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RIplus | SFG: Bischöfe und Domkapitel von Augsburg - Bd. 1: Wikterp - Walther I. von Dillingen (769-1152)

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Herzog [Heinrich IV.] von Baiern setzt die Eingeweide Kaiser Ottos III. in zwei Gefäßen (lagunculis) im Oratorium des hl. Bischofs Udalrich bei, das Bischof Liutold am südlichen Teil des monasterium der hl. Afra erbaut hatte (s. Nr. 188) und schenkt zum Heil seiner Seele dieser Kirche 100 Höfe (C mansos) aus Eigengut.

Überlieferung/Literatur

Thietmari Merseburgensis episcopi chronicon IV, cap. 51 (11. Jh.) MG SS rer. Germ. n. s. 9, 190 f; Trillmich 166; Adelboldi vita Heinrici II. imperatoris cap. 4 (11. Jh.) MG SS 4, 684; Chronicon Suevicum universale zu 1002 10. kl. febr. (11. Jh.) MG SS 13, 69; Chronicon imperatorum Augustanum (12. Jh.) MG SS 13, 263; Annalen aus St. Alban in Mainz (von Pertz irrtümlich Annales Wirceburgenses genannt; s. Wattenbach-Holtzmann 1, 450 f) zu 1001 5. kl. febr. (12. Jh.) MG SS 2, 242; Herimanni Augiensis chronicon zu 1002 10. kl. febr. (11. Jh.) MG SS 5, 118; Fundatio monasterii Brunwilarensis (11. Jh.) Archiv der Gesellschaft f. ältere dt. Geschichtskunde 12 (1872) 165; MG SS 14, 131; Flores temporum auctore fratre ordinis minorum (13. Jh.) MG SS 24, 236; Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium (12. Jh.) MG SS 14, 391. - Uhlirz, Jb. Ottos III. 395 f, 589.

Kommentar

Der Zug mit dem Leichnam Ottos III. hielt sich nicht lange in Augsburg auf. Heinrich und wohl auch Bischof Siegfried begleiteten ihn weiter bis Neuburg an der Donau; dann dürften sie zurückgeblieben sein (vgl. RI 2, 831 f Nr. 1450/IV h-1; Uhlirz, Jb. Ottos III. 396; über den Weg vgl. Rieckenberg, Königstraße und Königsgut in liudolfingischer und frühsalischer Zeit [909-1056], in: AUF 17 [1942] 109). Der Trauerzug ging weiter an den Rhein, diesen abwärts, erreichte Ende März Köln und am 4. April Aachen, wo am folgenden Tag im Dom Karls d. Gr. die Beisetzung stattfand. Dort war Siegfried wohl nicht anwesend; die Mehrzahl der versammelten geistlichen und weltlichen Fürsten nahm gegen die Wahl Herzog Heinrichs von Baiern zum deutschen König Stellung (vgl. Hirsch, Jb. Heinrichs II. 1, 213; Oediger 1, 178 Nr. 595), für die Bischof Siegfried eintrat.

Man kann vermuten, daß die Schenkung der hundert Hufen Heinrichs von Baiern an St. Afra auf Intervention Bischof Siegfrieds geschah. Das Benediktinerkloster bestand allerdings zu dieser Zeit noch nicht (s. Nr. 225); erst unter Bischof Bruno wurden Mönche, wahrscheinlich aus Tegernsee, in Augsburg angesiedelt. Vielleicht kann jedoch die von Thietmar und Adelbold gut bezeugte Nachricht von einer großen Güterschenkung dahin gedeutet werden, daß die Pläne zu einer Umwandlung des Kanonikerstiftes in ein Benediktinerkloster schon in Siegfrieds Zeiten zurückreichen. Die Klostertradition von St. Ulrich und Afra bezieht sich öfters auf die reichen Schenkungen Heinrichs II. (vgl. Nr. † 235). Nach den Besitzaufzeichnungen des 17. Jh. (HStA München, Kloster St. Ulrich und Afra in Augsburg Lit. 223) lagen die geschenkten Güter in Rettenbach, Hollenbach und Unterschönbach (alle Lkr. Aichach; vgl. G. Diepolder, Das Landgericht Aichach [Phil. Diss. München, 1950, ungedr.]; Hipper, Regesten St. Ulrich und Afra 1 Nr. 1 Anm. 1). Diepolder schenkt dieser erst spät greifbaren Überlieferung Vertrauen. - Der vom Chronicon Suevicum universale, von den Annalen aus St. Alban in Mainz und von Herimannus Aug. mitgeteilte Tag der Beisetzung Ottos III. in Augsburg bezieht sich wohl auf den Todestag des Kaisers. - Im Herbst des gleichen Jahres hielt sich Heinrich II. wieder in Augsburg auf, wie die der Wormser Kirche am 31. Oktober 1002 ausgestellte Urkunde zeigt (actum in civitate Uindelicorum Augusta; MG DD 3, 24 Nr. 21; vgl. Hirsch, Jb. Heinrichs II. 1, 230).

 

Nachtrag:

 

Zum Udalrich-Oratorium s. Nr. 188 (Nachtrag) und Volkert, UuA 106 Nr. 18. - Zum Aufenthalt Heinrichs II. in Augsburg im Herbst 1002 s. RI 2, 859 Nr. 1483 hh, ii; Kreuzer, Hoftage 97. - Bereits im Abtkatalog des Priors Adilbert (13. Jh.) werden die von Herzog Heinrich IV. von Baiern der Kirche St. Afra gestifteten Güter in den Orten Hollenbach, Mainbach, Oberschönbach, Schönbach, Unterschönbach [alle Lkr. Aichach-Friedberg] und Rettenbach [Lkr. Neuburg- Schrobenhausen] lokalisiert; vgl. dazu HAB Schwaben 2 II, 32, 92, 497, 533, 564, 588, 602, 648. Zur Überlieferung vgl. auch Hörberg 209 f.

 

Regest übernommen aus: Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg, bearbeitet von Wilhelm Volkert (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Reihe 2b), Augsburg 1985, S. 122f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 214, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/f8fc43b5-3c7b-458c-9d4a-84a952e98197
(Abgerufen am 18.04.2024).

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