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RIplus | Urkundenregesten Hofgericht 16 - Die Zeit Ruprechts (1404-1406)

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Engelhard von Weinsberg, Hofrichter Kg. Ruprechts (des[…] kungs[…] hofrichter), bekundet: Als er am heutigen Tag in Heidelberg in der Burg zu Gericht saß, kam im Gericht Friedrich Klemm, der Prokurator des kgl. Hofgerichts, an Statt und seitens des Hans von Mittelburg, des Pf legers zu Hohentrüdingen, vor ihn und klagte mitFürsprecher gegen die Gff. Ludwig und Friedrich von Oettingen. Diese waren auf Veranlassung von besagtem Hans vor das Hofgericht geladen worden1(das für uns quam daselbist in gerichte[…] des kungs hofgerichtes procurator an stat und von wegen[…] und clagt mit sinem fursprechen czu den edeln[…] die ouch von desselben hansen wegen uff dasselb hofgericht geheischen und geladen waren).

Gegen diese Klage sprach im Gericht an Statt, seitens und mit Vollmacht der Gff. von Oettingen deren Schreiber Heinrich Niblung (als dann dieselb clag an ir selber lutet des stund für daselbist in gerichte[…] an stat und von wegen[…] und mit irem gantzen und vollen gewalte). Niblung zeigte einen unversehrten mit dem anh. Majestätssiegel Kg. Ruprechts versehenen Brief vor und ließ ihn verlesen und anhören. Dieser lautete Wort für Wort: [Es folgt als Insert der Gnadenbrief Kg. Ruprechts von 1401 Mai 27 (Geben zu Nürnberg uff den fritag nach dem heiligen pfingstag, 1401, r.R. 1): Jeder, der Forderungen und Klagen gegen die Gff. hat, soll Recht vor dem Kg. oder seinem Hofmeister nehmen, vor denen auch die beiden Gff. rechtsgehorsam sein wollen. Im Falle der diesbezüglichen Säumigkeit der Gff. soll man sie vor das kgl. Hofgericht laden, wo sie sich dann zu verantworten haben. Diener, Bürger und arme Leute der Gff. dürfen vor kein Landgericht oder weltliches Gericht geladen werden. Sie müssen sich nur am Gericht ihres jeweiligen Wohnorts verantworten. Dem widersprechende Ladungen, Urteile, Gerichte sollen unwirksam sein. Im Falle der Rechtsverweigerung oder Rechtsverzögerung können Kläger ihr Recht dort suchen, wo dies billig ist (vgl. Battenberg, GSP 2 Nr. 1027)].

Nachdem dieser Brief vorgelesen war, bat besagter Heinrich namens und an Statt der Gff. von Oettingen mit Fürsprecher um ein Urteil darüber, ob die beiden Gff. nach Recht und Billigkeit weiterhin in ungestörtem Genuß dieser Rechte und Freiheiten im Gericht und an allen anderen Stätten blieben dürften (do bat uns der obgenant[…] an stat und von wegen[…] mit sinem fursprechen eyner urteyle zufragende ob sy icht billich und von rechtes wegen by den[…] gnaden[…] furbassmere bliben und der auch vor allen gerichten und an allen stetten gebruchen und geniessen solten und mochten von allermeniclich ungehindert). Dies wurde ihnen auf Frage des Kg. hin nach Recht mit Gesamturteil erteilt (nach unser frage mit gemeiner volg und urteyle erteylet als recht ist).

Danach aber brachte Friedrich Klemm mit seinem Fürsprecher vor (legte uns aber fur[…] mit sinem fursprechen), besagtem Hans sei von den Gff. bisher kein Recht widerfahren, obwohl er sich doch mit dem Recht vor dem Kg. oder seinem Hofmeister begnügt habe (kein recht bis her hette widerfaren mogen und hette in doch vor[…] dem kung[…] an recht von in allzit wol benuget).

Deshalb bat er um Urteil, ob man ihm billig nach Recht des Hofgerichts urteilen solle (ob man im icht billich richten solt als des hofgerichtes recht wer).

Hierauf antwortete hinwiederum Heinrich Niblung namens der Gff. mit seinem Fürsprecher, die Gff. hätten besagtem Hans im Sinne des soeben verlesenen Gnadenbriefs nie das Recht vor dem Kg. oder Hofmeister versagt und täten dies auch nicht (des rechten[…] nie wider gewesen).

Deshalb bat er um Urteil, ob obengenannte Ladung dementsprechend ungültig und aufgehoben sein und seinen Herren keinen Schaden bringen solle.Auf die Frage des Kg. wurde darauf hin mit Gesamturteil nach Recht erteilt: Falls besagter Friedrich Klemm nach Recht nachweisen könne, daß der Kg. oder sein Hofmeister den beiden Gff. von Oettingen wegen des besagten Hans Rechtstage gesetzt habe und die von Oettingen dem ungehorsam nicht gefolgt seien, dann solle danach nach Recht verfahren werden (daruff ward nach unser frag erteylet mit gemeiner volg und urteyl als recht ist mochte der[…] egenant[…] erwisen als recht wer das der[…] kung[…] recht tag bescheiden und gesetzet hette und das[…] des ungehorsam gewesen weren so solt darnach aber geschehen was recht wer).

Da Friedrich den Beweis (solich erwisunge) nicht erbringen konnte, wurde nach beider Rede und Gegenrede nach den Fragen des Kg. das einhellige Urteil nach Recht erteilt (ward nach der egenant beyden teyle rede und widerrede und auch nach unsern fragen mit einhelliger urteil erteylet als recht ist):

[1.] Die Gff. von Oettingen dürfen bei ihren in dem Gnadenbrief genannten Rechten und Freiheit ungehindert und ungemindert verbleiben.

[2.] Die Ladung ist gänzlich aufgehoben und soll ihnen keinen Schaden bringen.

Originaldatierung:
Geben zu heydelberg, 1404, des nehsten montags nach dem Obristen tag der Wyhenachten den man in latin nennet Epiphania domini.
Kanzleivermerke:
[KV] Johann Kirchen.

Überlieferung/Literatur

Ü: A FÖSAH, HA IV.1.6. - Siegelreste an Perg.str.

B1 ebda., K 2 Bl. 53v-54v. - Bucheintrag in zeitgenöss. Kopialb. B2 FÖWAH, Kopiensammlung. - Kopie des frühen 20. Jh.

R: Lang, Materialien 2 (1773) S. 62.

Anmerkungen

  1. 1Ladung Dep.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RIplus URH 16 n. 3, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/b31ec19c-4802-4fb0-933b-bd558dc0584f
(Abgerufen am 29.03.2024).

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