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RIplus | SFG: Bischöfe und Domkapitel von Augsburg - Bd. 1: Wikterp - Walther I. von Dillingen (769-1152)

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Dignitäre des Domstifts unter Bischof Udalrich

Kommentar

(Über das Domkapitel vgl. auch Nr. 10 und 125).

 

1) Archidiakon: Amalrich, 969 als gestorben erwähnt (Nr. 144; ob sich der Eintrag im ältesten Freisinger Necrolog [10. Jh.] „Amalricus archidiaconus obiit“ zum 6. November, auf diesen Amalrich bezieht, ist ungewiß, MG Necr. 3, 81). Aus der Frühgeschichte der „Vita canonica“ (communis) des Augsburger Domklerus nach der Regel Chrodegangs von Metz läßt sich erschließen, daß der Archidiakon Vorstand des gemeinsamen Lebens war. Im 12. Jh. wurde das Amt mit dem des Domdekans vereinigt (A. Schröder, AHAug 6, bes. 104 ff, 112 ff, vgl. auch die dort Anm. 16 zitierte Literatur. Über die Funktionen des Archidiakon und des Praepositus s. auch Ph. Schneider, Die bischöflichen Domkapitel 59).

 

2) Dompropst: Gerhard, urkundlich genannt in der Traditionsnotiz Bischof Heinrichs von 980 Oktober 4 (Vita Udalrici cap. 28, MG SS 4, 417 f). Als „praepositus“ erwähnt in der Umgebung Udalrichs in dessen letzten Tagen (ebd. cap. 26, MG SS 4, 411; s. Nr. 159), wahrscheinlich identisch mit dem „clericus Gerhardus“, der für Udalrich auf der Synode von Ingelheim 972 September das Wort führt (Nr. 150), und dem Verfasser der Vita Udalrici (Nr. 102, MG SS 4, 377). Bei der erwähnten Tradition wirkte noch ein „presbyter Gerhardus“ mit; sollte dieser der Verfasser der Vita Udalrici sein?

 

3) Domscholaster: Der in Vita Udalrici cap. 3 (MG SS 4, 390) in Augsburg erwähnten „scola“ [Domschule] stand wohl einer der Kanoniker als Scholaster vor. Es ist allerdings keiner mit Namen bekannt (vgl. J. Hans, ZhV Schwaben 2, 85 f ; Leuze, Das Augsburger Domkapitel 64 ; Schöntag, Domkapitel 73 f). Bischof Adalpero wird als Erzieher König Ludwigs d. K. genannt (Nr. 54), vielleicht läßt auch dies einen Schluß auf die damals bestehende Domschule zu (s. auch H. Ockel, Gesch. des höheren Schulwesens in Bayerisch-Schwaben während der vorbayer. Zeit [Mon. Germ. Paedagogica 60, 1931] 2).

 

4) Domkustos: Die erste Erwähnung eines Augsburger Domkustos dürfte in der undatierten Urkunde des Bischofs Uodalfrid von Eichstätt (912-933) enthalten sein, die sehr wahrscheinlich in die Zeit Bischof Udalrichs gehört. Der erwähnte Kustos wird allerdings nicht mit Namen genannt. Bischof Uodalfrid vermacht der „civitas Augusta” einen für ein Gut in Petimos [Pöttmes, Lkr. Aichach] tauschweise erworbenen Hof (mansus) in Tunninpiunt [abgegangener Ort bei Dasing, Lkr. Friedberg], den nach des Schenkers Tod der Kustos der [Dom-]Kirche verwalten und die Erträgnisse zum Unterhalt von Lichtern und für Arme und Fremde verwenden soll (Druck: MB 49, 6 ff Nr. 2 nach clm 29094 a; Abschrift aus einem verlorenen Eichstätter Kopialbuch des 11. Jh.; vgl. auch Heidingsfelder 44 Nr. 116, dessen Angaben nicht ganz zutreffen). Als Empfänger der zahlreichen Legate Uodalfrids werden in dieser Urkunde nur geistliche Institutionen genannt: Die Domkirche, der Kustos und das Spital von Eichstätt, die Kanonikerstifte Heidenheim und Herrieden, der Freisinger Dom und das Kloster Ilmmünster. Es dürfte also kaum einem Zweifel unterliegen, daß mit „civitas Augusta“ der Augsburger Bischofssitz (genauer wohl die Bischofskirche) gemeint ist, zumal als Verwalter des geschenkten Gutes der Kustos ausdrücklich genannt wird. (Zur Bedeutung von „civitas“ vgl. auch J. Ahlhaus, Civitas und Diözese, in: Aus Politik und Geschichte. Gedächtnisschrift für G. v. Below [1928] 3 ff). Eine Bürgergemeinde im Rechtssinn, die als Empfänger einer Schenkung auftreten könnte, gab es in der ersten Hälfte des 10. Jh. nicht.

Dem Kustos oblag die Verwaltung des Kirchenvermögens (fabrica); in späteren Quellen werden bei seinen Aufgaben ausdrücklich die Unterhaltung und die Vorsorge für die Lichter in der Kirche genannt (Leuze, Domkapitel 61 f; hier früheste Erwähnung eines Kustos zum Jahr 1029).

Bei Tunninpiunt handelt es sich wohl um einen abgegangenen Ort bei Dasing [Lkr. Friedberg], in dem St. Ulrich und Afra im 12. Jh. Besitz hatte (s. Steichele, BA 4, 63).

 

Nachtrag:

 

1) Über den an der Stiftung von St. Stephan in Augsburg beteiligten Archidiakon Amalrich vgl. Volkert, St. Stephan 41 f, 48 f, 60 f. Zur Vereinigung der Ämter des Archidiakons und des Domdekans s. Nr. 501.

2) Zum Dompropst Gerhard s. Nr. 161, 170, 187; ferner Volkert, UuA 105 Nr. 16; Sprandel, Untersuchungen 1 ff ; Kallfelz 37 f.

4) Zur Bedeutung von „civitas“ vgl. auch W. Schlesinger, Stadt und Burg im Lichte der Wortgeschichte, in: Studium Generale 16 (1963) 433-444 (civitas wird für Bischofssitz gebraucht). - Zur Identifizierung des abgegangenen Ortes Tunninpiunt s. L. Grohsmann, Die Ortsnamen des Landkreises Friedberg in Schwaben (Diss. Masch. München 1956) 172 f Nr. 107; HAB Schwaben II 2, 635 (abgeg., bei Dasing, Lkr. Aichach-Friedberg) sowie Nr. 302 (11) und Nr. 367 Verz. I Ziffer 16.

 

Regest übernommen aus: Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg, bearbeitet von Wilhelm Volkert (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Reihe 2b), Augsburg 1985, S. 65f.

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Empfohlene Zitierweise

RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 103, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/c978fdb4-0d93-41d7-867f-7630efad8e23
(Abgerufen am 28.03.2024).

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