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RIplus | Urkundenregesten Hofgericht 12 - Die Zeit Wenzels (1388-1392)

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Bf. Gerhard von Würzburg an alle Äbte, Pröpste, Dekane, Scholaster, Kantoren, Thesaurare sämtlicher Kll. seiner Bf.-Kirche und anderer Stiftskirchen sowie an alle geistlichen Würdenträger und öffentlichen Notare in Stadt und Diözese: Kg. Wenzel hat gegen die Ratsmeister und Räte sowie alle Einwohner der Stadt Windsheim in der Diözese Würzburg auf Klage (Ad instanciam) der ehemaligen Windsheimer Bürger Braumeister [von Erlbach] und Heinrich Hagen wegen gewisser Rechtssachen vor dem Reichshofrichter gewisse Briefe erwirken und [jene] vorladen lassen1 (pro certis annis coram nobili domino Judici Curie sue Imperialis certi tenoris litteras euocari et citari fecit) und dieselben, die nach Ablauf der Fristen nicht erschienen waren, wegen anhaltender Halsstarrigkeit und Widersetzlichkeit gebannt (Ipsosque non comparentes interuallo temporum propter contumaciam et rebellionem ipsorum notoriam banniuit), schließlich geächtet (exigente contumacia et rebellione ipsos et eorum quemlibet per se proscripsit) sowie ihre Güter und Besitzungen eingezogen (ipsorumque et cuiuslibet eorum bona et res publicauit), und zwar mit Brief und Siegel des kgl. Hofgerichts, wie dieselben Briefe besagen2 (per certi tenoris sui litteras sigillo Judicii dicti Curie sue sigillatas prout in eisdem plenius continetur). Da die Windsheimer nun über Jahr und Tag halsstarrig in der Acht verblieben sind (Ipsique et eorum quilibet in huiusmodi banno et sentenciis steterint pertinaciter per annum et vltra), hat Kg. Wenzel ihn, Bf. Gerhard, wegen der anhaltenden Halsstarrigkeit und Widersetzlichkeit der Windsheimer durch seine offenen Briefe ermahnt3 (opidanorum contumacia et rebellione persistente per suas patentes litteras hortauit) und ihn nach kgl. Gepflogenheit ersucht (requisiuit more Regio), zur Unterstützung seines bfl. Rechts und der wechselseitig ausgeübten Schiedsgerichtsbarkeit sowie auf Klage für die Kläger gegen die geächteten Windsheimer nacheinander durch Exkommunikations-, Acht- und Aberacht- sowie Interdikturteil vorzugehen (vt eciam in subsidium iuris nostre et mutue iurisdiccionis compassionis Ad instanciam dictorum Actorum per sentencias excomunicacionis aggrauacionis reaggruacionis et interdicti deinceps contra prefatos proscriptos opidanos [...] procederimus), auf daß sie wieder zum Gehorsam gegenüber dem Reich und zur Gemeinschaft mit der Kirche zurückkehrten, sich schuldig bekannten (quo et vsque prefati proscripti ad obedienciam sacri Imperii Romani et vnitate [!] sancte matris ecclesie redirent et humiliter reatum suum recognoscerent) und verdienten, die Gnade wieder zu erlangen. Er, Bf. Gerhard, ist wie stets dem Ersuchen und den Befehlen des Kg. Wenzel zur Unterdrückung der aufsässigen Windsheimer nachgekommen (dicte requisicionis per [...] Wenczeslaum Romanorum et Bohemie regem cui merito in premissis obtemperauimus ac mandata ipsius reuerenter ut tenemur exequi conamur) und befiehlt den Adressaten bei ihrer Gehorsamspflicht und unter Strafandrohung zur Ausführung des infolge dreifacher kanonischer Ermahnung fällig gewordenen Urteils4 (sub pena suspensa et exercitaconis iam late sentencie tercia <...> canonica monicione premissa districte precipiendo mandamus), in ihren Kirchen und Klöstern während der Gottesdienste von der Kanzel herab die Windsheimer zu ermahnen, wie er, Bf. Gerhard, dies ebenfalls unternimmt, daß sie vom Zeitpunkt der Ermahnung an binnen vierzehn Tagen mit den Klägern gütlich oder rechtlich übereinkommen (infra quindenam post vestram seu alterius vestrum monicionem sic factam se cum prefatis Actoribus in amicicia componant uel in Iure), in die Gnade und zum Gehorsam des Kg. zurückkehren und erlangen, daß sie aus der Acht gelöst werden (ad graciam ac obedienciam [...] Regis Romanorum redeant et obtineant se a proscripcione ipsius absolui). Nach Ablauf dieser vierzehn Tage soll an Sonntagen bei Kerzenlicht und unter Glockengeläut öffentlich vor dem Volk verkündet werden, daß der Umgang mit den Exkommunizierten strikt zu unterbleiben habe und daß gegen sie, sofern sie die diesbezüglichen Urteile nicht beachten und in der Acht wie in ihrer Widersetzlichkeit verharren, mit noch härteren Strafen vorgegangen wird (ad grauiors penas [...] procedimus).

Originaldatierung:
Dat., act. in Castro nostro Montis beate Virginis super Herbipolim, 1388, die quinta menßis Sept.

Überlieferung/Literatur

Ü: A StadtA Windsheim, B 187 g. - Perg. (Tinte stark verblaßt, stellenweise kaum lesbar). - Vom Ausstellersiegel nur noch Perg.-Streifen anhängend.

R: UB Windsheim Nr. 493.

Kommentar

Vgl. oben Nrr. 37 und 38, unten Nrr. 52, 74 und 136 mit weiteren Briefen Bf. Gerhards sowie Nr. 137 mit der Entscheidung des bfl. Schiedsgerichts und Nr. 139 mit der Zustimmung der Kläger.

Anmerkungen

  1. 1Urkundlich nicht nachweisbar.
  2. 2S. oben Nrr. 37 und 38 mit den Hofgerichtsurteilen von 1388 Juni 27.
  3. 3Urkundlich nicht nachweisbar.
  4. 4Zur Exkommunikation, die als Konsequenz aus der Tat unmittelbar wirksam wird (excommunicatio latae sententiae), s. grundsätzlich P. Huizing, The Earliest Development of Excommunication Latae sententiae by Gratian and the earliest Decretists, in: Studia Gratiana 3 (1955) S. 27-320.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RIplus URH 12 n. 49, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/f98cf033-f6fc-4d2d-9a5c-623718cffb83
(Abgerufen am 28.03.2024).

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