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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,2,3

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Wenige Tage nach dem Eintreffen des deutschen Heeres faßt König Andreas angesichts der offenkundigen Rebellion seines Bruders (Béla) den Entschluß, zusammen mit der Königin, seinem Sohne (Salomon) und dessen Braut (Judith-Sophie) sowie einer Reihe ungarischer Großer unter dem Schutz der Deutschen sein Land zu verlassen und im Reiche Zuflucht zu suchen. Béla, der die nach Osterreich führenden Wege hatte sperren lassen, verfolgt den Geleitzug mit überlegener Heeresmacht. Nahe der Grenze bei Wieselburg an der ‚Pforte des Reiches‘ (in ipsis faucibus viarum, quas portam regni vocant) greift er König Andreas vom Rücken her an, worauf die in dessen Gefolge befindlichen Ungarn eiligst die Flucht ergreifen. Die Deutschen, unter denen sich Markgraf Wilhelm und der bayerische Graf Boto besonders hervortun, müssen nach mutiger Gegenwehr schließlich der Übermacht der Ungarn weichen, wobei Bischof Eberhard von Naumburg-Zeitz, Markgraf Wilhelm von Meißen und Graf Boto neben vielen anderen in Gefangenschaft geraten. Der gleichfalls in Gefangenschaft geratene König Andreas findet noch im Schlachtgetümmel den Tod. Die Königin, der junge Salomon und dessen Braut sowie einige ungarische Große gelangen jedoch samt dem mitgeführten Königsschatz unter Führung des Grafen Diepold nach Melk.

Überlieferung/Literatur

Ann. Altah. 1060 (SS rer. Germ. [1891] 56 f.); Lampert 1061 (SS rer. Germ. [1894] 77 f.); Berthold (SS 5, 271; 13, 731); Auctar. Zwetl 1054 (SS 9, 539).

Kommentar

Den Ort der Schlacht nennt auch das Chron. Dubnicense c. 93 (SS rer. Hung. 1, 357); vgl. Meyer von Knonau, Jbb. 1, 195 Anm. 57. – Das Geleit des Grafen Diepold (II.), des Ahnherrn der Markgrafen von Cham-Vohburg, erwähnt allein Berthold, der jedoch nicht von den vorangegangenen kriegerischen Auseinandersetzungen berichtet. Vgl. Lechner, Babenberger (1976) 79 f. – Die gleichfalls allein von Berthold überlieferte Ortsangabe castrum Medelekka (Medilhecka Cod. 3) bezieht Lechner, ebd. 80 nicht wie Meyer von Knonau, Jbb. 1, 198 auf Melk, den Sitz der österreichischen Markgrafen (Hirsch, Jbb. Heinrichs II. 1, 137 ff. mit Anm. 4), sondern auf die „Großfeste” Mödling. – Über die Verluste des Bamberger Aufgebotes, namentlich an Pferden, klagt der Bamberger Vizedominus in dem von Meinhard von Bamberg verfaßten Brief M 20 (MGH Briefe d. dt. Kaiserzeit 5, 215) aus dem Anfang des Jahres 1061. Vgl. Guttenberg, Regesten d. Bischöfe von Bamberg 319; sowie Reg. (n. 208). – Vgl. die Bemerkungen zu Reg. (n. 201).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,2,3 n. 202, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1060-00-00_3_0_3_2_3_202_202
(Abgerufen am 29.03.2024).