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RIplus | SFG: Bischöfe und Domkapitel von Augsburg - Bd. 1: Wikterp - Walther I. von Dillingen (769-1152)

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Gegenkönig Rudolf kommt von Ulm nach Augsburg zur Feier des Osterfestes; in seiner Begleitung befinden sich die Bischöfe [Adalbero] von Würzburg, [Adalbert] von Worms und [Altmann] von Passau sowie die päpstlichen Legaten, Kardinaldiakon Bernhard und Abt Bernhard von St. Victor in Marseille. Bischof [Embriko] von Augsburg (Augustensis) versteht sich erst nach längerem Zögern dazu, Rudolf und den Legaten gehorsam zu sein; er bekennt sein fehlerhaftes Verhalten im Verkehr mit König Heinrich IV., worauf er von den Legaten seiner Würde entsetzt und mit kanonischen Strafen belegt wird. Vor der Abreise gestatten ihm die Legaten auf Bitten Rudolfs wieder die Ausübung des Amtes auf Zeit. Am Osterfest wird von den päpstlichen Gesandten nach der Prozession zu der Johanniskirche die bisherige Übung der Taufwasserverwendung verboten.

Überlieferung/Literatur

Bertholdi annales (11. Jh.) MG SS 5, 292 f; Bernoldi chronicon (11. Jh.) MG SS 5, 434; Casus monasterii Petrishusensis, lib. 2 cap. 42 (12. Jh.) Schwäb. Chroniken der Stauferzeit 3, 112 f; MG SS 12, 646. - GP 2 I, 32 Nr. 11.

Kommentar

Zur Verfasserschaft der Annalen Bertholds s. die Bemerkung zu Nr. 335; das Werk ist gegen Heinrich IV. eingestellt, es bezeichnet den 1077 März 15 in Forchheim zum Gegenkönig gewählten Rudolf von Schwaben als rechtmäßigen König; vgl. dazu H. Bruns, Das Gegenkönigtum Rudolfs von Rheinfelden und seine zeitpolitischen Voraussetzungen (Diss. Berlin, 1939). Bei der Wertung der Nachrichten über Embriko von Augsburg, der als Anhänger Heinrichs IV. bekannt ist, muß diese Haltung des Annalisten berücksichtigt werden. Die äußerste Zurückhaltung Embrikos gegen Rudolf und die päpstlichen Gesandten - er habe sich geweigert, sie zu sehen und zu begrüßen, und sich nur dazu verstanden, das Notwendigste liefern zu lassen - erwähnen die auf einen selbständigen Überlieferungszweig zurückgehenden Casus mon. Petrishusensis. Den Aufenthalt Rudolfs in Augsburg nennt auch Brunos Buch vom Sachsenkrieg, cap. 93 (Deutsches Mittelalter 2 [1937] 87). - Die päpstlichen Legaten sind in zwei Schreiben Gregors VII. näher bezeichnet (MG EE sel. 2 I, 334 ff Nr. IV 23 und 24); über ihre Wirksamkeit in Augsburg s. Schumann, Legaten 129. Zu den gesamten Ereignissen s. Meyer v. Knonau, Jb. Heinrichs IV. u. Heinrichs V. 3, 23 f; Loewe, Ann. Aug. 64 f; Gebhardt-Grundmann 81, 261 f und 91, 341 ff. Zu der merkwürdigen Beanstandung der in Augsburg üblichen Taufwasserriten vgl. Zoepfl, Investiturstreit 308 Anm. 22, ferner LThK 210, 965 ff (mit Literaturangaben). - Über Adalbero von Würzburg s. NDB 1, 41 f; Wendehorst, Germania sacra, Würzburg 106; über Altmann von Passau s. NDB 1, 225 f; LThK 21, 402 f; HB d. bayer. Geschichte 1, 249; Der hl. Altmann, Bischof v. Passau (Festschrift zur 900-Jahr-Feier) 1965, 122. Beide waren erklärte Anhänger Gregors VII.

 

Nachtrag:

 

Zum Königtum Rudolfs von Schwaben vgl. W. Schlesinger, Die Wahl Rudolfs von Schwaben zum Gegenkönig 1077 in Forchheim, in: Vorträge und Forschungen 17 (1973) 61-85; ferner H. Jakobs, Rudolf von Rheinfelden und die Kirchenreform, in: Ebd. 87-115. Zur Haltung Bischof Embrikos vgl. Minninger 34 f, 50, 83, 111 f; Vogel, Gregor VII. und Heinrich IV. 56, 59 f. - Über Bischof Adalbero von Würzburg s. W. Goez, Gestalten des Hochmittelalters (1983) 164-174, 397 f; über Bischof Altmann von Passau s. E. Boshof, Bischof Altmann, St. Nikola und die Kanonikerreform, in: Tradition und Entwicklung. Gedenkschrift für J. Riederer (1981) 323-326.

 

Regest übernommen aus: Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg, bearbeitet von Wilhelm Volkert (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Reihe 2b), Augsburg 1985, S. 201f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 336, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/b0b2f436-9430-4e05-a321-8f6b99ede6c3
(Abgerufen am 19.04.2024).

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