Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RIplus | SFG: Bischöfe und Domkapitel von Augsburg - Bd. 1: Wikterp - Walther I. von Dillingen (769-1152)

Sie sehen den Datensatz 318 von insgesamt 535.

Bischof Embriko weiht zusammen mit den Bischöfen Gundekar II. von Eichstätt und Ruthart von Treviso die Domkirche (ecclesia matricularis); in den Altar [im Westchor] werden zahlreiche Reliquien in zwei Kästen eingelegt.

Überlieferung/Literatur

Annales Augustani (11. Jh.) MG SS 3, 128; Notiz über die Reliquienniederlegung im Altar, Orig. Perg. (besch.) OrdinariatsA Augsburg; ebd. Abschrift von 1548. - Heidingsfelder 81 Nr. 236; Lehmann-Brockhaus 20 Nr. 72.

Kommentar

Die Annales Augustani berichten von der Weihe des Domes (vgl. Loewe, Ann. Aug. 44), in deren Zusammenhang wohl auch die im Original erhaltene Notiz über die Reliquienverwahrung entstanden ist. Dieses Dokument wurde 1548 und 1894 im Altar des Westchores aufgefunden, wobei 1548 eine Abschrift angefertigt wurde. Kopie davon und vom Original von A. Schröder in der Studienbibliothek Dillingen a. d. Donau (Akt Augsburg Domkirche; Verschiedene Notizen). Die Reliquien waren bereits 1534 oder 1537 nach Dillingen gebracht worden; von dort gelangten sie 1548 wieder nach Augsburg (Zoepfl, Bischöfe 2, 116 Anm. 515; vgl. dazu auch H. Dußler, Die Restaurierung des Augsburger Domes von 1547/48, in: Jb. des Vereins f. Augsburger Bistumsgeschichte 5 [1971] 100 f). Derartige Reliquien Verzeichnisse wurden häufig neben eigentlichen Weiheurkunden im Altar eingemauert, um bei späteren Öffnungen die Identität der eingeschlossenen Reliquien zu beglaubigen; zur Überlieferung solcher Dokumente vgl. Deinhardt, Dedicationes Bambergenses XII. Zur Auffindung von 1548 und 1894 vgl. Schröder, in: AHAug 6, 278 Anm. 1 und Zoepfl, Bischöfe 2, 220 Anm. 210. - Weitere Reliquienverzeichnisse aus dem 11. Jahrhundert s. Clm 3730 fol. 2’ (Ruland, in: ABtmAug 1, 56; Schröder, in: AHAug 4, 496; Ders., in: AHAug 6, 691 hält es für fraglich, daß sich dieses Verzeichnis auf den Augsburger Dom bezieht) und Wolfenbüttel, Cod. Blanc. 130 fol. 208 (Schröder, in: AHAug 4, 498). - Zur Datierung: Die Angabe der älteren Literatur (zuletzt Schildhauer, in: ZhVSchw 26, 28 und 33), daß die Weihe um Pfingsten 1065 in Gegenwart Kaiser Heinrichs IV. stattgefunden habe, dürfte nicht zutreffen; Heinrichs Anwesenheit in Augsburg ist zu 1065 Mai 20 gesichert (MG DD 6, 193-196 Nr. 149-151); die Augsburger Annalen wissen ebenfalls von diesem Aufenthalt. Sie schließen daran jedoch die Mitteilung vom Tod Bischof Gunthers von Bamberg (1065 Juli 23; v. Guttenberg, Reg. Bamberg 191 Nr. 377), berichten dann erst von der Domweihe und teilen anschließend mit, daß der Mitkonsekrator Ruthart von Treviso im selben Jahr gestorben ist. Rutharts Todestag erwähnen die Nekrologe von Schäftlarn und Weltenburg zu Oktober 8 (MG Necr. 3, 128 und 380; s. dazu auch Annales Altahenses [MG Schulausg. 71]; über ihn vgl. auch Gams, Ser. episcoporum 803; LThK 210, 336; Encicl. ital. 34, 284).

Die Überlieferung der Weihe, besonders auch die Auffindung der Weihenotiz im Hauptaltar im Westchor, ist für die Baugeschichte des Domes wichtig. Dadurch dürfte der Abschluß der unter Bischof Heinrich II. eingeleiteten Baumaßnahmen (s. Nr. 290) angegeben sein. Der Altar stand in der auf die Bautätigkeit unter Bischof Liutold (s. Nr. 197) zurückgehenden Westapsis, doch sind hier auch schon Baumaßnahmen Udalrichs im 10. Jahrhundert anzunehmen, besonders die Anlage der darunterliegenden älteren Krypta. Über die Baugeschichte vgl. die Zusammenfassung bei N. Lieb, Der Dom zu Augsburg (1970) 6 f; Oswald-Schaefer-Sennhauser 28 f; weitere Quellen s. bei Nr. 193, 197, 290, 372; vgl. auch Volkert, St. Stephan 53 und 125 Anm. 118 und 119; Weber 8, 14. Weitere Literatur s. Bibliographie der Kunst in Bayern 3, 124 f Nr. 37863-37872. Über die aus dieser Zeit stammenden Bronzetüren des Domes vgl. außer der bei Nr. 290 angegebenen Literatur noch Suevia sacra 41, 111-115 Nr. 74 mit Abb. Nr. 61-63, 93.

 

Nachtrag:

 

Zur Baugestalt des Domes im 11. Jahrhundert s. Schnell, Bayer. Frömmigkeit 22 f, 32, 36 mit Tafeln 9, 10, 51, 66 und 67; Augsburg (1984) Abb. 27. - Über die Weihe von 1065 und über die mittelalterlichen Altäre des Domes vgl. Pötzl, in: JbAugBtmG 9, 38-46; der nach MB 22, 13 auf 1127 datierte Ulrichsaltar befand sich nicht im Dom, sondern in St. Ulrich und Afra (s. Nachtrag zu Nr. 159). - Zum Weihetag vgl. auch Nachtrag zu Nr. 218.

Text des Reliquienverzeichnisses bei H. Thummerer, Die Konsekrationen des Westchoraltares im Augsburger Dom und seine Reliquien, in: JbAugBtmG 10 (1976) 17 f; ebd. 19-26 über weitere Reliquienverzeichnisse und deren Überlieferung.- Zur Handschrift der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, Cod. Blankenburg Nr. 130 fol. 208, die ein auch Udalrich- und Afra-Reliquien aufführendes Reliquienverzeichnis enthält, vgl. Butzmann 137 f, 144 (mit der irreführenden Angabe, daß hier ein Schatzverzeichnis vorliege). Zur Überlieferung von Udalrich-Reliquien s. Volkert, UuA 109 Nr. 28; zu Afra- Reliquien vgl. Nr. 311.

 

Regest übernommen aus: Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg, bearbeitet von Wilhelm Volkert (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Reihe 2b), Augsburg 1985, S. 186f.

Nachträge

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 312, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/b4ba2e00-b340-4bd7-abe6-43c8f0806e9e
(Abgerufen am 28.03.2024).

Bestandsinformationen