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RIplus | SFG: Bischöfe und Domkapitel von Augsburg - Bd. 1: Wikterp - Walther I. von Dillingen (769-1152)

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Bischof Adalpero von Augsburg (Adelbero deuotissimus seruorum Christi seruus et Augustensis ecclesie humillimus presul) übergibt an Kloster Lauresham [Lorsch, Lkr. Heppenheim/Bergstraße] im Rheingau am Fluß Wisgoz [Weschnitz] in der Grafschaft des Gebehard, in dem der Abt Liuther der klösterlichen Disziplin vorsteht, das ihm vorher vom Kaiser Arnolf geschenkte Eigengut in Kerenesheim [Gernsheim, Lkr. Groß-Gerau] im Rheingau mit allem Zubehör (uillulis et locis, curtilibus, edificiis, mancipiis utriusque sexus, agris, terris, pratis, siluis, campis, pascuis, aquis, aquarumue decursibus, cultis locis et incultis, mobilibus rebus et immobilibus, uiis et inuiis, piscationibus, molendinis, exitibus et reditibus, quesitis et inquesitis) durch die Hand seines Vogtes Heriger, wobei er sich lebenslängliche Nutzung dieses Besitzes und der ihm vom Kloster vorher übertragenen Güter (Nr. 62) vorbehält, die nach seinem Tod zu vollem Eigen an das Kloster fallen. Er ordnet eine vierfache Begehung seines Jahrtages an und bestimmt, daß den Brüdern dazu gewisse Reichnisse an Speise und Trank (plena caritate in cibo et potu), sowie in jedem zweiten Jahr abwechselnd Pelze (pellicie) und Mäntel (cappe) aus dem Gut Gernsheim zu geben sind. Aus diesem Gut ist auch die Adalpero übertragene Kirche (Nr. 62) zu unterhalten. Werden diese Bestimmungen nicht eingehalten, dann kann das Gut Gernsheim vom Bischof von Augsburg (Augustensis ecclesie presul) für die Domkirche (ad domum sancte Marie virginis) in Besitz genommen werden. Abt Liuther und die Brüder geben ihre Zustimmung. Termine zur Feier des Jahrtags: 1) VII. idus augusti, St.Afra [7. August]; 2) XVIII. kl. septembris, Assumptio Marie [15. August]; 3) VIII. idus septembris, St. Magnus [6. September]; 4) Todestag Adalperos (28. April, vgl. Nr. 95). - Zeugen: die Erzbischöfe Hatto [von Mainz] und Ratbodo [von Trier], Bischof Tietelaho [von Worms], die Grafen Cunrad [d. Ä. von Franken?], Walacho [im Wormsfeld], Gebehard [von Franken], Rupert, Liutfrid, Burkhart, Dragebodo, der „procurator domus regalis“ Rudhart und viele andere. - Consiliatum et ordinatum publice in civitate Wormatia ... in XIII. kl. iunii.

Überlieferung/Literatur

Abschrift im Chronicon Laureshamense cap. 53 (12. Jh.) HStA München, Erzstift Mainz Lit. 19 fol. 13. Drucke : CD et variarum traditionum antiquissimi monasterii Laureshamensis ... (Typis Tegerns. 1766) 99; [A. Lamey], Codex principalis Laureshamensis 1, 97-100; K. A. F. Pertz, Chron. Lauresham. MG SS 21, 381 (Datum : 895-909 Mai 20) ; K. Glöckner, Codex Laureshamensis 1, 336 ff Nr. 53 Regest Nr. 3547. - Regesten : MB 33a, 1 Nr. 2 (kurzer Hinweis mit Datum : ca. 896 Mai 20) ; Böhmer-Will 1, 88 Nr. 23; Dobenecker, Reg. Hist. Thur. 1, 62 Nr. 285; Görz, Reg. der EB. von Trier 1, 2 (zu 895 Mai 20) ; RI 21 Nr. 1929a. - Vgl. Feist-Helleiner, AZ 37, 44; W. Müller, Hessisches ONB 1, Starkenburg, 219, 221 (217 Lit. über Gernsheim).

Kommentar

Die Urkunde enthält keine Jahresangabe, doch legen es Tag und Ort („in civitate Wormatia“), sowie die Reihe bedeutender Zeugen nahe, die Entstehung auf dem Reichstag in Worms im Mai/Juni 897 anzunehmen (RI 21 Nr. 1929 a, 1930,1931). Dort ist auch die Anwesenheit Adalperos, Hattos von Mainz, Tietelahs von Worms und Rudharts bezeugt. Liuther ist schon als Abt genannt („Liuthero abbate“), er dürfte wohl 897 Januar 30 die Stelle angetreten haben, als Arnolf dem Kloster die freie Abtwahl zurückgab (Nr. 61). Bis ca. 901 hat Adalpero die Oberleitung über dieses Kloster noch innegehabt, während Liuther die Aufgaben des Klostervorstands an Ort und Stelle wahrnahm, heißt es doch in der Urk. „ubi (sc. dem Kloster) moderno tempore venerabilis abbas Liutherus regulari disciplina preesse videtur“. Die Annahme einer zweiten Einsetzung Adalperos (Neundörfer 22 f) zur Erklärung seiner Nennung in Nr. 74 von 900 ist nicht nötig, da er wohl immer eine gewisse Oberaufsicht über den eigentlichen Abt Liuther führte.

Mit dieser Schenkung dürfte das im Cod. Lauresham. Nr. 3671-3675 (Glöckner 3, 173-176) erhaltene alte Reichsgutsurbar an das Kloster gekommen sein, das schon bei der Schenkung des Ortes Kerenesheim durch Arnolf an Adalpero gelangt war (s. Nr. 60; vgl. R. Kraft, Das Reichsgut im Wormsgau 12).

Über den „procurator domus regalis“ Rudhart vgl. Dümmler, Ostfr. Reich 23, 487; er ist auch Intervenient in Nr. 64 u. 65.

 

Nachtrag:

 

Zur Schenkung von Gernsheim s. F. Knöpp (Hg.), Die Reichsabtei Lorsch 1 (1973) 402 ff. Zur Stellung Adalperos in Lorsch neben Abt Liuther s. Wehlt 37. - Über das Reichsguturbar aus Lorsch vgl. W. Metz, Das karolingische Reichsgut (1960) 53-59. - Zur Reichsversammlung von Worms vgl. Weber, Reichsversammlungen 181.

 

Regest übernommen aus: Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg, bearbeitet von Wilhelm Volkert (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Reihe 2b), Augsburg 1985, S. 49f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 63, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/f0dcd8e1-7023-478c-a63c-a556f4321473
(Abgerufen am 28.03.2024).

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