RIplus | SFG: Bischöfe und Domkapitel von Augsburg - Bd. 1: Wikterp - Walther I. von Dillingen (769-1152)

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Abt G[ozpert von Tegernsee] schreibt an Bischof G[ebehard von Augsburg?], daß sie trotz der täglich einstürmenden Unruhen des zeitlichen Lebens die zwischen ihnen geschlossene Gebetsverbrüderung (fidae coadunationis memoria) niemals vergessen. Er bittet, ihm den dritten Teil der Historia tripartita für kurze Zeit auszuleihen, damit dieser zu den schon vorhandenen zwei Teilen abgeschrieben werden könne; er hat sich schon anderwärts danach umgetan, konnte jedoch kein Exemplar erhalten. Bekanntermaßen ist dieses Buch jedoch beim Empfänger vorhanden (in vestris archivis minime deesse novimus).

Überlieferung/Literatur

Abschrift (11. Jh.) in clm 19412 pag. 70. - Meichelbeck, Hist. Frisingensis 1 II, 472 Nr. 3; MG EE sel. 3, 50 f Nr. 47.

Kommentar

Die Auflösung der Empfängerbezeichnung „domno antistiti G.“ ist nicht eindeutig gesichert. Wegen der Berühmtheit der Augsburger Bibliothek, über die Froumund - sehr wahrscheinlich der Diktator des Briefes - gut Bescheid wußte (s. Nr. 192) und der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Bischof Gebehard und Abt Gozpert ist es jedoch sehr wahrscheinlich, daß das Schreiben an Gebehard von Augsburg gerichtet ist. Der Buchstabe G. könnte sich jedoch auch auf Bischof Gottschalk von Freising (994-1005) oder Bischof Gebehard I. von Regensburg (995-1023) beziehen.

Einige Zeit vorher hatte Gozpert einen „domnus H.“ um Überlassung des dritten Teils der Historia tripartita gebeten, offensichtlich ohne Erfolg (MG EE sel. 3, 47 Nr. 41). In clm 18466 aus Tegernsee liegt die Historia tripartita vor; vielleicht kann man daraus schließen, daß die Bitte Gozperts in Augsburg erfüllt wurde.

Die Historia ecclesiastica tripartita Cassiodors (ca. 490 bis ca. 583) war eines der am weitesten verbreiteten kirchengeschichtlichen Handbücher des Mittelalters (Ausgabe: Migne, PL 69, 879-1214; vgl. Potthast 1, 197). Sie ist eine Zusammenfassung der durch Cassiodors Gehilfen, Epiphanius Scholasticus (vgl. LthK 23, 947), ins Lateinische übersetzten Schriften der drei griechischen Historiker Theodoret, Bischof von Kyrrhos in Syrien (ca. 393 bis ca. 458; s. LThK 10, 48 f), Sozomenos (5. Jh.; vgl. LThK 9, 697 f) und Sokrates (um 380 bis ca. 450; vgl. LThK 9, 650). Vgl. dazu Wattenbach-Levison 1, 74; LthK 22, 970 f mit weiteren Literaturangaben).

Zur Datierung: Gozpert starb 1001 Januar 21 (s. Br. 48). Zwischen Brief 47 und Brief 48 sind die Gedichte XVI-XIX eingeschoben, von denen sich die beiden ersten wahrscheinlich auf die Zeit 1000 Mai bis Juni (Zug Herzog Heinrichs IV. von Baiern nach Italien) beziehen. Brief 32 (s. Nr. 202) liegt jedenfalls wesentlich früher. Wie es scheint, hat Gozpert seine Bitte nach dem für den Sommer 997 angekündigten Besuch in Augsburg ausgesprochen (vgl. Schmeidler, NA 46, 426).

 

Nachtrag:

 

Über die Handschrift Clm 18466 vgl. Eder, in: StMOSB 83, 47 ff Nr. 19.

 

Regest übernommen aus: Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg, bearbeitet von Wilhelm Volkert (Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Reihe 2b), Augsburg 1985, S. 117.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RIplus Regg. B Augsburg 1 n. 204, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/ac274bf5-a2b0-4963-8018-5d2212a57327
(Abgerufen am 28.03.2024).

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