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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,2,3

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Auf einem Hoftag erfolgt durch Vermittlung Papst Viktors II. die Aussöhnung mit dem unter Heinrich III. aufständischen Grafen Balduin V. von Flandern und dessen gleichnamigem Sohn (Balduin VI.), welche Heinrich als König anerkennen und daraufhin von diesem ihre Reichslehen bestätigt erhalten.

Überlieferung/Literatur

Ann. Altah. 1056 (SS rer. Germ. [1891] 53): Post haec Coloniam venit, ubi Baldwinum comitem, qui diu patri suo rebellaverat, in deditionem suscepit et sibi post haec firmum et fidelem fore iurare facit (sc. rex); Sigeb. Gembl. 1057 (SS 6, 360): Coloniae generali conventu habito, Balduinus et Godefridus mediante Victore papa ad gratiam regis et pacem reducuntur, et omnes bellorum motus sedantur; ohne Bezugnahme auf den Kölner Hoftag V. Lietberti c. 42 (SS 30, 858); Ann. Egmund. 1057, Zusatz zu einem Auszug aus Sigeb, Gembl. (SS 16, 447); Flandria generosa c. 10 (SS 9, 320); sowie Ann. Blandin. 1057, Zusatz von späterer Hand (Grierson 26); gleichlautend Ann. Elmar. 1057 (Grierson 92).

Kommentar

Durch diesen Akt dürfte Heinrichs Königtum auch im lothringischen Raum allgemeine Anerkennung gefunden haben. (Folgerichtig wurde in der Fortsetzung der Ann. s. Germani min., Cont. 1056 die Nachricht vom Herrschaftsantritt Heinrichs IV. mit dem Zusatz rex Lotharingorum verbunden.) Die Vermittlerrolle Viktors II. wird von Sigebert von Gembloux (mediante Victore papa), der Vita Lietberti (domno papa arbitrio) und den Ann. Blandinenses (auctoritate apostolica) hervorgehoben. – Die Belehnung Balduins V. mit Reichsflandern (Ann. Egmund., Flandria generosa) und seines Sohnes Balduin VI. mit der von diesem aufgrund seiner Heirat mit Richilde beanspruchten Grafschaft Hennegau (Ann. Blandin.) ist allein durch spätere Nachrichten bezeugt, welche diese Handlung irrtümlich in die Zeit Heinrichs III. verlegen. Zur territorialen Entwicklung Reichsflanderns vgl. Hirsch, Jbb. Heinrichs II. 1, 509 f.; L. Vanderkindere, Formation territoriale 1 (21902) 111 ff; F.-L. Ganshof, Les origines de la Flandre imperiale, Annales de la société royale d'archéologie de Bruxelles 46 (1942/43) 133 f.; W. Mohr, Geschichte des Herzogtums Lothringen 2, 31; Boshof, Lothringen, Frankreich und das Reich, Rhein. Vjbll. 42 (1978) 80 ff. – Der Ausgleich mit Herzog Gottfried dem Bärtigen, der von Sigebert von Gembloux mit dem Kölner Tag in Zusammenhang gebracht wird, dürfte hingegen noch zu Lebzeiten Heinrichs III. zustandegekommen sein, wie aus dem Zeugnis Frutolf (1056) und Bonizos hervorgeht. Bonizo, Ad amic. V (Ldl 1, 590) verbindet die Nachricht vom Friedensschluß zusätzlich mit der an Gottfried gerichteten Bitte des Kaisers um Unterstützung seines zum König designierten Sohnes (supplicans, ut filio suo iam regi designato portaret fidelitatem). Vgl. Boshof, Lothringen 116 ff.; ders., Reich in der Krise, HZ 228 (1979) 270 gegenüber Steindorff, Jbb. 1, 353 f.; Meyer von Knonau, Jbb. 1, 18 Anm. 15. An der Aussöhnung mit Balduin von Flandern könnte Gottfried, der kurz zuvor mit den lothringischen Großen in Andernach zusammengekommen war (Reg. (n. 80)), persönlich beteiligt gewesen sein. Vgl. Boshof, Lothringen 118. – Möglicherweise wurde hier eine Gesandtschaft des byzantinischen Kaisers Michael VI. Stratiotikos empfangen. Die dem kaiserlichen Schreiben beigegebene Rotulusbulle dürfte die Kaiserin Agnes der Äbtissin des von Heinrich III. (DH.III. 329) begünstigten Stiftes Essen, Theophanu († 1057), geschenkt haben, die es auf dem 1794 zerstörten Marsusschrein (vgl. G. Humann, Die Kunstwerke der Münsterkirche zu Essen [1904] 9 ff.) anbringen ließ. Vgl. W. Ohnsorge, Eine Rotulus-Bulle des Kaisers Michael VI. Stratiotikos von 1056, Byzantinische Zeitschrift 46 (1953) 47–52. – Vgl. Meyer von Knonau, Jbb. 1, 17 f.; E. Dupréel, Histoire critique de Godefroid le Barbu (1904) 71, 73 f.; Hugelmann, Einfluß Papst Viktors II., MIÖG 27 (1906) 219 f., 226, 235; Bulst-Thiele, Kaiserin Agnes 51; Heidingsfelder, Regesten d. Bischöfe von Eichstätt 211; Berges, Designationsrecht (Studi Gregoriani 2, 1947) 190 ff; Gericke, Wahl Heinrichs IV., Zeitschrift f. Geschichtswiss. 3 (1955) 747 f.; Oediger, Regesten d. Erzbischöfe von Köln 858; Schmidt, Königsumritt (VuF 6, 1961) 215 f.; Scheibelreiter, Regierungsantritt, MIÖG 81 (1973) 5 f.; Schlesinger, Wahl Rudolfs von Schwaben (VuF 17, 1973) 75; Jenal, Anno II von Köln 1, 11 f., 162 ff; Boshof, Lothringen 118; ders., Reich in der Krise, HZ 228 (1979) 271; R. Schieffer, in: Rheinische Geschichte 1/3, 126.

 

 

Verbesserungen und Zusätze (2018):

Nachtrag Kommentar: Die einst auf dem Essener Marsusschrein angebrachte Inschrift entstammt nach neuerer Forschung erst dem 13. Jh. Damit erübrigt sich auch die Annahme einer Gesandtschaft des byzantinische Kaisers Michael VI., welche in Köln empfangen worden sein soll. Vgl. Dölger-Wirth, Regesten d. Kaiserurkunden d. oström. Reiches 2, 39 no 931d. – Zur Synode vgl. ferner Gresser, Synoden und Konzilien in der Zeit des Reformpapsttums (2006) 31 f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,2,3 n. 83, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1056-12-00_1_0_3_2_3_83_83
(Abgerufen am 20.04.2024).