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RIplus | Urkundenregesten Hofgericht 5 - Die Zeit Ludwigs des Bayern und Friedrichs des Schönen (1314-1347)

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Kg. Friedrich bekundet: In seiner Gegenwart ist erschienen (constitutus in nostre maiestatis presencia) Friedrich von Stubenberg (Stubenberch) namens (vice et nomine) der Margarethe, der Witwe des Ludwig von Porcia (Porcilis), und seiner Tochter Gertrud. Er hat geklagt (proposuit querulando), daß Ludwigs Brüder Hartwig (Articus) und Friedrich die beiden Klägerinnen vom Pfandbesitz an der Herrschaft Pordenone (Portenawe), wie er diesen nach den Urkunden des Kg. und seiner Brüder übertragen worden sei (prout in litteris suis per nos et fratres nostros duces Austrie et Stirie ipsis desuper traditis evidencius continetur)1, vertrieben hätten, was ihnen zu einem nicht geringen Nachteil und Schaden gereiche (preiudicium non modicum et gravamen).

Nachdem vor ihm die Klage gegen die beiden Brüder erhoben worden ist (proposita itaque iam dicta querimonia coram nobis), hat er auf Antrag (ad instanciam) Friedrichs von Stubenberg diese zu einem festgesetzten Termin geladen (certum terminum ad nostram vocavimus presenciam super eo), auf dem sie aber nicht erschienen (quo termino coram nobis comparere contumaciter neglixerunt). Nach einiger Zeit (elapso vero aliquo tempore) hat er sie auf Antrag (petente) Friedrichs von Stubenberg erneut vor sich geladen (citavimus coram nobis), auf welchem Termin sie zwar erschienen, aber sich nicht mit jenem einigen wollten (ad quem terminum venientes ipsos cum sepedicto Friderico de Stubenberch concordante super inpeditis non volentes)a. Einen weiteren Termin hat er nach Graz festgesetzt, an dem sie ebenfalls nicht erschienen (alium terminum ipsis partibus utriumque in Greczam prefiximus, quo termino veniente conparere similiter neglexerunt). Danach hat er sie erneut vor seine Gegenwart nach Villach geladen, wohin sie zwar Prokuratoren und Boten sandten, die jedoch keine Vollmacht hatten, in der Streitsache zu antworten (post hec vero ipsos iterato ad nostram vocavimus presenciam in Villacum, ubi miserunt procuratores et nunccios nulla nunciatos auctoritate ad respondendum in causa et negocio supradicto). Daraufhin hat Friedrich namens der beiden Frauen den Fortgang des Prozesses beantragt (quo facto prefatus Fridericus de Stubenberch a nobis nomine predictarum Margarete et Gertrudi filie sue cum instancia postulavit, ut in dicta causa sive negocio procedere dignaremur). Nach einer wie üblich durchgeführten Untersuchung (facta itaque inquisicione, sicut moris est) ist in Gegenwart Kg. Heinrichs von Böhmen und Polen durch Bf. Konrad von Freising, Graf Heinrich von Görz sowie die Grafen von Ortenburg und Heunburg (Heunenberg) und vieler anderer adligen Getreuen (aliisque multis nobilibus fidedignis) einmütig das Urteil gesprochen worden (concorditer fuerat iudicatum), daß die Klägerinnen wieder in den Besitz der Pfandherrschaft einzusetzen seien (restituere debemus).

Um die Pfänder verantworten zu können (defendere et tueri), hat er Hartwig und Friedrich von Pordenone einen anderen Termin gesetzt (alium assignavimus terminum), damit sie nach Einsicht ihres Irrtums sich vor ihm in Wien zum Streitfall äußern könnten (ut cognito ipsorum contumacie errore ad huc coram nobis in Wienna ad respondendum in dicta cause parti contrarie comparere). Zu diesem Termin haben sie ihre Prokuratoren und Boten mit Vollmacht gesandt(ad quem terminum suos procuratores et nuncios habentes auctoritatem et mandatum plenarium transmiserunt). Diese hat er wie üblich gefragt, ob sie in dieser Sache zu Gewinn oder Verlust zu Recht stehen wollten (a quibus, ut solitum est, quesivimus, si ad optinendum vel perdendum in dicta causa coram nobis iuri et iudicio vellent stare), wonach diese um einen erneuten Termin gebeten haben, an dem die Beklagten persönlich anwesend sein wollten (qui nobis pro alterius termini assignacionem, ad quem domini ipsorum [...] in persona propria venire possent, cum instancia supplicaveruntb). Um den Rechtsstreit nicht in Abwesenheit der Beklagten zu beenden, hat er ihnen gnadenweise einen erneuten Termin zu Gewinn und Verlust auf vierzehn Tage nach Georgii2 gegeben (cum non libenter se intromitterent dictam causam absentibus suis memoratis dominis finaliter terminare, quorum partibus amplioris favoris gracia inclinati ipsis quatuordecim diebus post festum beati Georgii ad optinendum vel perdendum in dicta causa terminum prefiximus peremptorium). Dabei haben sich die Prokuratoren und Boten verpflichtet, daß entweder sie oder ihre Herren auf dem genannten Termin zu Gewinn oder Verlust ihrer Sache erscheinen wollten. Trotzdem wurden sie erneut säumig (ad quem terminum dicti procuratores eorumque domini tamquam contumaces venire similiter neglexerunt), sandten vielmehr nur einen Boten, der berichtet hat, daß Hartwig und Friedrich von Pordenone nicht erscheinen könnten, weil sie sich zu Can[grande] von Verona begeben müßten. Daraufhin hat Friedrich von Stubenberg den Kg. inständig gebeten (nobis instantissime supplicavit), nach allen Verhandlungen, Untersuchungen und Urteilen dem Klagebegehren zu entsprechen (iuxta processum dicte cause inquisicionem, sentenciariam haberemus cuius peticioni ut debimus annuentes). Dementsprechend haben die dazu geforderten Edlen und Herren einmütig geurteilt (coram nobis per nobiles et strenuos viros, qui a nobis super eo fuerant requisiti, sentenciatum finaliter concorditer), daß die Klägerinnen in ruhigen Besitz (in possessionem pacificam) der genannten Pfandherrschaften einzusetzen seien.

Dieses Urteil hat er daraufhin verkündet (quod eciam nos fecisse protestamur presencium). Siegelankündigung: Nostrum sigillum regale

Originaldatierung:
Datum Newenburge tercio idus iunii anno 1318, r. 4.

Überlieferung/Literatur

Ü: B LA Wien, StA (Ebersdorfer Sammlung) U 188 – Perg., Insert in der Urkunde Bf. Dietrichs von Lavant und des Abts Moritz des Schotten-Kl. zu Wien von 1332 März 22, 2 anh. Sg.

R: Reg. Friedr. Nr. 117. – Reg. Habsb. 3, Nr. 709.

Textkritik

  1. a Vorlage: Valentes
  2. b Vorlage: Supplicarunt

Anmerkungen

  1. 1Bezug genommen wird auf eine Urkunde Kg. Friedrichs als Hzg. von Österreich, die dieser unter Zustimmung seiner Brüder Leopold, Albrecht, Heinrich und Otto am 15. Juli 1314 zugunsten des Ludwig von Pordenone ausstellte (inseriert in Urkunde von 1332 März 22, s. Überlieferungsangaben).
  2. 2Nach oberitalienischer Gewohnheit 24. April, der Gerichtstermin war deshalb auf den 8. Mai festgesetzt.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RIplus URH 5 n. 34, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/d7da60e1-9661-4beb-9b3f-59d025a85735
(Abgerufen am 24.04.2024).

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