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RIplus | SFG: Bischöfe und Domkapitel von Augsburg - Bd. 1: Wikterp - Walther I. von Dillingen (769-1152)

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Kaiser Heinrich III. ernennt seinen Kapellan Heinrich zum Bischof von Augsburg. - Die ascensionis domini.

Überlieferung/Literatur

Herimanni Augiensis chronicon (11. Jh.) MG SS 5, 127; Annales Augustani (11. Jh.) MG SS 3, 126; Lamperti monachi Hersfeldensis annales (11. Jh.) MG SS Schulausg. 61; Annales Altahenses maiores (12. Jh.) MG SS Schulausg. 48. - Bischofslisten MG SS 13, 280, 335; 14, 558; 15 II, 1308. - Vgl. Steindorff, Jb. Heinrichs III. 1, 353 f; 2, 7.

Kommentar

Namensformen: Heinricus, Henricus, Hinricus, Heinricus secundus, Hainricus.

Zur Datierung s. Nr. 275. - Über Heinrichs Herkunft ist nichts zu ermitteln. Da der in MG Briefe der deutschen Kaiserzeit 5, 105 f Nr. 60 edierte Brief höchstwahrscheinlich nichts mit Bischof Heinrich von Augsburg zu tun hat, entfällt auch die darin enthaltene Angabe der schwäbischen Abkunft (vgl. unten S. 162; Meyer von Knonau, Jb. Heinr. IV. u. V. 1, 355). - Aus dem Streit um die Grafschaft [im Augstgau?] mit den Grafen Diepold und Ratpoto schließt Grandaur, Jahrbücher von Augsburg (Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit 12) 18 Anm. 5, daß Heinrich mit deren Familie verwandt gewesen sei. Dies übernehmen Simon, Stand und Herkunft 46 und Görlitz 159 Nr. 16. Der Streit mit Diepold und Ratpoto ergibt sich jedoch allein aus der Stellung Heinrichs als Bischof von Augsburg (s. Nr. 288). Auf den Augsburger Bischofsstuhl kam Heinrich offensichtlich über den Dienst in der königlichen Kapelle und Kanzlei unter Heinrich III. Sein Name ist im Totenbuch von St. Emmeram in Regensburg genannt (11. Jh., MG Necr. 3, 302), ferner in der Narratio de basilica Goslariensi eiusque praepositis (Druck: Klewitz, AUF 16, 140 ff; hier auch ältere Literatur). Die engen Beziehungen zwischen der königlichen Kapelle und den Goslarer Kirchen weisen darauf hin, daß die in der Narratio Genannten der Hofkapelle angehörten (vgl. dazu Klewitz, a. a. O. 146 ff; Görlitz 159 Nr. 16; s. auch Nr. 264).

 

Heinrich war in den Jahren 1046 und 1047 Leiter der italienischen Kanzlei Kaiser Heinrichs III. Sein Name ist in der Rekognition folgender Urkunden genannt:

a) 1046 November 21, Lucca, für San Frediano zu Lucca; MG DD 5, 218 f Nr. 176; Böhmer 1551.

b) 1046 Dezember 1, ad sanctum Genesium, für St. Maria und Benedikt zu Pataglia; MG DD 5, 219 f Nr. 177; Böhmer 1552.

c) 1047 Januar 1, Colonna, für das Kloster bei Pacentro; MG DD 5, 220 f Nr. 178; Böhmer 1553.

d) 1047 Januar 3, Rom, für San Pietro bei Perugia; MG DD 5, 221 f Nr. 179; Böhmer 1554.

e) 1047 Januar 3, Rom, für die Eremiten von Camaldoli; MG DD 5, 223 f Nr. 180; Böhmer 1555.

f) 1047 Januar 3, Rom, für St. Januarius in Capolona; MG DD 5, 224 f Nr. 181; Stumpf 2322.

g) 1047, Rom, für San Salvator zu Settimo; MG DD 5, 225 f Nr. 182.

h) 1047 Januar 7, Colonna, für das Domkapitel zu Arezzo; MG DD 5, 226 f Nr. 183; Stumpf 2321 a.

i) 1047 Februar 3, Capua, für Kloster Montecassino; MG DD 5, 227 ff Nr. 184; Böhmer 1556.

k) 1047 März 1, am Sinello, für Kl. S. Giovanni in Venere; MG DD 5, 230 ff Nr. 185; Böhmer 1557.

l) 1047 März 13, ad sanctum Flavianum, für Kloster St. Clemens auf der Insel Casa aurea im Flusse Pescara (Casauria); MG DD 5, 233 f Nr. 186; Böhmer 1558.

m) 1047 März 21, ad sanctum Marotum, für die Zelle in Tolentino; MG DD 5, 234 f Nr. 187; Stumpf 2326.

n) 1047, ad sanctum Marotum. Unter Vorsitz des Kaisers Heinrich III. und seines Kanzlers Heinrich wird im Königsgericht (Beisitzer 2 genannte Bischöfe und 9 genannte Weltliche) der Streit zwischen Bernhard II. von Ascoli und der Albasia, Gattin des Pandulf, um das Gut Elice [bei Citta s. Angelo in den Abruzzen] und das Castell Corata [wohl bei Ascoli Piceno in den Marken] zugunsten Bernhards entschieden. Unterschrieben von Kaiser Heinrich, Kanzler Heinrich und fünf Richtern. - Actum in comitatu Firmano ad sanctum Marotum. MG DD 5, 236 f Nr. 188; Stumpf 2327. Vgl. Steindorff, Jb. Heinrichs III. 1, 330; 2, 389 f, 392. Zum Rechtsinhalt vgl. MG DD a. a. O. Vorbemerkung gegen Ficker, Forschungen 1, 61, 324. Die Unterschrift des Kaisers ist vielleicht, die anderen sind sicher eigenhändig (Breßlau, Hdb. der Urkundenlehre 22, 181; Kehr, MG DD 5, XXXIII Anm. 4 bezweifelt dies). Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, daß den Vorsitz im Gericht der Kaiser gemeinsam mit Kanzler Heinrich führte.

o) 1047 März 30, Ancona, für das Kanonikerstift Narni; MG DD 5, 237 f Nr. 189; Böhmer 1559.

p) 1047 März 31, Fano, für Kloster San Sepolcro in Noceati; MG DD 5, 238 f Nr. 190; Stumpf 2331. - Wohl vom 4. April dieses Jahres datiert eine Verordnung Kaiser Heinrichs aus Rimini, in der er ein irrtümlich dem Kaiser Theodosius zugeschriebenes Gesetz authentisch interpretiert, daß Geistliche Eide in Kriminal- und Zivilprozessen durch ihre Vögte leisten dürfen. MG DD 5, 239 ff Nr. 191; vgl. Steindorff, Jb. Heinrichs III. 1, 331 f. Über die Mitwirkung des Kanzlers Heinrich kann aus dem Dokument nichts entnommen werden.

q) 1047 April 7, Pfalz vor Ravenna, Entscheidung des Königsgerichts unter Vorsitz Kaiser Heinrichs III. im Streit zwischen Abt Johannes von St. Johannes Ev. in Ravenna und den Nachkommen des Rodulphus de Fizicone um die Burg Polenta zugunsten des Abtes. Anwesend: [Eberhard] Patriarch von Aquileia, die Erzbischöfe Umfried von Ravenna, Ugo von Besancon und [Adalbert] von Bremen, der Kanzler [Heinrich] des Kaisers, der Kanzler [Hartwig], die Bischöfe Adelger von Triest, [Adelfried] von Bologna, [Pellegrin] von Imola, Johannes von Forli, [Ulrich] von Trient, 5 genannte Äbte, 7 genannte Richter, 14 weitere Personen und der Notar Gerald von Ravenna. Unterschrieben von Kaiser Heinrich, Kanzler Heinrich, Erzbischof Umfried von Ravenna, Abt Bonizo von S. Severii [in Ravenna]. (Da das Placitum nur abschriftlich aus dem 15./16. Jh. überliefert ist, kann nicht festgestellt werden, ob die Unterschriften eigenhändig geleistet wurden). MG DD 5, 242 f Nr. 192.

r) 1047 April 9, Ravenna, für Kloster S. Maria in Pomposa; MG DD 5, 243 ff Nr. 193; Stumpf 2330.

s) 1047 April 27, Mantua, für die bischöfliche Kirche Ferrara; MG DD 5, 245 f Nr. 194; Stumpf 2333.

t) 1047 April 14 bis Mai 1, Mantua, für die bischöfliche Kirche Parma; Kanzler Heinrich ist Intervenient; MG DD 5, 249 Nr. 197; Böhmer 1562.

u) 1047 Mai 1, Mantua, für das Domkapitel Turin; MG DD 5, 250-255 Nr. 198 a, b; Böhmer 1563.

v) 1047 Mai 1, Mantua, für die Bewohner des Scalvetals; MG DD 5, 255 ff Nr. 199; Böhmer 1564.

w) 1047 Mai 8, Volargne, für die bischöfliche Kirche Treviso; MG DD 5, 258-261 Nr. 201 a, b; Böhmer 1565.

x) 1047 Mai 8, Volargne, für das Domkapitel Verona; MG DD 5, 261 ff Nr. 202; Böhmer 1566.

y) 1047 Mai 8, Volargne, für Kloster San Zeno bei Verona; MG DD 5, 263-266 Nr. 203; Böhmer 1567.

z) 1047 Mai 11, Gegend von Trient, für das Domkapitel Padua; MG DD 5, 266 f Nr. 204; Böhmer 1568.

Während des Italienzugs von Herbst 1046 bis Frühsommer 1047 stand Heinrich an der Spitze der Kanzlei für Italien (vgl. MG DD 5, XXXIII f; Breßlau, Hdb. der Urkundenlehre 31, 448, 474; Steindorff, Jb. Heinrichs III. 1, 353 f; 2, 7). Er rekognoszierte stets ad vicem des Erzkanzlers Hermann, Erzbischof von Köln (vgl. über ihn Oediger 1, 225 ff Nr. 770, 776). Über die Stellung der Kanzler als Mitglieder der Kapelle s. Klewitz, DA 1, 63. Die italienische Kanzlei Heinrichs III. wurde erst organisiert, als der Kaiser den Plan zum Italienzug faßte, wie dies ähnlich unter Konrad II. der Fall gewesen war. Am 11. September 1046 brach Heinrich mit zahlreicher Begleitung von Augsburg aus nach Süden auf (Steindorff, Jb. Heinrichs III. 1, 305). In der zweiten Oktoberhälfte hielt er zu Pavia eine Synode (Boye, NA 48, 82 f; Steindorff, 1, 307 f, 497 ff; Hauck, KG Deutschlands 93, 578, 586), an der der Erzbischof von Mailand, der Patriarch von Aquileia, 22 Bischöfe aus der Lombardei, 5 Bischöfe aus Mittelitalien, die Erzbischöfe von Arles und Besancon und zwölf deutsche Erzbischöfe und Bischöfe teilnahmen. Es ist fraglich, ob Kanzler Heinrich sich damals schon beim kaiserlichen Gefolge befand (in dem Synodalprotokoll ist sein Name nicht genannt; MG Const. 1, 94 f Nr. 48). Es wäre denkbar, daß Heinrich dem Kaiser vorausgezogen war; denn sein Name ist in dem Protokoll über die Wahl des Abtes Dominicus vom Kloster S. Clemens auf der Insel Casauria im Flusse Pescara (Prov. Chieti) in der italienisierten Form Ezelinus genannt (Chronicon Casauriense, 12. Jh., zu 1046, hgg. von L. A. Muratori, SS rer. Ital. 2 II, 855). Er war wohl bei der vielleicht schon vor September 1046 stattgefundenen Wahl anwesend und gab zusammen mit Abt Berardus von St. Fructuosus (dem Mutterkloster des Dominicus) seinen Konsens zur Wahl (consensu … Ezelini cancellarii prudentissimi domini Enrici imperatoris et Augusti tertii). Der Kaiser bestätigte die Wahl zu Anfang 1047 in Capua (Steindorff 1, 322, 353 f; MG DD 5, 233 Nr. 186 Vorbemerkung). Vielleicht kam Heinrich erst im November in Lucca, wo die erste von ihm rekognoszierte Urkunde ausgestellt ist, zum Kaiser.

Den größten Einfluß auf politischem Gebiet hatte Bischof Heinrich nach dem Tode Kaiser Heinrichs III. während der Regierung der Kaiserin Agnes für ihren minderjährigen Sohn Heinrich IV. (s. dazu bes. Nr. 286, 295, 296; vgl. Meyer von Knonau, Jb. Heinrichs IV. 1, 647-651, Exkurs I; M. Spieß, Die deutsche Reichsregierung unter Heinrich IV. [Programm Dresden 1894] VI f; Bulst-Thiele, Kaiserin Agnes, bes. 36 f; über die Regentschaft der Kaiserin vgl. auch Th. Vogelsang, Die Frau als Herrscherin im hohen Mittelalter. Studien zur „consors regni“ Formel [Göttinger Bausteine zur Geschichtswissenschaft 7, 1954] 41 f; Gebhardt-Grundmann 81, 242-247; NDB 1, 95 f).

In den Jahren 1057 (seit dem Tod Papst Viktors II.) bis 1062 (Staatsstreich von Kaiserswerth) stand Bischof Heinrich der Kaiserin Agnes am nächsten, während der gesamte übrige Episkopat sehr zurückhaltend blieb. Lampert von Hersfeld, Annalen zu 1062 (MG SS Schulausg. 79) teilt mit, daß die Kaiserinwitwe den Rat Heinrichs von Augsburg am meisten benutzt habe, wodurch sie im Kreis der Reichsfürsten starkes Ärgernis erregte. Dies stimmt mit den Angaben in Bernolds Annalen zu 1058 (MG SS 5, 270) und der Continuatio Herimanni Augiensis Bertholds zu 1058 (MG SS 13, 731) überein. Im Abtkatalog von St. Afra (13. Jh.) heißt es von Bischof Heinrich „ … qui praefuit toti regno et educavit Heinricum IV.“ (OrdinariatsA Augsburg, Hs. 80 fol. 12). Von einem Auftrag an Bischof Heinrich zur Erziehung des jungen Heinrich IV. ist sonst nichts bekannt. Vielleicht verwechselt der Verfasser dies mit der sicheren Nachricht, daß König Konrad seinen Sohn Heinrich III. in die Obhut des Augsburger Bischofs Bruno gegeben hatte (s. Nr. 245). - Die Nachricht Lamperts von Hersfeld, daß die Kaiserin dem Verdacht schändlichen Umgangs mit dem Bischof nicht entgehen konnte (suspicionem incesti amoris), entbehrt der Grundlagen in den Quellen (über Lampert von Hersfeld vgl. Wattenbach-Holtzmann 1, 456-471; über Bernold ebd. 514 ff; mit zahlreichen Literaturangaben). Zur Charakteristik der Kaiserin Agnes, besonders in ihrem Verhältnis zu Heinrich von Augsburg s. Meyer von Knonau, Jb. Heinrichs IV. 1, 175, 269 f, 282, 647-651, 702; Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands 93, 666 ff (Heinrich sei des Vertrauens nicht würdig gewesen, das die Kaiserin ihm schenkte), 686 Anm. 3. Der gleiche Verfasser vermutet 93, 711 Anm. 8, daß die Äbtissin von Bergen (Lkr. Neuburg, Diözese Eichstätt) bei den gegen sie von Bamberg aus laut gewordenen Vorwürfen ihre Position bei der Kaiserin dank der tatkräftigen Unterstützung Bischof Heinrichs von Augsburg habe wahren können. Im Kloster Bergen waren durch die Mißwirtschaft der Äbtissin Zucht und Ordnung völlig geschwunden, das beträchtliche Vermögen war restlos verwirtschaftet. Bischof Gunther von Bamberg setzte darauf die Äbtissin ab, wozu er sich als Eigenklosterherr berechtigt glaubte. Die Äbtissin ließ sich jedoch nicht einschüchtern und wandte sich an Agnes mit der Bitte, die Abtei an das Reich zurückzunehmen. Wann dies geschah, ist nicht eindeutig zu klären; wahrscheinlich vor dem Winter 1064/1065; denn zu dieser Zeit nahm Bischof Gundekar von Eichstätt Rechte als Diözesan für sich in Anspruch, die die Abhängigkeit des Klosters von Bamberg ausschließen dürften. Bischof Gunther von Bamberg erhielt wohl im Sommer 1061 einen Brief seiner Kanoniker mit ausführlicher Schilderung des Sachverhalts. Es heißt darin: Wenn sie [die Ratgeber der Kaiserin] es auf irgendeine Weise weiterverfolgten, daß er [Bischof Gunther] die Abtei zurückgeben müsse, dann sei es notwendig, sich der Untaten der Äbtissin genau zu erinnern (Sin vero id quolibet modo institerint, ut reddatis abbatiam …; der von Domscholaster Meinhard von Bamberg verfaßte Brief ist gedruckt in MG Briefe der deutschen Kaiserzeit 5, 107 f Nr. 61). Es wäre denkbar, daß unter den zugunsten der Äbtissin von Bergen wirkenden Leuten Bischof Heinrich zu suchen ist, wenn auch eindeutige Beweise dafür fehlen (zu den Vorgängen vgl. vor allem v. Guttenberg 148 Nr. 318, 149 ff Nr. 322; 161 f Nr. 336; 197 Nr. 385 mit Angabe der älteren Literatur. Maßgebend ist jetzt die Edition der Briefe Meinhards in der genannten MG-Ausgabe; die noch von Guttenberg benutzte Ausgabe von Sudendorf, Registrum 2, 5 f Nr. 4 hat an dieser Stelle die Lesart „Sui vero id quolibet modo instituerunt, ut reddatis abbatiam …“ Diese Version würde noch deutlicher auf die Ratgeber der Kaiserin hinweisen).

 

Der Abtkatalog von St. Afra in Augsburg (13. Jh.; OrdinariatsA Augsburg, Hs. 80 fol. 12’) will von einem unerlaubten Umgang Bischof Heinrichs mit einer Schwester König Heinrichs IV. wissen (Beatrix, geb. 1037/1038, gest. 1061, Äbtissin von Quedlinburg; Mathilde, geb. 1045, gest. 1059, Gemahlin Herzog Rudolfs von Schwaben; Judith, geb. 1047, gest. 1102, Gemahlin 1) König Salomons von Ungarn, 2) Herzog Wladislaws I. von Polen; Adelheid, geb. 1048, gest. um 1095, Äbtissin von Quedlinburg; vgl. Isenburg, Stammtafeln 21, Tafel 4). Er knüpft daran die Erzählung einer Strafexpedition König Heinrichs IV. gegen den Bischof, der sich auf der Burg Falkenstein verteidigt habe (vgl. Nr. 303). Die gleiche Nachricht bringen die Anonyme Chronik von Augsburg 991-1483 (Städtechroniken 22, 455) und die Chronik des Clemens Sender (ebd. 23, 18 f). Die Angaben der Chroniken sind in diesen Punkten unglaubwürdig; für Vorwürfe solcher Art fehlen in den zeitgenössischen Quellen Anhaltspunkte (vgl. dazu auch Baumann, Allgäu 1, 257).

Der Name Bischof Heinrichs ist auch in der Datierung der Translatio der hl. Anastasia nach Benediktbeuern zum Jahr 1053 genannt (MG SS 9, 229 cap. 20).

Ein in der Hannoverschen Briefhandschrift des 16. Jh. überlieferter Brief wurde in der älteren Literatur gelegentlich auf Bischof Heinrich als Empfänger bezogen:

„G. an H. Da das rechtschaffene Wesen am meisten Lob verdient, ist es um so lobenswerter, daß Du, obwohl nach Geburt, Erziehung, täglichem Aufenthalt und zeitweilig auch nach Deinen Sitten ein Schwabe (suevus), Dein Schwabentum (suevitatem) oder besser Deine ,sevitia‘ (Grausamkeit) ausgetilgt und willfährige Milde und Treue angenommen hast. Darum biete ich bei Gelegenheit meine Dienste an.“

MG Briefe der deutschen Kaiserzeit 5, 105 f Nr. 60 (nach Abschr. 16 Jh. Landesbibliothek Hannover). - Vgl. die eingehende Besprechung von C. Erdmann, Studien 189-193 mit Zusammenstellung der älteren Literatur (dazu noch v. Guttenberg 125 Nr. 337). Das Schreiben ist als letztes Stück der sog. Hildesheimer Briefsammlung überliefert, doch ist diese Zuweisung nicht völlig eindeutig. Es könnte auch zu der anschließenden Bamberger Sammlung gehören, deren Briefe von dem Domscholaster Meinhard verfaßt sind (vgl. MG a. a. O. 5, 1 ff). Nach Erdmann ist die Zuteilung zur Hildesheimer Sammlung wahrscheinlicher, somit scheiden Meinhard von Bamberg als Verfasser und Heinrich von Augsburg als Empfänger aus. Die Hildesheimer Sammlung dürfte zwischen 1065 und 1085 entstanden sein (Erdmann 197) und aus der Korrespondenz Hildesheimer Scholaren, die zu Übungszwecken geführt wurde, entstanden sein. Die Sammlung habe der Hildesheimer Scholaster Bernhard angelegt.

Über die während der Regierungszeit Bischof Heinrichs geschlagenen Münzen vgl. Steinhilber 31 ff, 100 ff Nr. 17-22 Abb. Tafel II Nr. 17-22. Besonders bemerkenswert sind die aus dieser Zeit stammenden Sancta-Maria-, Sanctus-Petrus- und Sanctus-Udalricus-Denare der Augsburger Münzstätte; unter Bischof Heinrich erhielt Augsburg das für die Münzgeschichte wichtige Diplom von 1061 (Nr. 292). Wahrscheinlich gehört in die Zeit Bischof Heinrichs auch ein Augsburger Gepräge König Heinrichs IV. (Steinhilber 106 Nr. 32, Abb. Tafel III Nr. 32).

Zusammenfassende Literatur über Heinrich: Braun, Gesch. 1, 373-387; Zoepfl, Bisch. 91-96; ADB 11, 450; vgl. Simon, Stand und Herkunft 46; Wenner, Metropolit 18.

 

Nachtrag:

 

Zur Tätigkeit Heinrichs als Leiter der italischen Kanzlei König Heinrichs III. vgl. Fleckenstein, Hofkapelle 2, 251 f, 257 f, 290; zur Herkunft aus der Hofkapelle vgl. Ders., Hofkapelle und Reichsepiskopat unter Heinrich IV., in: Vorträge und Forschungen 17 (1973) 120 ff. - Über Heinrichs Beziehungen zur Kaiserin Agnes vgl. Jenal I 175 und RI 3 II, 97 Nr. 238. - Über die aus der Zeit Bischof Heinrichs II. stammenden Münzen vgl. Hahn 104, 131, 150. - In dem in Nr. 366 genannten Schatzverzeichnis sind 8 cappe (liturgische Gewänder mit Kapuze) aus dem Besitz Bischof Heinrichs (domni episcopi Heinrici) erwähnt (Bischoff, Schatzverzeichnisse 15 Nr. 4 a); vermutlich ist damit Bischof Heinrich II. gemeint. - Über Bischof Heinrich II. s. auch NDB 8, 336 f; Augsburg (1984) 122.

 

Regest übernommen aus: Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg, bearbeitet von Wilhelm Volkert (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Reihe 2b), Augsburg 1985, S. 159-162.

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Empfohlene Zitierweise

RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 276, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/c79f52e9-d14c-441f-9234-d6a998aca648
(Abgerufen am 29.03.2024).

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