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RIplus | SFG: Bischöfe und Domkapitel von Augsburg - Bd. 1: Wikterp - Walther I. von Dillingen (769-1152)

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Bischof Heinrich (secundus Hainricus Augustensis ecclesie episcopus) erwirbt ein Gut (predium) in Eigislinga [Aislingen, Lkr. Dillingen] und übergibt es durch die Hand des Edlen Sigepoto dem Altar der hl. Maria [im Dom zu Augsburg] zur Nutzung durch die Kanoniker unter Ausbedingung einer Pfründe und der Verbrüderung (pro annonae fraternitatisque pactione). Er überträgt am gleichen Tag alles, was während seiner Bischofszeit unter der gleichen Bedingung für die [Dom-]Kirche erworben wurde oder noch erworben wird, in die Verfügungsgewalt und den Nutzgenuß der Kanoniker.

Liste der übertragenen Güter: (1) 2 Hufen in Eigislinga (BA 5, 576 f); (2) 0,5 Hufe in Loubon [Lauben, Lkr. Memmingen]; (3) 0,5 Hufe in Purron [Ettenbeuren, Lkr. Günzburg? BA 5, 182]; (4) 1 Hube in Gronoua [Grünhöfe, Lkr. Günzburg? BA 5, 191]; (5) 1 Hufe in Gershoua [Gersthofen, Lkr. Augsburg]; (6) 3 Hufen in Eringesinga [Aresing, Lkr. Schrobenhausen; BA 2, 159]; (7) 1 Hufe mit dem Anteil der Kirche in Segeloua [Seglohe, Lkr. Nördlingen]; (8) 1 Hufe, die der [Dom-]Propst für einen Denar besitzt; (9) 1 Hufe, die der Diemar für 8 Schilling besitzt; (10) 1 Hufe in Haselach [Haslach, Lkr. Kaufbeuren; BA 6, 248], die Ropert von Ursina [Ruprecht II. von Ursin] übergeben hat; (11) 1 Hufe in Tunnebunt [abgegangen bei Dasing? vgl. Nr. 103 S. 66]; (12) 2,5 Hufen in Popinga [Bobingen, Lkr. Schwabmünchen; BA 8, 74 f]; (13) 1 Hufe in Pitengouua [Peiting, Lkr. Schongau]; (14) 1 Hufe in Stocheim [Stockheim, Lkr. Mindelheim; BA 2, 381]; (15) 1 Hufe in Heicperg [Heimberg, Lkr. Augsburg? BA 2, 56]; (16) 2 Hufen in Steindorf [Lkr. Fürstenfeldbruck; BA 2, 543]; (18) 2 Hufen in Heselivuanc [Höselwang? Flurname bei Mindelheim; vgl. Zoepfl, Mindelheim 116]; (19) 0,5 Hufe mit Wald in Waitolfestete [Wortelstetten, Lkr. Wertingen?]; (20) 1 Gut (predium) in Otringa, das Herzog Welf [II. gest. 1030; oder Welf III. gest. 1055] übergab [Ettringen, Lkr. Unterallgäu (BA 2, 373)]; (21) 2 Hufen in Affeltrah [Apfeltrach, Lkr. Unterallgäu (BA 2, 305)]; (22) 1 Hufe in Scvzzergovua [Kutzenhausen, Lkr. Augsburg? (BA 2, 76 f)]; (23) 1 Hufe in Stubon [abgeg. bei Burgau, Lkr. Günzburg (BA 5, 491, 526)]; (24) 1 Hufe in Bonestetten [Bonstetten, Lkr. Augsburg (BA 2, 27)]; (25) 1 Hufe in Holzeswanc [Holzschwang, Lkr. Neu-Ulm (BA 5, 305)]; (26) 2 Hufen und die Kirche in Grabon [Graben, Lkr. Augsburg (BA 8, 207)].

Überlieferung/Literatur

StadtA Augsburg, Urkundensammlung Nr. 3 (Or. Perg.); ebd., Herwart, Urkundensammlung 1, 28 f Nr. 13 (Abschrift 18. Jh.). - Drucke: Raiser, Guntia 59; Ders., in: 7. Jber. d. histor. Vereins f. Schwaben und Neuburg (1842) 70 f Nr. 3 (beide Drucke ungenau); Schröder, in: BA 5, 577 Anm. 3 (bis einschl. [5] der Güterliste). - Vgl. auch Braun, Geschichte 1, 384 ff; Rückert, in: AHAug 5, 190.

Kommentar

Die Schenkung Heinrichs an das Domkapitel dürfte in das letzte Jahr seines Lebens zu setzen sein, nachdem er um diese Zeit den harten Kurs gegenüber dem Domkapitel und auch gegenüber St. Ulrich und Afra gemildert hatte (vgl. Nr. 284, 300). Bei (1) steht die Zahlenangabe „I et dimidia“ auf Rasur. Mit (6) wechselt die Hand; auch die zweite Hand ist noch im 11. Jahrhundert anzusetzen.

Die Aufzeichnung ist das Original der Schenkungsnotiz, der dann wenig später die anderen übertragenen Besitzungen beigefügt wurden. Das Stück bezeichnet sich selbst als „cartha“, obwohl ihr die Merkmale der dispositiven Urkunde fehlen (sub carthae huius testimonio). Im Aufbau zeigt die Notiz gewisse Ähnlichkeit mit der Tradition Bischof Gebehards an St. Stephan (s. Nr. 201). Obschon seit der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts die Augsburger Bischöfe Siegelurkunden ausstellten (s. Nr. 144), wurden noch in der Mitte des 11. Jahrhunderts die bischöflichen Rechtshandlungen auch in der Form von Traditionsnotizen beurkundet (s. auch Volkert, St. Stephan 36 f).

Es ist möglich, daß nicht alle der unter (6) bis (26) genannten Güter während der Regierungszeit Bischof Heinrichs dem Domkapitel geschenkt worden sind; es können auch Erwerbungen aus der Zeit Embrikos hier aufgezeichnet sein. Mit Ausnahme der unter (21) und (26) genannten Orte erscheinen alle Namen auch im Güterverzeichnis des Domkapitels aus der Zeit Bischof Hermanns (s. Nr. 367 Verz. I). Über (1) Aislingen vgl. auch ONB Dillingen 2 Nr. 6; (10) Haslach ONB Kaufbeuren 27 Nr. 108; über Rupert II. von Ursin s. BA 6, 139 und 154; über (11) Tunnebunt vgl. Großmann, ONB Friedberg (Manuskript) Nr. 107.

Im Jahrtagsbuch des Augsburger Domes ist beim Todestag Bischof Heinrichs eingetragen, er habe 15 Hufen dem Kapitel geschenkt (MG Necr. 1, 67; vgl. Nr. 303); man kann annehmen, daß diese Hufen in dem genannten Güterverzeichnis enthalten sind. Weiter ist bei den Jahrtagen des Domkapitels vermerkt (MG Necr. 1, 71), daß Herzog Welf dem Kapitel 5 Hufen in Oetringen [Ettringen, Lkr. Unterallgäu] geschenkt hat. Schon Braun, Geschichte 1, 386 vermutete, daß dieser Besitz um 1030 zur Entschädigung für den Raub an Bischof Bruno übergeben worden sei (s. Nr. 253). Welf II. starb 1030; eventuell handelte es sich bei dem Schenker auch um Welf III. (gest. 1055). - Aus welfischem Besitz könnten vielleicht die Güter in (14) Stockheim, (16) Steindorf und (21) Apfeltrach stammen, da in diesen Orten anderweitig welfischer Ministerialenbesitz nachzuweisen ist (BA 2, 381, 543, 305). Bei Steindorf ist auch ein Zusammenhang mit dem „predium Moringen“ [Mering, Lkr. Aichach-Friedberg] möglich, welches 1078 Bischof Siegfried II. von Augsburg nach königlichem Spruch erhielt (s. Nr. 345).

 

Nachtrag:

 

Zur Bedeutung von annona (Lebensunterhalt, Pfründe) s. Mittellateinisches Wörterbuch 1, 675. - Über die Orte s. auch Nachtrag zu Nr. 367; ferner: (5) Gersthofen: Dertsch, in: AHAug 6, 327 Nr. 56; Volkert, St. Stephan 91; (6) Aresing: HAB Schrobenhausen 59; (11) Tunnebunt: HAB Schwaben II 2, 635 und Nr. 367 Verz. I Ziffer 8; (14) Stockheim: HAB Mindelheim 80; (20) Ettringen: HAB Mindelheim 11, 71 (Welf II. war Graf, nicht Herzog); (21) Apfeltrach: HAB Mindelheim 133; (23) Stubon: HAB Günzburg 164. Zwischen (16) und (18) ist einzuschieben: (17) Usinhova [abgeg. bei Fischach, Lkr. Augsburg.] - Über die Orte vgl. Jahn 238-255; HAB Augsburg Land 73, 246, 255, 296.

In den um 1100 niedergeschriebenen Aufzeichnungen über Güter, welche dem Domkapitel entfremdet sind (s. Nachtrag zu Nr. 383) findet sich der Hinweis, daß Bischof Heinrich [II.] fünf Huben in Straubing und [Unter-]Parkstetten [Lkr. Straubing-Bogen] einem Adalpert überlassen hat.

 

Regest übernommen aus: Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg, bearbeitet von Wilhelm Volkert (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Reihe 2b), Augsburg 1985, S. 176f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 302, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/e68bb003-979c-4af0-8093-5abd8292c57b
(Abgerufen am 19.04.2024).

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