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RIplus | SFG: Bischöfe und Domkapitel von Augsburg - Bd. 1: Wikterp - Walther I. von Dillingen (769-1152)

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Bischof Witgar [von Augsburg] ist Erzkapellan König Karls III., bis Anfang des Jahres 878 steht er an der Spitze der Kanzlei.

Überlieferung/Literatur

MG DKar. Germ. 2, 4 f Nr. 2(RI 21 Nr. 1578) und 7 f Nr. 5 (RI 21 Nr. 1582; Faksimile bei Kehr, Kanzlei Karls III., Tafel 1).

Kommentar

Diese beiden Urk. von 877 April 15 und 877 August 15 sind von „Liutwardus cancellarius advicem Uuitgarii archicapellani“ rekognosziert. In der Urk. von 877 Juli 7 (MG DKar. Germ. 2, 5 f Nr. 3; RI 21 Nr. 1580) kann der Name Witgars erschlossen werden.

Witgar dürfte wohl gleich nach Ludwigs d. D. Tod 876 mit dessen Sohn Karl III. als dem königlichen Herrn Alamanniens in engere Verbindung gekommen sein. Die Bedeutung des Augsburger Bischofs zeigt seine Stellung als Erzkapellan, dem alle am kgl. Hof versammelten Geistlichen unterstanden; diesen oblag auch die Besorgung des Urkundenwesens (Klewitz, DA 1, 79; ders., AUF 16, 103; Kehr, Kanzlei Karls III. 6 f. Schur, Königtum und Kirche 31 f). Die Leitung der Kanzlei gab Witgar spätestens im März 878 ab, wie das am 24. März 878 „advicem archicancellarii Liutwardi“ rekognoszierte Diplom Karls III. zeigt (MG DKar. Germ. 2, 13 f Nr. 8). 883 wird Liutward auch als „Archicapellanus“ bezeichnet (ebda. 134 ff Nr. 83 und 84). Über den genauen Zeitpunkt und die Hintergründe von Witgars Ausscheiden aus dem Hofdienst fehlen weitere Quellen (die ältere Ansicht über die Organisation von Kanzlei und Kapelle vgl. bei Breßlau, Hbd. 1, 406-409, 415 ff).

 

Hier ist eine Formel aus Notkers Formelbuch zu erwähnen:

Tauschvertrag König Karls III. mit einem Vasallen N. „Ego itaque S. ad vicem U. archicapellani recognovi, actum in Rotwila“. MG Form. 399 Nr. 5 ( = Dümmler, Formelsammlung Salomons III. 8 f Nr. 5).

Ein Rekognoszent S. ist in den Urkunden Karls III. unbekannt, der Anfangsbuchstabe U. könnte sich allenfalls auf den Namen Witgar (Uuitgarius) beziehen. Wie die anderen vier Diplomformeln der Sammlung ist jedoch auch dieses Stück zu Schul- und Übungszwecken frei erfunden (Dümmler, Formelsammlung Salomons III. 90 f; Zeumer, NA 8, 509 f; MG DKar. Germ. 2, LVI; v. d. Steinen, ZSchwG 25, 453 f, 459). Auch die Anknüpfung an die beiden in Rottweil ausgestellten Urkunden Karls III. von 887 ist nicht möglich, da um diese Zeit Witgar nicht mehr Kanzleivorstand war (MG DKar. Germ. 2, 252 f Nr. 156 und 157; RI 21 Nr. 1744 und 1745).

 

Nachtrag:

 

Zur Tätigkeit Witgars in der Hofkapelle und der Kanzlei Karls III. vgl. Fleckenstein, Hofkapelle 1, 178, 189 ff; Weber, Reichsversammlungen 202. - Zur Ablösung Witgars s. auch H. Keller, Zum Sturz Karls III., in: DA 22 (1966) 337.

 

Regest übernommen aus: Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg, bearbeitet von Wilhelm Volkert (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Reihe 2b), Augsburg 1985, S. 43.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 48, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/e652fbfa-e8df-443e-9ebf-56957087bea8
(Abgerufen am 29.03.2024).

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