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RIplus | SFG: Bischöfe und Domkapitel von Augsburg - Bd. 1: Wikterp - Walther I. von Dillingen (769-1152)

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Bischof Udalrich stirbt; der Leichnam wird in der Kirche St. Maria [Dom] aufgebahrt, am darauffolgenden Sonntag [6. Juli] nach St. Afra überführt und am Montag [7. Juli] in dem dort von Udalrich selbst vorbereiteten Grab von Bischof Wolfgang [von Regensburg] beigesetzt. - Anno aetatis suae LXXXIII., ordinationis L., quarto die Julii, IV. non. eiusdem mensis, die Veneris.

Überlieferung/Literatur

Quellen, 10. Jh.: Vita Udalrici cap. 27 MG SS 4, 414 ; Necrologium Augie divitis MG Neer. 1, 277; Necrologium Mersehurgense Neue Mitt. des Sächs.-Thüring. Geschichtsvereins 11,236 (vgl. dazu auch Klewitz, AUF 16, 150) ; Annales Sangallenses maiores St. Galler Mitt. 19, 294J. — 11. Jh.: Thietmari episcopi Merseburgensis chronicon III, 8 MG SS rer. Germ. n. s. 9, 106 ; Chronicon Suevicum universale MG SS 13, 68 ; Herimanni Aug. chronicon MG SS 5, 116; Annales s. Bonifacii brevissimi MG SS 3, 118 ; Chronicon Wirzeburgense MG SS 6, 29; Annales necrologici Fuldenses MG SS 13, 202; Annales Altahenses maiores MG SS Schulausg. 11; Lamperti monachi Hersfeldensis annales MG SS Schulausg. 42; Annales Augustani zu 974 MG SS 3, 124 (vgl. H. Loewe, Die Annales Augustani [Diss. München 1903] 11 ff) ; Bernoldi necrologium MG SS 5, 392 ; Bernoldi chronicon MG SS 5, 423 ; Annales Magdeburgenses brevissimi zu 974 MG SS 30II, 749. - 12. Jh.: Annales Mellicenses MG SS 9, 497; Annales Admun- tenses MG SS 9, 574; Cosmae Pragensis chronicon Boemorum zu 972 MG SS rer. Germ. n. s. 2, 48; Monachi Sazavensis cont. Cosmae zu 972 MG SS 9, 148 ; Ekkehardi chronicon universale zu 974 MG SS 6, 191; Sigeberti Gemblacensis chronica zu 976 MG SS 6, 352; Chronicon imperatorum Augustanum MG SS 13,263 ; Ottonis Frisingensis episcopi chronicon VI, 24 MG SS Schulausg. 288 ; Annales s. Blasii MG SS 17, 276; Annalista Saxo MG SS 6, 625 ; Annales s. Rudperti Salisburgensis MG SS 9, 772; Annales Elwangenses zu 975 MG SS 10, 18; Annales Reicherspergenses MG SS 17, 444 ; Chronica collecta a Magno presbytero MG SS 17, 485. -13. Jh.: Chronica regia Coloniensis MG SS Schulausg. 30 ; Annales Marbacenses MG SS Schulausg. 26 ; Annales s. Pauli Virdunensis MG SS 16,500; Cronica minor auctore minorita Erphordiensi MG SS Schulausg. 622.-14. Jh.: Bernardi Cremifanensis historiae MG SS 25, 669 ; Cronica Reinhardsbrunnensis zu 978 MG SS 30, 516; Annales Parchenses zu 974 MG SS 16, 600. - RI 2 Nr. 625a. - Uhlirz, Jb. Ottos II. 35 f.

Kommentar

Bereits am 18. Juni (Marci et Marcelliani, quod est 14. Kal. Julii) hatte Udalrich seinem Kämmerer, dem Priester Liutpold, befohlen, seine persönliche Habe vor dem Kreuzaltar der [Dom-]Kirche auszubreiten, da er darüber letztwillig verfügen wollte. Haus- und Tischgerätschaft und einen Pelzmantel bestimmte er für seinen Nachfolger (unam paraturam domus et mensarum et unum coopertorium mardrinum), einige Hemden, sieben oder acht Tischtücher, zwei Überkleider und zehn Schilling Silber ließ er durch den Propst Gerhard den Armen austeilen (pauca camisilia et septem vel octo mensalia et duo sarcilia et decem solidi argenti), mit Kleidern bedachte er auch die Inklusen Ato von Ottobeuren und Rouzo von Kempten (vgl. Doerr 78 f, 94). Das übrige sollte unter die Kleriker verteilt werden. Dem Vicedominus und seinen übrigen Getreuen und Dienern trug er auf, daß sie sogleich, noch zu seinen Lebzeiten, den dritten Teil [der Mobilien und Vorräte] von allen zu seinem Unterhalt gehörenden Besitzungen an die Priester und die Armen gäben (ut in cunctis locis ad suum servidum pertinentibus cuncta, quae in eis inventa fuissent, in tres partes dividerentur, et tertia pars presbiteris pauperibusque . . . donaretur). Die Münzangabe „decem solidi argenti“ kann nicht „Silberschillinge“ bezeichnen, Schilling ist hier als Mengenangabe zu verstehen. Solidi wurden seit dem 8. Jh. nicht mehr ausgeprägt, sie waren nur mehr Rechnungseinheiten (gewöhnlich 12 Stück). In merowingischer Zeit waren die solidi Goldmünzen (s. H. v. Schrötter, Wörterbuch der Münzkunde [1930] 597 f).

Die „loca ad suum servicium pertinentia“ bezeichnen die bischöflichen Tafelgüter im Gegensatz zu dem für das Domkapitel ausgeschiedenen Hochstiftsgut. Auch das Kap. 13 der Vita Udalrici läßt die Trennung in diese beiden Besitzkomplexe erkennen (s. Nr. 125; vgl. Riedner, AHAug 1, 45 f). Der sehr allgemein gehaltene Text der Vita muß jedenfalls so verstanden werden, daß Inventarstücke und vielleicht auch Vorräte aus den Gütern der „Mensa episcopalis“ zu teilen sind, nicht etwa die Liegenschaften selbst. Der Bischof hatte über alle Hochstiftsgüter noch die volle Verfügungsgewalt, lediglich die Verwendung der Einkünfte der dem Domkapitel ausgeschiedenen Teile war zweckgebunden, eben zur Erhaltung der „Vita canonica“ der Domgeistlichkeit. Unsicher ist auch, ob vielleicht Besitzungen gemeint sind, die aus Allodialgut Udalrichs herrührten; doch hat diese Vermutung wenig Wahrscheinlichkeit für sich. - Das Domkapitel (con- gregatio clericorum; derus) hatte zuerst versucht, Erzbischof Friedrich von Salzburg zum Begräbnis zu holen, den sie ebenso wie die anderen baierischen Bischöfe auf der Rückreise von der Wormser Versammlung wußten (Nr. 158). Dieser konnte jedoch wegen Krankheit nicht kommen. Der Bote trifft schließlich in Nordilinga [Nördlingen] Bischof Wolfgang

von Regensburg, der gleich nach Augsburg aufbricht und am 6. Juli dort eintrifft, als der Leichnam bereits nach St. Afra überführt war. Am Abend dieses Tages kommt auch Hiltegart, die Gemahlin des Grafen Riwin, nach Augsburg. — Daß Bischof Konrad von Konstanz an der Beisetzung teilnahm, ist unwahrscheinlich (Chronicon breve episcoporum Augustensium et abbatum s. Afrae [12. Jh.] MG SS 14, 558); die Vita Udalrici cap. 26 läßt vielmehr vermuten, daß er im Juli 973 krank darniederlag (vgl. Ladewig-Müller 1, 47 Nr. 378 und 379; oben Nr. 155).

993 wurde Udalrich auf Antrag des Bischofs Liutold von Augsburg von Papst Johann XV. auf der Lateransynode kanonisiert (vgl. Nr. 187).

Gegen die überlieferte Form der Urkunde können vom diplomatischen Standpunkt aus keine Bedenken laut werden. Der in der Scriptumformel genannte „Stephanus notarius regionarius et scriniarius s. R. e.“ erscheint in Privilegien Johanns XV. von 987 April 2 - 993 Mai 31, der in der Datumzeile genannte Bibliothekar Bischof Johann von Nepesina (Nepi) war Datar von 986 Januar 25 - 992 Juni 25; ein letztes Mal erscheint er in der Kanonisationsurkunde Udalrichs (JL 21 S. 486 ff). Nach der Narratio fand die Synode „pridie kalendas februarias“ statt (Januar 31), die Datierung gibt als Tag der Ausfertigung „tertio kalendas februarii“ an (Januar 30); dies dürfte wohl in „tertio nonas februarii“ (Februar 3) richtigzustellen sein (M. Uhlirz, Jb. Ottos III. 482 läßt die Synode am 3. Februar stattfinden, s. auch ebd. 165). Über die damals vorliegende Vita Udalrici vgl. Nr. 102. Zum Kanonisationsverfahren s. H. E. Feine, Kirchliche Rechtsgesch. 31 (1955) 299 f; R. Klauser, Zur Entwicklung des Heiligsprechungsverfahrens bis zum 13. Jh., in: ZRG 71 KA 40 (1954) 85-101, über Udalrich bes. 91 ff, Literatur zur Frage der Kanonisierung 85 Anm. 1.

Wohl die früheste chronikalische Nennung der Heiligsprechung bringen die Annales Augustani (2. Hälfte 11. Jh.) MG SS 3, 124 (vgl. Loewe, Die Annales Augustani 16). - Liturgische Quellen des späten 10. und des 11. Jh. nennen das Fest Udalrichs zum 4. Juli, so etwa das Regensburger Wolfgangssakramentar (entstanden zwischen 983 und 994; s. A. Ebner, in: FS zum 900jährigen Wolfgangsjubiläum [1894] 176); das Bamberger Missale von ca. 1009 (H. V. Sauerland, Ein Bamberger Missale aus dem Anfang des 11. Jh. im Trierer Domschatz, in: HJb 8 [1887] 483); das älteste Heiligenkalendar der Augsburger Domkirche von ca. 1010 nennt neben dem Fest auch die Oktav (Schröder, AHAug 1, 248 ff, 288); die Notae necrologicae aus Freising, vielleicht noch aus dem 10. Jh. (MG Neer. 3, 80, 82; ebd. 219 in den Notae necrologicae von Weihenstephan); Kalendar von St. Thomas in Straßburg aus dem frühen 11. Jh. (M. Barth, Kalendar des 11. Jh. aus den Abteien St. Thomas in Straßburg und Gengenbach in Baden, in: Freiburger Diözesanarchiv 72 [1952] 48); Kalendar von Gengenbach aus der 2. Hälfte des 11. Jh. (Barth, a. a. O. 47); Kalendar von Murbach im Elsaß der 2. Hälfte des 11. Jh. (M. Barth, Aus dem liturgischen Leben der Abtei Murbach, in: Freiburger Diözesanarchiv 73 [1953] 64); Nekrolog von St. Emmeram in Regensburg, 2. Hälfte 11. Jh. (MG Neer. 3, 318; vgl. A. Zimmermann, Das älteste Martyrologium und Nekrologium von St. Emmeram in Regensburg, in: StMOSB 63 [1951] 148); Kalendarien (Martyrologe) von St. Gallen des späteren 10. und des 11. Jh. (E. Munding, Die Kalendarien von St. Gallen aus 21 Hss. des 8.-11. Jh. Texte und Arbeiten hgg. von der Erzabtei Beuron 36 [1948] 60; s. auch ebd. 37); zur Ausgabe von Munding s. auch R. Bauerreiß, StMOSB 65 [1955] 328; Festkalender des Paderborner Domes aus der Zeit Bischof Meinwerks (1009-36), s. A. Cohausz, St. Ulrich in Paderborn, in: ZhVSchwaben 61 (1955) 201 ff. - Zur Verehrung Udalrichs s. auch Hoeynck, Gesch. der Liturgie des Bt. Augsburg 254 ff. - Aus der 2. Hälfte des 11. Jh. stammen die sog. Sanctus-Udalricus-Denare der bischöflichen Münzstätte in Augsburg, die auf der einen Seite das Brustbild des Heiligen, auf der anderen Seite ein kirchliches Gebäude zeigen (Steinhilber 38, Tafel II Nr. 19, 20, 23, 24; vgl. Nr. 276).

 

Nachtrag:

 

Die Einträge in den Nekrologen von Merseburg und Magdeburg s. in MG Libri memoriales et necrologia n. s. 2, 20, 26, fol. 3 v, fol. 9 v (zu 4. non. iulii).

Über die Verwaltung des Kanonikervermögens durch den Bischof und die allmähliche Verselbständigung des Sondervermögens vgl. Schitffer, Domkapitel 273.

Über die 1961 freigelegte Stelle der Grabkapelle Udalrichs s. Haas, UuA 74f;Radn6ti, UuA 35; über die Schriftquellen vgl. Volkert, UuA 102f Nr. 13; ebd. 100ff Nr. l0 und 11 über die Baumaßnahmen, die Udalrich an der St. Afra-Kirche in die Wege leitete. Durch die bei den Ausgrabungen von 1961 gewonnenen Erkenntnisse ist die Annahme von L. Ohlenroth, Fundbericht für die Jahre 1954 bis 1956, in: Bayer. Vorgeschichtsblätter 22 (1957) 194 ff, daß das Grab Udalrichs in der St. Godehard-Kapelle neben der Afra-Kirche zu lokalisieren sei, widerlegt. - Über die Erhebung und erneute Beisetzung Udalrichs 1183/87 vgl. die Schriftquellen bei Volkert, UuA 117f Nr. 49, 119 Nr. 52; zu den Baubefunden s. Haas, UuA 80-88.

Der bei der Beisetzung von 1187 verwendete Kupfersarg trug einen Deckel mit der bildlichen Darstellung des Heiligen unter der Inschrift ----------------- (Sanctus Odalricus episcopus); s. Suevia Sacra 150f Nr. 132 mit Abb. 122; Augsburg (1984) Abb. 31. Weitere Erhebungen fanden 1606, 1762 und 1970 statt; s. H. Thummerer, Urkundlicher Bericht von 1764 über Exhumierung, ärztliche Untersuchung und erneute Beisetzung der Ulrichsreliquien, in: JbAugBtmG 7 (1973) 231-248. Über die wohl auf das 10. Jahrhundert zurückgehende Grabkleidung (Kasel) Udalrichs s. Suevia Sacra 199 f Nr. 208 mit Abb. 195 und 196. Weitere liturgische Kleidungsstücke, die mit Bischof Udalrich in Verbindung gebracht werden, s. ebd. 197f Nr. 207 mit Abb. 194, 200-204 Nr. 209-214 mit Abb. 196-199, 201 und VIII; Schnell, Bayer. Frömmigkeit 32 f mit Tafel 54 f. Ein bei der Beisetzung von 1187 dem Leichnam beigegebener Kelch enthält Bestandteile, die wohl auf einen 973 als Grabbeigabe verwendeten Kelch zurückgehen (s. Suevia Sacra 148 f Nr. 131 mit Abb. III). Nachrichten über die an Udalrichs Grab geschehenen Wunder s. bei Volkert, UuA 103f Nr. 14; über den schon vor der Kanonisation von 993 einsetzenden Kult s. Miracula sancti Mansueti (10. Jh.) MG SS 4, 514 (vgl. Wattenbach-Holtzmann 188). Über Bischof Gebehard II. von Konstanz, der 988/989 das Grab Udalrichs aufsuchte, s. Volkert, UuA 105 Nr. 15; Borst, Mönche 137f.

Am südlichen Teil der Afra-Kirche errichtete Bischof Liutold zwischen 993 und 996 ein Oratorium „sancti presulis Othelrici“ (Nr. 188; Volkert, UuA 105 Nr. 17; vgl. auch Nr. 18). In diesem Oratorium ist vielleicht der in Nr. 192 (Nachtrag) erschlossene Udalrich-Altar anzunehmen. Die Kirche St. Ulrich in Augsburg ist erstmals zu 1034 unter dem Namen des Heiligen belegt (aecclesia sancti Odalrici; Annales Hildesheimenses, 11. Jh., MG SS Schulausgabe 39; Volkert, UuA 107 Nr. 23). Bei den zur Zeit Bischof Embrikos durchgeführten Baumaßnahmen wird die Kirche des Klosters mit dem Doppelpatrozinium Udalnch und Afra genannt (Volkert, UuA 109 Nr. 28; vgl. Nr. 310 und 317). Ein Udalrich geweihter Altar in der Klosterkirche ist möglicherweise aus der Schenkung König Heinrichs IV. von 1074 zu erschließen (Nr. 326; Volkert, UuA 110f Nr. 29). Seit dem 12. Jahrhundert wird ein Udalrich-Altar häufig in Traditionsnotizen des Klosters erwähnt; die Nennung in MB 22, 13 Nr. 7 zu 1127 „ad altare sancti Oudalrici“ (vgl. dazu HAB Schwaben 2II, 593) bezieht Schröder, in: AHAug 6, 282 Anm. 11 irrtümlich auf einen Udalrich-Altar im Dom (s. dazu auch Pötzl, in: JbAugBtmG 9, 44, 64). Weitere Nachweise aus dem Traditionsbuch von St. Ulrich und Afra s. Volkert, UuA 111 Nr. 29. Über die Benennung des Klosters nach Udalrich s. auch Hörberg 14f. Zum Udalrich-Patrozinium von Habach s. Nr. 321 und 352.

Über spezielle liturgische Formen des Udalrich-Kultes s. Nr. 270, 342 und 467; eine Udalrich-Kapelle im oder am Dom in Augsburg ist seit dem späten 13. Jahrhundert belegt (Schröder, in: AHAug 6, 282; Rummel 19 f). Auf ein Udalrich- Offizium macht aufmerksam Th. Wohnhaas, Zur Handschrift Gl. Kgl. Saml. 3449,8° der Königl. Bibliothek in Kopenhagen, in: JbAugBtmG 5 (1971) 59ff; auf eine Quelle des 13. Jahrhunderts weisen hin K. Schlager-Th. Wohnhaas, Ein Ulrichsoffizium aus Mailand, in: Ebd. 16 (1982) 122-158; zur Liturgie s. auch Th. Wohnhaas, Zur Frühgeschichte der Ulrichsliturgie, in: Ebd. 7 (1973) 75-81; P. Rummel, Zwei Ulrichslitaneien aus Gebetbüchern des 19. Jahrhunderts, in: Ebd. 7 (1973) 351 ff. Zur Überlieferung einer Udalrich-Messe aus Lorsch s. L. Eizenhöfer, Das Lorscher Sakramentar im Cod. Vat. Pal. lat. 495, in: H. Knöpp (Hg.), Die Reichsabtei Lorsch 2 (1977) 131, 137, 160, 166.

Zur Weihe eines Udalrich-Altares im Dom zu Halberstadt 992 s. Nr. 186 sowie Benz, Kirchweihe 43. Als Kirchen- und Altarpatron ist Udalrich in Petershausen [Lkr. Radolfzell] (seit 1091) nachgewiesen. Reliquien werden in Augsburg 1065 erwähnt (s. Nr. 312), ferner in Reichenau [Lkr. Konstanz] (11. Jh.), Muri [Kanton Aargau] (1064), Allerheiligen [Kanton Schaffhausen] (1064), Sindelfingen [Lkr. Böblingen] (1083), Zwiefalten [Lkr. Reutlingen] (12. Jh.), Michelfeld [Lkr. Amberg-Sulzbach] (12. Jh.), Petershausen (1129), Ellwangen [Ostalbkreis] (1124; Ellwanger Jb. 19, 40), Dießen [Lkr. Landsberg a. Lech] (1150; Nr. 526), Schönau [Lkr. Lörrach] (1164), Zürich (1170), Weißenau [Lkr. Ravensburg] (1172), Salem [Bodenseekreis] (1179), Buchhorn [Friedrichshafen; Bodenseekreis] (1215), Weingarten [Lkr. Ravensburg] (1217); vgl. Tüchle, Dedicationes Constantienses 140. Weitere Nachweise von Udalrich-Reliquien seit dem frühen 11. Jahrhunderts. Volkert, UuA 110 Nr. 28. Zur Udalrich-Verehrung in Konstanz zur Zeit Bischof Ulrichs I. (1111-1127) s. Nr. 467 und Hörberg 260f; für Neresheim vgl. P. Weißenberger, Die St. Ulrichs-Reliquie in der Abtei Neresheim, in: JbAugBtmG 8 (1974) 96-106. Zahlreiche Udalrich-Patrozinien in der Diözese Regensburg weist nach J. Lehner, Die mittelalterlichen Kirchenpatrozinien des Bistums Regensburg I, in: VO 94 (1953) 55 f. — Udalrich-Patrozinien in der Diözese Augsburg stellt zusammen Pötzl, in: JbAugBtmG 9—11 und 14; für die Propstei Geisenhausen [Lkr. Landshut] s. HAB Vilsbiburg 45 f.

Zu den von Schröder, in: AHAug 1, 288f veröffentlichten Kalendar-Überlieferungen, die den Gedenktag Udalrichs zu Juli 4 enthalten, vgl. auch Tüchle, Ottobeuren 121(12. Jahrhundert). Auf die Nennung des Todestags von Udalrich (4. Juli) in dem zwischen 993 und 1000 entstandenen Kalendar von Kempten weist hin H. Tüchle, Das Kalendar von Kempten, in: StMOSB 81 (1970) 13. In einem Kalendar von Einsiedeln ist Udalrich zum 4. Juli von einer Hand des 11. Jahrhunderts eingetragen; R. Henggeier, Die mittelalterlichen Kalendarien von Einsiedeln, in: ZSchwKG 48 (1954) 46; zahlreiche Kalendare mit Einträgen des Udalrich-Tages (4. Juli) weist nach M. Barth, Mittelalterliche Kalendare und Litaneien des Elsaß, in: Freiburger Diözesan-Archiv 86 (1966) 369, 374, 383, 394, 405, 414, 422; vom 12. Jahrhundert an führen Kalendare von Ellwangen das Fest Udalrichs an; s. V. Burr, Calendarium Elvacense, in: Archiv für Liturgiewissenschaft 6 II (1960) 400.

Zum Udalrich-Kult und seinen verschiedenen Erscheinungs- und Entwicklungsformen s. W. Pötzl, Die Anfänge der Ulrichsverehrung im Bistum Augsburg und im Reich, in: JbAugBtmG 7 (1973) 82-115; Ders., Die Ulrichsverehrung in Augsburg während der Stauferzeit, in: Ebd. 8 (1974) 66-84; P. Rummel, Besondere Feiern zur Verehrung des heiligen Ulrich in Augsburg, in: Ebd. 7 (1973) 249-274; A. Layer, St. Ulrichs-Orte im deutschen Sprachraum, in: Ebd. 8 (1974) 107-120; Ders., Verschwundene Ulrichsheiligtümer, in: JbhV Dillingen 78 (1976) 77-80; N. Hettwer, Eine untergegan­gene Stätte der Ulrichsverehrung in der Diözese Augsburg, in: JbAugBtmG 7 (1973) 354-360; L. Dorn, St. Ulrich in der Volksüberlieferung des ehemaligen Bistums Konstanz, in: Ebd. 7 (1973) 116-133; Ders., Die Verehrung des hl. Ulrich im Allgäu, in: Ebd. 8 (1974) 85-95; D. Kauß, 600 Jahre St. Ulrich in Müllen, 1000 Jahre St. Ulrich in Augsburg, in: Freiburger Diözesan-Archiv 93 (1974) 238-259; H. J. Mezler-Andelberg, Zur Ulrichsverehrung in den österreichischen Ländern, in: Veröffentlichungen des Verbandes Österreichischer Geschichtsvereine 20 (1974) 95-102; K. Kosel, St. Ulrich und die Schwaben in Österreich, in: JbAugBtmG 4 (1970) 40-45; L. Grill, St. Ulrich an der Südostgrenze des Reiches, in: Ebd. 7 (1973) 163-181; F. Grell, Die Verehrung des heiligen Ulrich in Österreich und Südtirol, in: Ebd. 7 (1973) 134-162; H. Pörnbacher, St. Ulrich in der Literatur, in: Ebd. 7 (1973) 300-311; A. Layer, Der heilige Ulrich in der Musik- und Theatergeschichte, in: Ebd. 7 (1973) 275-299; Ders., Der hl. Ulrich auf schwäbischen Jesuitenbühnen, in: ZhV Schwaben 61 (1955) 193-199; E. Buxbaum, Ulrichsverehrung und Ulrichstraditionen im Umkreis des Petrus Canisius, in: JbAugBtmG 7 (1973) 182—220; H. Hörger, Die „Ulrichsjubiläen“ des 17. bis 19. Jahrhunderts und ihre Auswirkungen auf die Volksfrömmigkeit in Ulrichspfarreien, in: ZBLG 37 (1974) 309-357; A. Layer, St.-Ulrich-Bruderschaften, in: JbAugBtmG 7 (1973) 339-350; Ders., Heiliger und Adelssippe. Zur Ausbreitung des hochmittelalterlichen Ulrichskultes, in: SchrBLG 78 (1984) 355-373; W. Berschin, Gloriosissime ad dei servicium paratus. Über den Ruhm des hl. Ulrich (1973); zur Verehrung in Paderborn vgl. Brandt-Hengst 66, 108.

Zur volkskundlichen Erforschung der Udalrich-Verehrung vgl. A. Schröder, Der hl. Ulrich in der Volksüberlieferung, in: JbhV Dillingen 36 (1923) 1-21; A. Layer, Ulrichsbrunnen in Süddeutschland und Österreich, in: ZhV Schwaben 67 (1973) 95—115; zum Udalrich-Brauchtum s. H. Stolla, Der Ulrichstag — das Ende des heidnischen Mittsommerfestes, in: JbAugBtmG 14 (1980) 171-188.

 

Regest übernommen aus: Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg, bearbeitet von Wilhelm Volkert (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Reihe 2b), Augsburg 1985, S. 88ff.

Nachträge

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RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 159, in: Regesta Imperii Online,
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(Abgerufen am 19.04.2024).

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