert, Herzog Otto von Northeim (2005) 62 ff. betont gleichfalls, daß die Nutzbarmachung von Reichskirchengut im Interesse der Fürsten "eine Loyalitätssicherung gegenüber dem König mit sich bringen mußte", sieht die Initiative zu den Übertragungen allerdings in erster Linie bei den Fürsten selbst. – Für Johanek, Erzbischöfe von Hamburg-Bremen (Salier 2, 1991) 101 f. zeichnet sich hier in Fortsetzung der Politik Heinrichs III. ein Umbau der Reichsverfassung ab. – Zu Adalberts Territorial- und Kirchenpolitik vgl. Lammers, in: Geschichte Schleswig-Holsteins 4/1, 165 ff. – Zur Einordnung in den regionalen Herrschaftszusammenhang vgl. Vogtherr, Reichsklöster Fulda, Corvey und Hersfeld (Salier 2, 1991) 444; sowie Seibert, Libertas und Reichsabtei (Salier 2, 1991) 546. – Zur Formulierung in ducatu statt des gebräulichen in comitatu vgl. Borchert, Herzog Otto von Northeim (2005) 67 f. – Ausstellungsort: Osckerslevo = Oschersleben sw. Magdeburg. – Vgl. Meyer von Knonau, Jbb. 1, 476 f.; Glaeske, Erzbischöfe von Hamburg-Bremen (1962) 91 und 95; Wehlt, Reichsabtei und König (1970) 56 f.; Kaminsky, Studien zur Reichsabtei Corvey (1972) 75 ff.; Jenal, Erzbischof Anno II. von Köln 1, 63 f. Anm. 26, sowie 2, 200 und 203 f. Anm. 30; Fenske, Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung (1977) 25 ff.; Lammers, in: Geschichte Schleswig-Holsteins 4/1, 177 und 190; R. Schieffer, in: Rheinische Geschichte 1/3, 128; Johanek, Erzbischöfe von Hamburg-Bremen (Salier 2, 1991) 100 ff.; Vogtherr, Reichsklöster Fulda, Corvey und Hersfeld (Salier 2, 1991) 444; Seibert, Libertas und Reichsabtei (Salier 2, 1991) 544 ff.; Vogtherr, Reichsabteien (2000) 43 ff.; Borchert, Herzog Otto von Northeim (2005) 62 ff.; vgl. auch Reg. 289.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,2,3 n. 414, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1065-09-09_1_0_3_2_3_414_414
(Abgerufen am 29.03.2024).