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RIplus | SFG: Bischöfe und Domkapitel von Augsburg - Bd. 1: Wikterp - Walther I. von Dillingen (769-1152)

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Folgt auf Bischof Witgar.

Überlieferung/Literatur

Reginonis Prumiensis chronicon (Anfang 10. Jh.) MG SS Schulausg. 128 ; Bischofslisten MG SS 13, 279, 334; 14, 558 ; 15 II, 1308.

Kommentar

Namensformen: Adalpero, Adelpero, Adalbero, Adhalbero, Adelbero, Adalbertus, Athalbero.

Sicheres über Adalperos Herkunft läßt sich nicht ermitteln (Regino von Prüm, Chronicon: Adhalbero nobilis generis ... vir), die gleichzeitigen Quellen schweigen darüber; auch die Vita des Abtes Udalschalk (s. unten) sagt, sie wisse nichts von seiner Abstammung. Die später aufgekommene Angabe (so noch Braun, Gesch. 1, 151; Zimmermann, Kal. Ben. 3, 155, 158; Dict. d’hist. et de geogr. Eccl. 1, 429), Adalpero stamme aus dem Geschlecht der Grafen von Dillingen, ist in den gleichzeitigen Quellen nicht belegt, sie ist auch ganz unwahrscheinlich. Bestimmt ist jedoch zu vermuten, daß er aus einer Familie des Hochadels stammt. Darauf deutet seine hervorragende Stellung in der Reichspolitik an der Seite Kaiser Arnolfs und König Ludwigs IV.; unter diesem wuchs er mit Hatto I. von Mainz zusammen weit über die Stellung eines Ratgebers hinaus (Vita Udalrici [MG SS 4, 386] „gubernacula pene omnia cum rege disponens“; vgl. auch Breßlau, Hdb. der Urkundenlehre 2, 198 f; Schur, Königtum und Kirche 50 f).

Sein Verkehr mit Regino von Prüm zeigt, welchen Ansehens er sich im Kreis der vornehmen Adelsfamilien erfreute; um die Wende des 9. zum 10. Jh. gewann diese Schicht volle Betätigungsfreiheit, die Adelsherrschaft der Dynastengeschlechter des hohen Mittelalters bahnt sich hier an (vgl. Nr. 89; zu Regino von Prüm H. Löwe, Rheinische Vierteljahrsblätter 17, bes. 152 ff, hier auch die Zusammenstellung der Lit. über Reg. und sein Chronicon). Regino stammte aus adliger Familie (wohl aus Altripp, Lkr. Ludwigshafen, unweit Kloster Lorsch, dem Adalpero zeitweilig als Abt vorstand, vgl. Nr. 56), so darf man bei Adalpero, dem er sein Hauptwerk widmet, Abstammung aus der gleichen Standesschicht annehmen. Nach dem Zeugnis Reginos (a.a.O. 128) und des Propstes Gerhard von Augsburg (Vita Udalrici, MG SS 4, 386) war er ein Mann hoher Bildung, besonders sein philosophisches Wissen und seine musikalischen Fähigkeiten werden gerühmt (letzteres wieder eine Parallele zu Regino v. Pr., der als Verfasser „De harmonica institutione“ bekannt ist; Wattenbach, Geschichtsquellen 71, 311-14; ADB 27, 557 f).

 

Die Adalpero zugeschriebene Abtwürde des Klosters Ellwangen (Braun, Gesch. 1, 151 f mit Angabe der älteren Geschichtsschreiber; Lindner, Mon. Aug. 64; Zimmermann, Kal. Ben. 3, 155) ist urkundlich nicht belegt. Die tatsächliche Liste der Äbte von Ellwangen in karolingischer Zeit enthält Adalperos Namen nicht (Schwarz, ZWLG 11, 25 ff).

 

Die älteste Chronik des Klosters Ottobeuren (13. Jh.) nennt vor Bischof und Abt Udalrich in der Abtsliste auch Adalpero (MG SS 23, 616; Steichele, ABtAug 2, 22). Es fehlen jedoch ältere Nachrichten, die eine Identität mit Bischof Adalpero von Augsburg herstellten. Wahrscheinlich liegt dieser Aufzeichnung des 12. Jh. eine Verwechslung mit Adalbero, dem Neffen Bischof Udalrichs, zu Grunde, der im 10. Jh. Kommendatarabt von Ottobeuren war (vgl. Nr. 151, 153; Feyerabend 1, 253, 305; Lindner, Monasticon 89).

 

Abt Udalschalk von St. Ulrich und Afra in Augsburg schrieb zwischen 1133 und 1150 auf Wunsch Bischof Walthers eine Vita beati Adalberonis episcopi Augustensis (hgg. von Ph. Jaffe, ABtAug 3, 1-9, die an Bischof Walther gerichtete Vorrede auch in MG SS 4, 383). Udalschalk hatte dazu jedoch keine andere Quelle als das 1. Kapitel der Vita Udalrici, abgesehen von den Berichten über später an Adalperos Grab geschehene Wunder, bietet also für die Amtszeit Adalperos keine weiteren Nachrichten (Wattenbach, Geschichtsquellen 71, 286; 62, 63 f; Wattenbach-Holtzmann 1, 258 f). - Über Adalpero vgl. auch Hefele, in: Wetzer-Welte, Kirchenlexikon 1, 190 f; Zimmermann, in: LThK 1, 78; Zoepfl, in: NDB 1, 39 f; ders., Bischöfe 55-59.

 

Nachtrag:

 

Über Adalpero vgl. Lexikon des Mittelalters 1 (1980) 93; K. F. Werner, Liens de parente et noms de personne, in: Collection de l’ecole francaise de Rome 30 (1977) 30 f; Doye 1, 9; BHL 1, 6; Zoepfl, Der selige Adalpero, Bischof von Augsburg (Bavaria Sancta 3, hg. von G. Schwaiger) 105-110; Jocham, Bavaria Sancta 1, 349-356. - Über die Bedeutung Adalperos im Regierungssystem Kaiser Arnolfs vgl. Fleckenstein, Hofkapelle 1, 205, 207; bei König Ludwig IV. s. ebd. 211 sowie MG DKar. Germ. 4, 76. - Zur Vita Bischof Adalperos s. Nr. 366 und 478.

Decker-Hauff, in: ZWLG 14, 310 hält die Verwandtschaft Adalperos mit der Hupald-Sippe für möglich; er vermutet, daß Adalpero der Bruder des Vaters des späteren Bischofs Udalrich gewesen sei. Bühler, in: JbhV Dillingen 75, 38 stellt derartige verwandtschaftliche Beziehungen nicht her. Über Regino von Prüm vgl. auch Weber, Reichsversammlungen 41 ff.

 

Regest übernommen aus: Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg, bearbeitet von Wilhelm Volkert (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Reihe 2b), Augsburg 1985, S. 44f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 52, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/e719c27a-abaa-4b66-a804-9857eccdcc80
(Abgerufen am 29.03.2024).

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