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RIplus | SFG: Bischöfe und Domkapitel von Augsburg - Bd. 1: Wikterp - Walther I. von Dillingen (769-1152)

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Kommentar

Im Mai 1005 tritt Bruno an die Spitze der königlichen Kanzlei, als der Kanzler Egilbert zum Bischof von Freising ernannt wurde. Bruno nimmt als Kanzler Änderungen in der Kanzleibesetzung vor. Der Notar EC, der erst seit Oktober 1004 in der Kanzlei auftritt, verschwindet. Er erscheint erst wieder unter Brunos Nachfolger. Ein neuer Schreiber BA, wahrscheinlich ein Niederlothringer, wird eingestellt. Eine weitere Hilfskraft, der Notar Erich, tritt den Kanzleidienst Anfang 1006 an.

Im Frühjahr 1006 ging Brunos Kanzlerschaft zu Ende. Er erscheint letztmals in DH II. 112 für Utrecht von 1006 April 24, am 28. Mai rekognosziert bereits sein Nachfolger Eberhard (vgl. dazu MG DD 3, XIX f; Breßlau, Hdb. der Urkundenlehre 31, 450, 470. Über das Verhältnis der Kanzlei zur königlichen Kapelle vgl. auch Kle- witz, DA 1, 59, 63).

In folgenden Diplomen wird Bruno als cancellarius in der Rekognition genannt:

a) 1005 Mai 31, Utrecht, Heinrich II. für Kloster Echternach. MG DD 3, 121 f Nr. 97.

b) 1005 Juli 6, Dortmund, Heinrich II. für das Marienstift in Aachen. MG DD 3, 122 f Nr. 98.

c) 1005 Juli 7, Dortmund, Heinrich II. für das Adalbertstift in Aachen. MG DD 3, 123 f Nr. 99.

d) 1005 Juli 17, Paderborn (?), Heinrich II. für die erzbischöfliche Kirche Magdeburg. MG DD 3, 124 f Nr. 100.

e) 1005 Juli 18, Corvey, Heinrich II. für Kloster Schildesche. MG DD 3, 125 f Nr. 101.

f) 1005 August 13, Nienburg, Heinrich II. für das Adalbertstift in Aachen. MG DD 3, 127 f Nr. 102.

g) 1005 November 5, Werla, Heinrich II. für Kloster Niederaltaich. MG DD 3, 128 f Nr. 103.

h) 1005 November 27, Dortmund, Heinrich II. für seine Gemahlin Kunigunde. MG DD 3, 130 Nr. 105.

i) 1006 Januar 25, Merseburg, Heinrich II. für die bischöfliche Kirche Merseburg. MG DD 3, 131 f Nr. 106.

k) 1006 März 2, Merseburg, Heinrich II. für Kloster Oldenstadt. MG DD 3, 131 ff Nr. 107.

l) 1006 März 12, Frohse, Heinrich II. für das Bistum Verden. MG DD 3, 133 f Nr. 108.

m) 1006 März 16, Frohse, Heinrich II. für die bischöfliche Kirche Verden. MG DD 3, 134 Nr. 109.

n) 1006 Anfang April, Frohse, Heinrich II. für Kapellan Dietrich. MG DD 3, 135 f Nr. 110.

o) 1006 April 7, Mühlhausen, Heinrich II. für die erzbischöfliche Kirche Magdeburg. MG DD 3,136 f Nr. 111.

p) 1006 April 24, Ingelheim, Heinrich II. für die bischöfliche Kirche Utrecht. MG DD 3, 137 Nr. 112.

q) Als Archicancellarius wird Bruno in dem im 12. Jh. gefälschten Diplom Heinrichs II. von 1005 Oktober 1, Ulm, für Kloster Stein genannt. MG DD 3, 654 Nr. 511.

In dem Verzeichnis der „Nomina fratrum nostrorum archiepiscoporum et episcoporum“ im Chronicon Hildes- heimense (12. Jh.) MG SS 7, 848 ist Bruno aufgeführt. Nach Klewitz, AUF 16, 109 ff sind die in dem Verzeichnis genannten Erzbischöfe und Bischöfe aus dem Hildesheimer Domstift hervorgegangen. Für Bruno läßt sich dies durch andere Quellen nicht beweisen. Es ist jedoch nicht ganz ausgeschlossen, daß er als Liudolfinger zum Bistum der Heimat seines Geschlechts in Verbindung stand. Die Tätigkeit Brunos als Kanzler Heinrichs II. weist auf seine Zugehörigkeit zur königlichen Kapelle hin, aus der die führenden Kanzleileute hervorgingen (vgl. Klewitz, DA 1, 63). In dem Hildesheimer Verzeichnis ist eine große Anzahl von Kaplänen enthalten.

Bonizo von Sutri, Liber ad amicum V (11. Jh.) MG Lib. de. lite 1, 585 schreibt, an der Synode von Sutri 1046 Dezember 20 habe auch Bischof Bruno von Augsburg teilgenommen. Weiter nennt er in diesem Zusammenhang den Patriarchen von Aquileia und Erzbischof Rambald von Arles. Über die Synode von Sutri vgl. Steindorff, Jb. Heinrichs III. 1, 313 f, 500 ff; Boye, NA 48, 83; v. Guttenberg, Bamberger Regesten 104 Nr. 234 mit weiterer Lit. Bonizo ist unzuverlässig (Wattenbach 62, 223; LthK 22, 597). Ungeklärt ist, woher er den Namen des Augsburger Bischofs bezog. Der gleichzeitige Bischof von Augsburg, Eberhard, nahm nicht am Italienzug Heinrichs III. teil (vgl. die Liste der Teilnehmer der Synode von Pavia 1046 Oktober; MG Const. 1, 94 f Nr. 48. Dort waren zahlreiche deutsche Bischöfe anwesend). Bischof Eberhard von Augsburg starb im Mai 1047 in Augsburg (s. Nr. 275). Es kann bei Bonizo auch keine Verwechslung mit den Bischöfen von Aosta (Augusta praetoria) oder Autun (Augustodunum) vorliegen; denn Bischof von Aosta war um diese Zeit Augustinus, von Autun Helmuinus (Gams 828, 500).

Die Handschrift 15 a der Ordinariatsbibliothek Augsburg, die aus der Domsakristei stammt, ist vielleicht von Bischof Bruno für die Johanneskirche in Augsburg beschafft worden. Es handelt sich um ein Evangelistar mit prächtigen Miniaturen, Zierbuchstaben und Vollbildern, das wohl aus der Reichenauer Schule stammt und etwa zwischen 1002 und 1020 entstanden ist. Wegen der auffallenden Bevorzugung der Johannesfeste darf man vermuten, daß die Hs. zunächst für die Johanneskirche bestimmt war und erst später in den Besitz des Domes überging (s. die grundlegenden Ausführungen von Kraft, Handschriften 64-70).

Während der Amtszeit Bischof Brunos wurden in Augsburg Münzen vier verschiedener Typen geprägt (Steinhilber 97 ff Nr. 11-14, Abb. Tafel I Nr. 11-14); erstmals zeigt unter Bischof Bruno eine Münze ein Brustbild auf der Vorderseite; über die Symbolik der Bildnisdarstellung auf Münzen vgl. Steinhilber 37 und die dort angegebene Literatur. - Aus Brunos Regierungszeit sind Augsburger Gepräge König Heinrichs II. bekannt (Steinhilber 103 ff Nr. 27-29). Über die Münzen Brunos ist noch zu vgl. Dannenberg, Text 384 f, Tafel 45 Nr. 1025 bis 1027; Deutsche Kunst und Kultur im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg (1952) 236. Zusammenfassende Literatur über Bruno: Zoepfl, Lebensbilder 2, 47-59; ders., Bischöfe 82-89; Braun, Gesch. 1, 341-365; NDB 2, 669; ADB 3, 422; KL 1, 1621; Dict. Hist. Geogr. 10, 955.

 

Nachtrag:

 

Zur Tätigkeit Brunos als Kanzler Heinrichs II. vgl. RI 2, 915-923 Nr. 1596-1603, 1605-1612; Fleckenstein, Hofkapelle 2, 167. - Zu Bonizo von Sutri s. Wattenbach-Holtzmann 877 f. - Zu den Münzen der Münzstätte Augsburg aus der Zeit Bischof Brunos s. Hahn 102 f, 120, 123,150 f. Über Augsburg zur Zeit Bischof Brunos s. Augsburg (1984) 121.

 

Regest übernommen aus: Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg, bearbeitet von Wilhelm Volkert (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Reihe 2b), Augsburg 1985, S. 127f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 217f, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/ba29b14e-b24e-4a35-af1d-986cbae2da46
(Abgerufen am 18.04.2024).

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