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RIplus | SFG: Bischöfe und Domkapitel von Augsburg - Bd. 1: Wikterp - Walther I. von Dillingen (769-1152)

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Wigo [von Feuchtwangen] dankt Bischof L[iutold von Augsburg] für die Unterstützung bei den schließlich erfolgreichen Bemühungen, die Entsendung weiterer Brüder nach Feuchtwangen zu erreichen. Die Feuchtwanger Mönche ertragen beim Gottesdienst in der Kirche nur unwillig den Lärm der Vögel, die durch die offenen Fenster ungehindert eindringen können, und den Schnee, der allenthalben den Boden des Gotteshauses bedeckt. Auch den Altar können sie nicht vor dem Schnee schützen; die angezündeten Kerzen flackern im Winde und verlöschen rasch. Durch die Sendung von Leintüchern könnte der Bischof diese Unannehmlichkeiten leicht beheben. Sie bitten demütig um ein Quantum Stahl (calibis) zur Wiederherstellung der eisernen Gerätschaften ([ad] ferramenta sarcienda), die der Bischof dem Schmied (vulcano nostro) überschicken wolle.

Überlieferung/Literatur

Abschrift (11. Jh.) in clm 19412 pag. 6. - Pez, Thesaurus anecdotorum 6 I, 112; Migne, PL 137, 11 Nr. 4; Braun, Gesch. 1, 326; Steichele, BA 3, 342; MG EE sel. 3, 6 f Nr. 4. - Vgl. NA 46, 409.

Kommentar

Das Schreiben gehört in den Anfang der Feuchtwanger Zeit Wigos, das Diktat ist offensichtlich von Froumund, dessen Sammlung den Brief überliefert. Es dürfte nach Brief 5 einzureihen sein, mit dem Wigo Abt Gozpert um weitere Konventualen aus Tegernsee bittet; in Brief 7 (s. Nr. 191) kündigt er deren Durchreise in Augsburg an; Brief 8 (s. Nr. 192) setzt ebenso wie Brief 4 die Ankunft in Feuchtwangen voraus. Allerdings ist mit dieser zeitlichen Anordnung die These von dem chronologischen Aufbau der Froumund-Sammlung schlecht zu vereinen (s. Meyer, ZRG 58 KA 27, 620, 630 gegen Strecker, MG EE sel. 3, X und besonders Schmeidler, NA 46, bes. 423; ders., HJb 62/69, 232 ff).

Dieser Brief aus Feuchtwangen an den Diözesanbischof zeigt, wieviel Liutold an der Wiederbelebung des Salvator-Klosters Feuchtwangen gelegen war. Sicher hatte er die Tegernseer Mönche für dieses Unternehmen gewinnen können, deren Abt Gozpert dem Beginnen anfänglich etwas zurückhaltend gegenüberstand (vgl. Zacher 46). Sandte er doch zunächst nur zwei Mönche nach Feuchtwangen, die erst nach wiederholten Bitten die Unterstützung weiterer Mitbrüder erhielten.

Schwere Klage über die Härte des Lebens in Feuchtwangen enthält Brief 34 (MG EE sel. 3, 38 f; Steichele, BA 3, 347 Nr. 11; Pez, Thesaurus anecdot. 6 I, 118). Die beiden Herausgeber Steichele und Pez meinen zu Unrecht, er sei an Liutold gerichtet. Die Anschrift dürfte jedoch A[ntistiti] T[heodulo] lauten und damit den Bischof Gottschalk von Freising ansprechen, dem als Diözesanbischof des Klosters Tegernsee ebenfalls an einer günstigen Entwicklung der Feuchtwanger Niederlassung gelegen war. Wahrscheinlich gehört dieses Schreiben in die Zeit nach Liutolds Tod, da die Schilderung der katastrophalen Lebensmittelknappheit die Mißernten der Jahre 997 (so Schmeidler, NA 46, 425; HJb 62/69, 235 f) oder 1005 (Meyer, ZRG 58 KA 27, 627) voraussetzt. Schmeidler will den Brief ganz aus der Reihe der zu Feuchtwangen gehörenden ausscheiden; er meint, der geschilderte Notstand gebe Tegernseer Verhältnisse wieder.

Die in Brief 4 erwähnte Gewohnheit, offene Fenster mit Tüchern zu verhängen, teilt auch Brief 24 mit. Man verschloß auf diese Weise in Tegernsee offene Fensterhöhlen, bevor die bemalten Glasfenster eingetroffen waren (Zacher 74 f).

 

Regest übernommen aus: Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg, bearbeitet von Wilhelm Volkert (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Reihe 2b), Augsburg 1985, S. 111.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 194, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/d9cae54d-d842-4118-8bf6-622ae9727382
(Abgerufen am 28.03.2024).

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