RIplus | Urkundenregesten Hofgericht 2 - Die Zeit von Philipp von Schwaben bis Richard von Cornwall (1198-1272)

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Kg. Otto IV.: Alles was vor dem Kg. im Gericht bei Anwesenheit vieler Fürsten zum allgemeinen Nutzen erledigt wird (Ea que facta sunt coram nobis in iudicio in presentia multorum principum quead utilitatem communem presentium et futurorum spectare uidentur), ist urkundlich festzuhalten (publico scripto et autentico sunt commitenda), damit es nicht in Vergessenheit geraten kann und in ähnlichen Fällen die Erledigung leichter fällt (et in consimilibus casibus facilius homines possint expediri).

In Gegenwart des Kg. (Constitutus [...] in presentia nostra) hat Bf. Friedrich von Trient1 auf dem Hoftag zu Augsburg in Anwesenheit vieler Menschen und auch Fürsten (in solempni curia apud augustam in multorum hominum et aliorum principum presentia) ein Urteil darüber verlangt (quesiuit in sententia), ob Kinder aus der ehelichen Verbindung zwischen einem kirchlichen Ministerialen und einer freien Frau selbst frei oder aber gemäß der Stellung des Vaters Ministerialen der Kirche sind. Es erging das Urteil (dictatum est in sententia), daß Kinder aus solchen Ehen Ministerialen der Kirche sind, deren Ministeriale auch ihr Vater ist; sonst gingen alle Ministerialen sämtlichen Kirchen des Reichs verloren.

Der Bf. erbat ferner ein Urteil (Item quesiuit in sententia) für den Fall, daß ein kirchlicher Ministeriale unter Umgehung seines Herrn von seinen Erb- oder Lehngütern etwas veräußert oder an eine andere Person weitergibt. Das Urteil lautete (dictatum est in sententia), daß dies nicht geschehen dürfe, weil sonst die Kirchen verarmten.

Ebenso verlangte der Bf. ein Urteil (Item quesiuit in sententia) für den Fall, daß jemand ohne kgl. Erlaubnis oder Anordnung einen neuen Zoll einrichtet2. Darüber erging das Urteil (data est super hoc sententia), daß dies weder geschehen könne noch dürfe, und wenn es geschieht, ist dies ungültig und nichtig (irritum sit et inane).

Schließlich bat der Bf. um ein Urteil darüber (quesiuit in sententia), ob er selbst als Bf. von Trient über andere wegen deren Übeltaten und Ausschreitungen den Bann verhängen und der Kg. diesen Bann bekräftigen müsse (si [...] episcopus [...] aliquos pro suis facinoribus et excessibus banniret, si nos illud bannum confirmare debemus). Es wurde geurteilt (datum est in sententia), daß der Kg. diesen Bann bekräftigen müsse, wenn der Bf. den Nachweis der Bannung wegen Übeltaten und Ausschreitungen durch sieben Zeugen führen könne (si ipse [...] episcopus VII idoneis testibus probare posset, aliquos homines pro excessibus et facinoribus suis bannisse, quod nos hoc bannum deberemus confirmare). Da aber der Bf. den Nachweis mit Hilfe von sieben Zeugen geführt hatte, bekräftigt der Kg. den bfl. Bannspruch (nos bannum suum regia auctoritate confirmamus).

Der Kg. ächtet und bannt daher (proscribimus igitur et bannimus) Albrecht und einige seiner Brüder, Arnold von Mezzolombardo und dessen Sohn, Rüdiger von Jaufen, Heinrich Crassi, Heinrich de Porta Auriola, Andreas und Berthold von Borgonuovo, Heinrich von Bozen, Withold und Bonaventura sowie die Söhne des Moscardo und alle ihre Komplizen.

Der Kg. befiehlt bei seiner Huld (Mandamus [...] et precipimus sub districtu gratie nostre), daß niemand es wage, die Gebannten und Geächteten aufzunehmen oder ihnen Rat und Hilfe zuteil werden zu lassen (ut nemo istos bannitos et proscriptos aliquo modo recipere audeat uel aliquod consilium uel auxilium eis impertiri).

Originaldatierung:
Act. a.d.i. 1208. Regnante domino Ottone quarto; dat. apud augustam, id. ian., ind. 12.
Pön:
Poenformel.

Überlieferung/Literatur

Ü: A ASt Trient, A.P.V., Sezione latina, capsa 1 n.7.

B1 ASt Trient, Cod. Wang. minor (Abschrift von 1215, nach Kopie der Notare Ribaldus und Ercetus) Bl. 21.

B2 ASt Trient, A.P.V., Sezione latina, capsa 19 n.9 (Notariatsinstrument von 1576 Okt. 1) Bl. 12f.

D: MGH Const. 2 S. 35f. Nr. 30.(A;B). – AQM 32 S. 350/352 Nr. 86.(A). – Cod. Wang. S. 176f. Nr. 77 (zu 1208 Jan. 13).(B1).

R: RI 5 Nr. 254. – Tiroler UB 2 S. 63f. Nr. 586. – Quellenwerk Nr. 226.

Kommentar

Zum Inhalt vgl. Winkelmann, Philipp v. Schwaben u. Otto IV. 2 S. 135. Die Versöhnung zwischen Bf. Friedrich von Trient und den unbotmäßigen Vasallen kam schließlich mit bfl. Urk. von 1210 Mai 30 (Cod. Wang. 5 S. 193-202 Nr. 85; Tiroler UB 2 S. 80f. Nr. 605) zustande, in welcher der Bf. die Geächteten aus der Acht löste und versprach, sich dafür einzusetzen, daß sie auch aus der Acht des Kg. gezogen werden: De banno vero domini imperatoris, in quo fuerant confirmati, dixit dominus episcopus, quod bona fide adiuvabit eos de illo extrahere. – Als Verfasser der Urk. gilt der kgl. Notar Helferich, als Schreiber der kgl. Notar Ulrich von Bollingen (=PhB = OB); vgl. Walter, Reichskanzlei S. 150, 154, 172. Der Identifizierung des Schreibers hat Zinsmaier, Urkunden S. 87, widersprochen und als Verfasser wie als Schreiber auf OB erkannt (RI 5,4 BF. 254).

Anmerkungen

  1. 1Friedrich von Wangen, Bf. von Trient 1207-1218.
  2. 2Der reale Hintergrund ist in der Zollverleihung Kg. Philipps an Ulrich von Arco zu sehen, die Ks. Otto IV. mit Urk. von 1210 (Mai 23) für nichtig erklärt; vgl. Nr. 55.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RIplus URH 2 n. 40, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/efa7d019-71ce-4d3e-8b7a-7a9d51f7c210
(Abgerufen am 29.03.2024).

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