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RIplus | Urkundenregesten Hofgericht 6 - Die Königszeit Karls IV. (1348-1355 März)

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Kg. Karl an Bf. Nikolaus von Trient: Von seiten des Adressaten ist ihm vorgetragen worden (pro parte tua propositum extitit coram nobis), daß die Kirche in Trient durch die römischen Kss. und Kgg. vormals mit Burgen, Gerechtigkeiten, Ländereien und allem Zubehör sowie mit vielen anderen Ehren, Regalien und Gütern, wie sie zur Gerichtsbarkeit und zum Nutzen der gen. Dinge gehören, ausgestattet worden ist. Diese Dinge haben die Vorgänger des Adressaten und die gen. Kirche durch Begünstigungen der Vorgänger Kg. Karls erhalten und bisher in ruhigem Besitz innegehabt. Im folgenden aber sind die Trienter Kirche und die Vorgänger des Adressaten in ungerechter und unverschuldeter Weise durch den verst. Gf. Meinhard von Tirol sowie durch dessen Vorgänger, Nachfolger und Erben der gen. Dinge beraubt worden (fuerunt de predictis iniuste et indebite spoliati). Der Adressat aber hat vom Kg. die Restitution des Geraubten gefordert (a quibus spoliacionibus in integrum restitucionis beneficium a nostra celsitudine postulasti).

Er [der Kg.] hat daher in der Absicht, dem Adressaten Restitution zu gewähren und ihn von einem so großen Unrecht zu befreien, auch zur Vermehrung und Bestärkung seiner Rechte, schließlich in Anbetracht dessen, daß alle gen. Güter und Rechte zum Heiligen Reich gehören, auch wenn die Gff. von Tirol daran Rechte gehabt hätten, und zwar besonders deshalb, weil Söhne fehlten, an die die Güter und Rechte hätten fallen können, und weil eine etwa gewährte und behauptete weibliche Erbfolge wegen offensichtlich begangener Verbrechen und Sünden, besonders des Ehebruchs der Margaretha, der Tochter Gf. Heinrichs von Tirol, mit Ludwig, dem Sohn Ludwigs von Bayern, kein Recht verschafft hätte (constat eos esse privatos propter crimina et reatum, que et quos notorie commiserunt, et maxime propter adulterium et incestum, quod et que Margarita filia olim Hainrici comitis Tirolensis commisit et committit quotidie cum Ludovico filio Ludovici de Bavaria in sui obprobrium et verecundiam manifestam), dem Adressaten und seiner gen. Kirche die geraubten Güter und Rechte zurückerstattet (te ecclesiamque tuam predictam a spoliacionibus supradictis in integrum restituimus), indem er sie in den Vollbesitz der gen. Güter und Rechte zurückführt (reducentes te et ecclesiam supradictam in plenariam ipsarum rerum et bonorum infrascriptorum possessionem), und zwar mit allem Recht, soweit er es vermag. Zugleich hat er ihm kraft kgl. Gewalt alle von seinen Vorgängern gewährten Privilegien über diese Güter und auch über anderes bestätigt.1 Die Güter aber, in die er den Adressaten wiedereinsetzt und in deren Besitz er diesen und dessen Kirche zurückführt (bona vero, ad que te et dictam tuam ecclesiam in integrum restituimus, et in quorum possessionem te eandemque ecclesiam tuam reducimus), sind die folgenden: [Es folgt eine umfängliche Aufzählung von Gütern und Rechten zu Bozen und anderswo in Tirol, die der Adressat innehaben soll, wie er auch andere Güter und Rechte vom Reich und kraft. ksl. Konzession innehat].

Alle diese Güter pflegten der verst. Meinhard sowie dessen Erben und Nachfolger innezuhaben, und er [der Kg.] erklärt sie jetzt aus den gen. Gründen dieser Rechte und Güter für entsetzt (et quorum omnium et singulorum iuribus sunt privati et eos privatos esse decernimus, racionibus et causis antedictis). Diese Restitution und Wiedereinsetzung (suprascriptam autem in integrum restitucionem et in possessionem reductionem) sowie diese Gewährung (presentemque concessionem et collacionem) sollen mit allen gen. Rechten und näher umschriebenem Zubehör Bestand haben, auch wenn die erwähnten Dinge durch den gen. Meinhard, dessen Vorgänger, Nachfolger oder Erben entfremdet worden sein sollten, unbeschadet durch eine an einen anderen und zu einer anderen Zeit vorgenommenen anderweitigen Gewährung. Solche Gewährungen und Entfremdungen und alle daraus folgenden Vorgänge sollen nichtig sein (tales enim concessiones et alienaciones et quecunque secuta ex eis vel ab eis ex certa sciencia revocavimus et nulla et irrita esse decernimus et iubemus), auch unbeschadet durch andere Rechte und Gesetze, die dem entgegenstehen. Alles Entgegenstehende wird aufgehoben (quatenus predictis vel alicui predictorum obviarent in aliquo derogamus atque tollimus et totaliter abrogamus).

Originaldatierung:
Datum in civitate Bellunii per manus honorabilis Welislai Pragensis et Weisengradensis ecclesiarum canonici, regie aule protonotarii, vice venerabilis Walerami archiepiscopi Colloniensis, sacri imperii per Italiam archicancellarii, 1347, ind. 15, XII0 kal. augusti, r. 2, r. Böhm. 1.
Pön:
100 Mark Gold.

Überlieferung/Literatur

Ü: B 1 Tiroler Landesmuseum (Ferdinandeum) Innsbruck, Bibl. Dipauliana 613, Bl. 185 – 186 – Pap., 18. Jh.

B 2 ebd. 966, Bl. 188 – 190 – Pap., 18. Jh.

B 3 HHStA Wien, AUR 1347 VII 21 – Pap., 18. Jh.

D: MGH Const. 8, S. 296 – 298 Nr. 239. – Böhmer/Ficker, Acta Imperii Selecta, S. 561 – 563 Nr. 838.

R: RI 8 Nr. 328. – CD Moraviae 7, S. 527 Nr. 714 (zu Juli 31).

Anmerkungen

  1. 1Nicht näher spezifiziert; es ist unklar, welche Privilegienbriefe gemeint sein könnten.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RIplus URH 6 n. 3, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/f3fb3f93-2294-44a9-8889-fdce26fddd42
(Abgerufen am 28.03.2024).

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