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RIplus | SFG: Bischöfe und Domkapitel von Augsburg - Bd. 1: Wikterp - Walther I. von Dillingen (769-1152)

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Bischof Lanto bemüht sich nach Beratung mit Erzbischof Otgar von Mainz und anderen Bischöfen der Kirchenprovinz um die Erhebung der Gebeine des hl. Magnus, der in der neuerbauten Kirche in Füssen beigesetzt wird.

Überlieferung/Literatur

Translatio sancti Magni (Mitte 9. Jh.) MG SS 4, 425 f.

Kommentar

Zur gesamten Magnus-Überlieferung vgl. bes. Gebele, Der hl. Magnus 13-29; 35-48 sind die handschriftliche Überlieferung und die Editionen angeführt; nach Gebele auch Bigelmair, Lebensbilder 2, 27. Ob tatsächlich an einer ersten Redaktion durch Theodor ca. 770-800 und an einer Bearbeitung durch Ermenrich von Ellwangen anläßlich der Erhebung unter Bischof Lanto festzuhalten ist, erscheint sehr fraglich. Gerade dieser Punkt veranlaßte die ältere Forschung die ganze Magnus-Überlieferung völlig abzulehnen, besonders auch wegen der vorgeblichen Mitwirkung Ermenrichs in einer zweiten Redaktionsstufe (Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen im MA 71, 282 f; Hauck, KG Deutschlands 81, 317).

Die Autorschaft Ermenrichs von Ellwangen erscheint deshalb fragwürdig, weil außer in der Vita s. Magni selbst nirgends in den sein Werk betreffenden Quellen darauf hingewiesen wird. Auch die spätere Bearbeitung der Vita s. Magni durch Otloh von St. Emmeram 1067-69 erwähnt Ermenrich nicht (vgl. M. Manitius, Gesch. der lat. Lit. des MA 1, 493-499; 2,102 f; Heuwieser, Gesch. des Bistums Passau 1, 143 ff). Die heute vorliegende Fassung der Vita und Translatio s. Magni gehört dem Ende des 9. Jh. an, sie entstand in St. Gallen, als dort unter Bischof Salomon III. von Konstanz die Magnus- Verehrung besonders gepflegt wurde (vgl. auch MG Poetae lat. 4, 329-331; Ekkehardi IV. casus s. Galli cap. 3 und 4; unten Nr. 67). Wahrscheinlich lag damals eine knappe Fassung vor, die im Zusammenhang mit der Erhebung des Magnus unter Bischof Lanto entstanden sein könnte. Ob aber der bekannte Ermenrich der Autor war, kann mit Bestimmtheit nicht festgestellt werden; dessen Name könnte auch erst in St. Gallen substituiert worden sein. Er ist in enger Beziehung zu dieser Abtei gestanden (Dümmler, FDG 13, 475; Schwarz, ZWLG 11, 13, 26; Steichele, BA 4, 348, 370, danach auch Baumann, Allgäu 1, 93 ff).

Die hier versuchte Datierung (im Gegensatz zu Baumann - 851 - und Bigelmair - 848) ergibt sich aus der Angabe der Vita, die Feierlichkeiten in Füssen hätten im 5. Jahr von Lantos Bischofszeit stattgefunden. Da seine Einsetzung bereits 833 möglich ist, ergibt sich als frühest möglicher Termin 838. Der Tod Erzbischof Otgars von Mainz zeigt die späteste Zeitgrenze an, er starb 847. Im September 838 waren mehrere Bischöfe, Äbte und Grafen um Otgar versammelt, als dieser die Kirche des Klosters Hirsau (Lkr. Calw, Wttbg.) weihte. Allerdings läßt sich nicht feststellen, ob Lanto unter den dort Anwesenden weilte und ob die Füssener Angelegenheit zur Sprache kam (Böhmer-Will 1, 58 Nr. 23; ebd. 61 Nr. 46 ist die Beratung Otgars mit Lanto „ca. 845“ eingereiht).

 

Nachtrag:

 

Schmid, Wikterp 113 zur Überlieferung der Magnus-Vita; ebd. 121 über die Beziehungen zu Ellwangen; vgl. auch Nachtrag zu Nr. 4.

Die Mitwirkung Ermenrichs von Ellwangen an der Überlieferung der Magnus-Vita bezweifelt W. Schwarz, Die Schriften des Ermenrich von Ellwangen, in: ZWLG 12 (1953) 185 ff; W. Forke, Studien zu Ermenrich von Ellwangen, in: ZWLG 28 (1969) 35 f meint, daß die Vita s. Magni „nicht ursprünglich von Ermenrich“ stammt; s. auch V. Burr, Ermenrich von Ellwangen, in: Ellwanger Jb. 16 (1954/55) 19 ff.

Zur Magnus-Vita des Otloh von St. Emmeram (11. Jh.) vgl. M. Coens, La Vie de S. Magne de Füssen par Otloh de Saint- Emmeram, in: Analecta Bollandiana 81 (1963) 159 ff, 184 ff (Edition), sowie Ders., Une Vie-panegyrique de saint Magne de Füssen, in: Ebd. 321 ff, 326 (Edition); Ders., in: Ebd. 88 (1970) 129-139; Schauwecker, in: StMOSB 74, 44 f. Über Otloh von St. Emmeram vgl. auch die bei Wattenbach-Holtzmann 82+ nachgetragene Literatur. Zur Magnus-Überlieferung s. auch noch Klebel, in: ZWLG 17, 147 ff und Ettelt 40, 49 sowie Volkert, UuA 97 ff Nr. 1 u. 3; HB d. bayer. Geschichte 21, 542 ff, 592 ff; HAB Füssen 29, 56, 380. Schwarzmaier, Königtum 39 analysiert die Tätigkeit der Augsburger Bischöfe in Füssen zwischen ca. 830 und 850. Zur Baugeschichte der Klosterkirche in Füssen vgl. Oswald-Schaefer-Sennhauser 83 f und P. Mertin, Das vormalige Benediktinerstift St. Mang zu Füssen im ersten Jahrtausend seines Bestehens (1965) 123 (über den wohl zur Zeit Bischof Nidkers [s. Nr. 29] begonnenen und während der Regierungszeit von dessen Nachfolgern vollendeten Bau).

 

Regest übernommen aus: Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg, bearbeitet von Wilhelm Volkert (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Reihe 2b), Augsburg 1985, S. 36.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 34, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/bc60e510-275a-487e-964b-75c08f1e5bec
(Abgerufen am 19.04.2024).

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