RIplus | SFG: Bischöfe und Domkapitel von Augsburg - Bd. 1: Wikterp - Walther I. von Dillingen (769-1152)

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[Der Domkanoniker] Walther wird zum Bischof [von Augsburg] gewählt. - 14. kalendas aprilis.

Überlieferung/Literatur

Chronographia Heimanis (12. Jh.) MG SS 10, 3. Bischofslisten: MG SS 13, 280, 335; 14, 559; 15 II, 1308.

Kommentar

Namensformen: Waltherus, Walterus, Waltharius, Waltarus, Gualter, Gualterus, Waltkerus. — Die Wahl war durch den Tod Bischof Hermanns 1133 März 19 (s. Nr. 477) veranlaßt. Das Datum des Todestages (14. kalendas aprilis) gibt Heimo auch für die Wahl an, was wohl kaum zutreffen kann. Über den Kreis der an der Wahl Beteiligten fehlen Angaben. Zur Überlieferung des Werkes von Heimo von Bamberg vgl. Wattenbach-Schmale 39 f, 271. Zur Bestätigung der Wahl durch Kaiser Lothar s. Nr. 481, zur Ordination Walthers s. Nr. 486 (vgl. dazu sowie zur Wahl Crone 171, 281). Die Nachfolge Walthers nach Hermanns Tod erwähnt auch Gerhoh von Reichersberg (Commenta- rius in psalmum 133; MG Lib. de lite 3, 499), der Bischof Walther als greisenhaften Menschen, der wenig zur kirchlichen Verwaltung, besser zur Mehrung der weltlichen Güter geeignet gewesen sei, schildert.

Ein Augsburger Domkanoniker Walther wird 1104 genannt (Nr. 382 und 383); möglicherweise ist er mit dem 1133 in fortgeschrittenem Alter zum Bischof gewählten Walther identisch. Über die von Walther der Augsburger Kirche übertragenen Güter s. Nr. 529.

Herkunft: Walther gehörte zur Familie der Stifter des Klosters Langenau-Anhausen a. d. Brenz (s. Nr. 454, 506, 507; vgl. Germania Benedictina 5, 369); diese hatte das schwäbische Pfalzgrafenamt inne und galt als Zweig der Sippe der Grafen von Dillingen (Zoepfl, Bischöfe 126 f; über die vielschichtigen älteren genealogischen Zuordnungsversuche dieser Familie vgl. Pfitzer 55-70, 182 ff). Über die Abstammung von Walthers Vater, Pfalzgraf Manegold, von den sogenannten Hupaldingern und deren Verwandtschaft mit den Grafen von Dillingen vgl. Layer, in: JbhV Dillingen 75, 50-58; Bühler, in: Ebd. 71, 55 ff; 77, 122 ff. Zur Zeit der Wahl wurde Walther als „homo senex et grandaevus“ bezeichnet (Gerhohi Reichersbergensis commentarius in psalmum 133 MG Lib. de lite 3, 499); möglicherweise kann daraus auf die Geburtszeit in den 1060er Jahren geschlossen werden.

Vater: Manegold [d. Ä.]; vgl. die Erwähnungen in den Urkunden für Kloster Anhausen von 1125 (Nr. 454), 1143 (Nr. 506, 507) und 1150 (Nr. 523), sowie Bühler, in: JbhV Dillingen 71, 55 ff; Ebd. 77, 119 ff; Layer, in: Ebd. 75, 54 ff (mit Zusammenstellung der älteren Literatur).

Mutter: Adelheid, aus der Sippe der Grafen von Büren (von Bühler, in: JbhV Dillingen 77, 143, 156 erschlossen; vgl. Ders., in: ZWLG 40, 188ff; s. auch noch die älteren Arbeiten von Steichele, BA 3, 39 ff; Pfitzer 182 f).

Hansmartin Decker-Hauff, Das Staufische Haus (Die Zeit der Staufer 3) 1977, 345, 347; (Ebd. 4) 1977, Tafel XV reiht den Pfalzgrafen Manegold „mit Vorbehalt versuchsweise“ als Sohn des Grafen Friedrich von Büren ein; dieser sei mit Adelheid („vielleicht aus dem Geschlecht der schwäbischen Adalberte“) vermählt gewesen. Die bisher als seine Gemahlin betrachtete Adelheid von Büren sei seine Schwester gewesen. Bischof Walther und seine Brüder wären danach Staufer; König Konrad III. ihr Vetter, Friedrich Barbarossa ihr Neffe gewesen. In den Quellen fehlt dazu jeder Hinweis.

Brüder: Adalbert, Manegold (d.J.) und Udalrich (vgl. Nr. 454, 504, 506, 507; Layer, in: JbhV Dillingen 75, 57f; Bühler, in: Ebd. 77, 137). Walther hat zusammen mit seinen Brüdern Adalbert und Udalrich das päpstliche Schutzprivileg für das Hauskloster Anhausen erwirkt (Nr. 454); über seine weitere Wirksamkeit für Anhausen vgl. Nr. 506, 507 und 523.

Siegel Bischof Walthers. Rundsiegel, Durchmesser 85 mm. Siegelbild: Thronender Bischof mit mützenartiger Kopfbedeckung, in der rechten Hand einen einwärts gewendeten Stab, in der linken Hand ein offenes Buch haltend. Umschrift: VVALTERVS DI GRA AVG EPC (Waltherus dei gratia Augustensis episcopus). Kopf und Füße der Figurendarstellung ragen in den Kreisring der Legende. Eine 1811 vom Siegel der Urkunde Nr. 506 angefertigte Beschreibung teilt mit, daß auf dem Buch die Worte PAX VOBIS zu erkennen seien; am Original ist dies jetzt nicht mehr sichtbar. Als durchgedrücktes und eingehängtes Siegel erhalten an Nr. 488, 489, 501, 518, 522, 524 zwischen 1135 und 1150; als anhängendes Siegel an Nr. 506; besiegelt waren auch Nr. 496 und 517; gut erhaltene Abdrucke an Nr. 489 und 524. Zur Siegelbeschreibung vgl. auch Feist-Helleiner, in: AZ 37, 82 f und Schröder, in: AHAug 6, 810. - Von der Gründungsurkunde von Kloster Kaisheim (Nr. 489) sind neben dem Original mit einwandfreiem Siegel (KlosterA St. Bonifaz in München, Kaisheimer Urk. Nr. 1) zwei, wohl um 1160 entstandene Nachzeichnungen erhalten. Das im HStA München, Domkapitel Augsburg Urk. Nr. 6 erhaltene Exemplar trägt auf der Rückseite eine eingehängte Wachsplatte von ca. 85 mm Durchmesser, in die offensichtlich kein Stempel abgedrückt wurde. Die aus dem Klosterarchiv Kaisheim stammende Nachzeichnung (HStA München, Kloster Kaisheim Urk. Nr. 2) trägt auf der Rückseite ein eingehängtes Siegel von 75 mm Durchmesser; Siegelbild: Thronender Bischof mit Mitra, in der rechten Hand einen einwärts gewendeten Stab, in der linken Hand ein offenes Buch haltend. Umschrift: +....RVS GRATIA DEI ….NSIS EPISCOPVS. Abbildung: Hofmann, Urkunden Kaisheim Abb. Nr. 6 (vor S. 1+);

Beschreibung: Ebd. 54+ und 2 Nr. 1 (Ziffer III.). Das Siegelbild ist von hoher künstlerischer Qualität; eine Siegelfälschung durch späteren Nachschnitt erscheint ausgeschlossen. In der Umschrift sind in sehr geschickter Weise Teile des Bischofsnamens und der Bezeichnung des Bischofssitzes getilgt. Da der Text der Urkunde auf Rasur steht, ist anzunehmen, daß Pergament (südlich?) und Siegel von einer echten Bischofsurkunde aus der Mitte oder ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammen. In der Umschrift ist die Formulierung „gratia dei“ sowie das ausgeschriebene Wort „episcopus“ auffällig. Den Typ des runden bischöflichen Thronsiegels kennt die Sphragistik vornehmlich im 12. Jahrhundert; seit dessen zweiter Hälfte und vermehrt im 13. Jahrhundert erscheint die spitzovale Form (vgl. dazu Kittel, Siegel 202 f, 390, 394; ferner die Abbildungen bei K. Siferlinger, Die Siegel der Bischöfe von Freising [Diss. München] 1925 und O. Posse, Die Siegel der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz, Erzkanzler des deutschen Reiches bis zum Jahr 1803 [1914], 44—46 und Tafeln 2-5). Die Identifizierung des Siegels ist noch nicht geglückt. Monogramme Bischof Walthers. Nr. 488 enthält ein Namensmonogramm mit der Grundform W, Nr. 501 und 522 enthalten Namensmonogramme mit der Grundform H, Nr. 489, 505 und 524 enthalten Titel- und Namensmonogramme mit der Grundform aus der Buchstabenkombination VAT, an welche die Buchstaben für Waltherus episcopus angefügt sind; mehrfach auftretende Buchstaben sind nur einmal im Monogramm enthalten (bei Nr. 524 fehlen die Buchstaben l, o, c und h). Vgl. dazu auch Feist-Helleiner, in: AZ 37, 79 f. Ein weiteres Namensmonogramm, das im Aufbau von den besprochenen Monogrammen abweicht, zeigt Nr. 506; diese Urkunde ist auch durch den Schriftcharakter möglicherweise als Empfängerarbeit anzusehen, das Monogramm besteht aus einem Quadrat mit Halbierungs- und Diagonallinien, an deren Schnittpunkten die Buchstaben des Bischofsnamens angebracht sind. Die Urkunde fällt auch durch die Verwendung des anhängenden Siegels aus dem Rahmen der Augsburger Kanzleigewohnheiten (vgl. Feist-Helleiner, in: AZ 37, 64f).

Der schon unter Bischof Hermann tätige Notar Rüdiger (s. Nr. 366) wirkt auch unter Bischof Walther als Verfasser und Schreiber von Bischofsurkunden. Nr. 488 und 524 sind von ihm geschrieben; für Nr. 501, 506, 521, 522 und 524 kommt er als Verfasser in Frage. Als Zeuge erscheint er unter den Domkanonikern in Nr. 501, als Archidiakon in Nr. 521. Ob der in Nr. 522 genannte Domkanoniker Rüdiger mit ihm identisch ist, bleibt fraglich. Möglicherweise sind Nr. 501 und 517 von einem unter Bischof Hermann arbeitenden Notar mundiert (s. Nr. 470; von Feist- Helleiner, in: AZ 37, 59 als Schreiber C bezeichnet); vielleicht ist ihm auch das Diktat von Nr. 518 zuzuweisen. Ebenfalls von einem unter Bischof Hermann tätigen Schreiber (s. Nr. 457 und 458) ist vielleicht Nr. 522 geschrieben. Die zunehmende Kanzleimäßigkeit zeigt sich auch an der Verwendung der Reimprosa und an der vermehrten Benutzung kurialer Formularbestandteile. Wahrscheinlich geht dies auf den Einfluß des offensichtlich in führender Position der bischöflichen Kanzlei wirkenden Notar Rüdiger, den Bruder Gerhohs von Reichersberg zurück (vgl. Feist-Helleiner, in: AZ 37, 56-65; Schröder, in: AHAug 6, 815, 819-835; Classen 13f). Singulär ist die Nennung des Notars Hermann zum Jahr 1138 in einer Urkunde, deren Überlieferung allerdings nicht unproblematisch ist (Nr. 496).

Münzen aus der Münzstätte Augsburg, die in der Umschrift den Namen Bischof Walthers nennen, sind nicht überliefert; möglicherweise stammen aus seiner Zeit Prägungen der sog. Udalricus-Denare (Steinhilber 39).

Eine erst in BA 4, 894 schriftlich festgehaltene Tradition, die nicht über das 18. Jahrhundert zurückreicht, möchte wissen, daß Bischof Walther 1138 Januar 13 eine Kapelle beim Schloß Schenkenau (Lkr. Neuburg-Schrobenhausen) geweiht habe (s. auch Pötzl, in: JbAugBtmG 11, 56); es ist noch ungeklärt, an welche mittelalterliche Quelle diese Überlieferung anknüpfen könnte.

Bischof Walther wird erwähnt in der Datierung des (allerdings nicht unverdächtigen), auf 1147 datierten Eintrags im Traditionsbuch von St. Ulrich und Afra in Augsburg, wodurch die Herzöge Welf VI. und Heinrich XII. ihren Ministerialen gestatten, Traditionen an das Kloster vorzunehmen (presidente vero Augustensis ecclesie W. episcopo; MB 22, 75; vgl. dazu Schwarzmaier 105; HAB Schwaben II 2, 41 f, 71 f). Außerdem wird Bischof Walther genannt in einer Mancipienschenkung an St. Ulrich und Afra (acta sunt hec tempore venerabili episcopo W. presidente Aug.; MB 22, 70).

In der zwischen 1166 und 1167 anzusetzenden Güterübereignung durch den Zellerar Wernher des Stifts St. Moritz in Augsburg an das Kloster St. Georg in Augsburg wird ein Hof in Inningen (Lkr. Augsburg) als Leihegut von Bischof Walther und dessen Nachfolger Konrad bezeichnet (HStA München, Augsburg, Kloster St. Georg Urk. Nr. 4; RB 1, 217; 4, 782; zur Datierung vgl. Zeller, in: AHAug 5, 381 und M. Hörmann 72).

Bischof Walther von Augsburg (Augustensis) erscheint als Zeuge in der in einer Abschrift des 16. Jahrhunderts überlieferten Urkunde des Erzbischofs Adalbert I. von Mainz für das Kloster Homburg (Kr. Langensalza) von 1136 August 19, Würzburg; Stimming, Mainzer UB 1, 527f Nr. 608; über Homburg s. H. Patze, Handbuch der histor. Stätten, 9. Thüringen (1968) 204.

Khamm, Hier. Aug. 2 (1712) 123 teilt mit, daß Bischof Walther 1136 Mai 27 die Kirche in Grönenbach [Lkr. Unterallgäu] geweiht habe; dies übernehmen ohne Überprüfung J. Sedelmayer, Geschichte des Marktfleckens Grönenbach (1910) 150, 201 und M. Sontheimer, Die Geistlichkeit des Kapitels Ottobeuren 3 (1917) 80; Braun, Beschreibung 1, 91 erwähnt ebenfalls die Weihe, nennt aber den Konsekrator nicht namentlich. Die Vorlage Khamms war nicht zu ermitteln; auch die Vorarbeiten von Steichele, Schröder und Zoepfl zur Bistumsbeschreibung enthalten keine Hinweise (frdl. Mitteilung von P. Rummel).

Im Privileg Papst Innozenz II. von 1135 Juni 19 für Kloster Hl. Kreuz in Donauwörth (Lkr. Donau-Ries) werden die Rechte des Diözesanbischofs (dyocesanus) bei der Weihe von Altären und Kirchen und der Ordination von Mönchen und Klerikern umschrieben; Bischof Walther wird namentlich nicht genannt (MB 16, 14 Nr. 2; GP 2 I, 98 Nr. 5; JL 1, 867 Nr. 7719; Vock, Regesten Hochstift Augsburg 10 Nr. 23; vgl. auch BA 3, 701 und 832; Hemmerle, Germ. Ben. 2, 75).

1149 Oktober 25 befiehlt Papst Eugen III. dem Erzbischof Heinrich von Mainz, angebliche Boten der päpstlichen Kurie, die in dessen Sprengel (per partes vestras) die Gläubigen mit unberechtigten Abgabenforderungen belästigen, festzunehmen und die Suffraganbischöfe (episcopos ecclesie tue suffraganeos) zu demselben Vorgehen zu veranlassen. - 8. k. novembris. Druck: Acht, Mainzer UB 2 I, 237f Nr. 125 (mit Nachweis der Überlieferung über Kloster St. Alban in Mainz und der älteren Drucke); Regest: GP 4, 149 Nr. 322; JL 2, 64 Nr. 9353. Hinweise, daß dieses Mandat dem Bischof von Augsburg bekannt geworden ist, fehlen.

Auf Wunsch Bischof Walthers (1133-1152) verfaßt Abt Udalschalk von St. Ulrich und Afra in Augsburg die Vita des Bischofs Adalpero (887-909); s. dazu Nr. 52 und 366; Wattenbach-Schmale 269; HB d. bayer. Geschichte 3, 891. Ausgabe von Ph. Jaffé, in: ABtmAug 3, 1-9; zur Überlieferung vgl. auch W. Berschin, Odalscalcs Vita s. Konradi im hagiographischen Hausbuch der Abtei St. Ulrich und Afra, in: Freiburger Diözesan-Archiv 95 (1975) 82-87, 91; Hörberg 78, 161. Zusammenfassende Literatur über Walther: Braun, Geschichte 2, 82-104; Zoepfl, Bischöfe 126-133; vgl. auch Simon 46f; Schöntag 25.

 

Regest übernommen aus: Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg, bearbeitet von Wilhelm Volkert (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Reihe 2b), Augsburg 1985, S. 284ff.

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Empfohlene Zitierweise

RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 478, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/ee7b140c-5d1f-4e4b-9edb-88805815d857
(Abgerufen am 29.03.2024).

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