Regesta Imperii - Online Quellen zur Reichsgeschichte

Wenzel - RIplus URH 13 n. 4

1393 Januar 3, Bettlern / Žebrák

URI Merken

Kg. Wenzel bekundet: Er erteilt hiermit seinen Räten, dem Bf. Lamprecht von Bamberg, seinem Kanzler Johann, dem Erwählten von Cammin, und Bořivoj von Svinaře sowie allen, die diese in seinem Namen hinzuziehen wollen, Vollmacht für folgende Fälle (unsern Reten gentzlichen versehen und an in erkennen In und wen sie dar zuo van unsern wegen nement mit wolbedahtem muote guotem Rate und Rehter wissen gantze und volle gewalt und maht geben haben):

[1.] Für Streitigkeiten, die entstehen könnten zwischen ihm, Fürsten und Herren einerseits und der Stadt Straßburg andererseits um einzelne Artikel ihrer schriftlichen Vereinbarung¹ über den vorangegangenen Krieg (were es sachen das denhein stoesse schellunge und in velle entstuenden und sich erhueben in sollicher richtiungen die wir zwischent uns [...] von wegen des krieges der sich verloeffen het von beiden teilen in artickeln verschriben und beiden teilen hin uz gehant haben).

[2.] Für Streitigkeiten, die entstehen könnten aus Fehlern bei einem Schiedsspruch oder bei dem Gericht, das Bořivoj von Svinaře beiden Parteien an des Kg. Statt besetzen soll², oder aus welchen Gründen auch immer (Es were von gebresten der minne oder an dem rehten das [...] beiden teilen von unsern wegen besatzen sol).

[3.] Sie sollen kraft kgl. Gewalt nach ihrem Gutdünken und so oft sie wollen beiden Parteien Tage zu Hagenau³ oder wo immer sonst es ihnen sinnvoll erscheint setzen und zwar unbeschadet beider Parteien Rechte (von unsern wegen und unsere [...] mehte beiden teilen dage [...] ufsetzen und bestellen [...] unschedelichen doch beiden teilen an iren rehten).

[4.] Sie sollen in allen Sachen so verfahren, daß die Sühne eingehalten wird (das ie die suone und rihtunge gehalten werde). Der Kg. will nämlich diesen Krieg auf keinen Fall länger gestatten und dulden.

[5.] Sie sollen zum Nutzen von Kg. und Reich handeln und in allem so, als sei der Kg. selbst anwesend. Was sie entscheiden und beschließen, soll sein wie des Kg. Wille und Bestand haben.

Er gebietet seinen Fürsten, seinem Neffen, dem Bf. Friedrich von Straßburg, seinem Onkel, dem Mgf. Bernhard von Baden, den Edlen Eberhard von Württemberg, Heinrich zu Lützelstein, Bruno von Rappoltstein, Heinrich und Hans von Lichtenberg, Heinrich von Geroldseck, Bürgermeister (burgermeister), Rat und Bürgerschaft der Stadt Straßburg und allen anderen an diesem Krieg Beteiligten bei seiner und des Reiches Huld, seinen Räten in den genannten Punkten um seiner und des Reiches Willen gehorsam zu sein.

Originaldatierung:

geben zuom Betlern, 1393, des fritages vor dem obersten tage, r.B. 30, r.R. 17.

Überlieferung/Literatur

Ü: B₁ AV Straßburg, AA 112 Nr. 139. – Insert in Urk. von 1393 März 14 (vgl. Nr. 55).

B₂ AV Straßburg, AA 112 Nr. 152-160 Bl. 154. – (alt: An der Saul, Lade B Fasc. IX). – Papierheft; – gleichzeitig; – sieben Urkundenabschriften enthaltend; – auf dem Deckblatt in einer Hand Anf. 18. Jh.: "Außsöhnung der Statt mit Kayser Wenceslao A⁰. 1394"; – darunter "N⁰. 9".

B₃ AD Colmar, E 1039 Bl. 164v. – Insert in Urk. von 1393 März 14 (vgl. Nr. 55); – Bucheintrag in Ann. Rappoltst., 17. Jh., durch den Archivar von Rappoltstein J. Jacques Lück.

B₄ GLA Karlsruhe, Kopialb. 67/73 (alt:46 a). – Bucheintrag in Kopialb. Mgff. von Baden; – 15. Jh.; – als Insert in 1393 März 14 (vgl. Nr. 55).

D: Rappoltstein. UB, S. 300f. Nr. 353 (Teildruck).

R: Reg. Mgff. Baden 1, Nr. 1573. – UB Strassburg 6, Nr. 708 (irrig mit Jan. 10).

Anmerkungen

1. ¹Vgl. Nr. 3.
2. ²Vgl. Nr. 3 [6.-8.].
3. ³Die Tage zu Hagenau fanden statt. Wegen der Fülle der anstehenden Streitpunkte und der Anzahl der zu sühnenden Gegner mußten weitere Tage zu Hagenau angesetzt werden (vgl. Nr. 55). Es gab mehrere Terminverschiebungen (vgl. Nr. 1 [13-13.2]; Nr. 8, 10, 14ff., 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 49, 55ff., 60, 70, 77, 79ff., 86ff., 94, 101f., 238).