Regesta Imperii - Online Quellen zur Reichsgeschichte

Wenzel - RIplus URH 12 n. 1

[1388 Januar 5/6]¹

URI Merken

Ebf. Pilgrim² [II.] von Salzburg ist mit dem Hzg. [Friedrich] von Bayern übereingekommen (Wir [...] han geteidinget mit dem Herczogen von peigern als her nach geschr. stet.), daß er sich um die Aufhebung des päpstlichen Kirchenbanns bemühen (daz Wir den Ban abetragen sollin gein dem Babste vnd gein geistlich ordenunge) und die Huld des Kg. [Wenzel für den Hzg.¹] gewinnen soll. Sollte dies der Ebf. von Lichtmeß [Febr. 2] an binnen Jahresfrist nicht vollführen, hat der Ebf. dem Hzg. 10.000 Gulden zu zahlen (So werin Wir yme verfallen zehentusent guldin), und für den Fall, daß der Ebf. zu Lichtmeß nicht zahlt, sollen bei ihm Hans von Abensberg, Georg, Viztum in Niederbayern, Thoman von Preysing, Rossch Pressinger, Bořivoj [von Svinaře], der Harskircher, der von Laaber, Konrad Chrickeler, Eckard Danner, Otte Pinzenauer³ und Thoman Affentaler jeweils mit zwei Pferden (iegelich mit zwein pherden^a) Einlager nehmen (So soltin vff vns leisten).

Ferner haben Otte Pinzenauer, Viztum in Oberbayern³, und Hans, der Jägermeister von Ratelnberg, für den Ebf. [die Zahlung] von 30.000 Gulden, die Einhaltung von Freundschaft trotz der Gefangennahme und einen fünfjährigen Frieden zwischen dem Hzg. von Bayern und dem Salzburger Gotteshaus versprochen. [Es folgen weitere Bestimmungen zur Friedenssicherung.]

Überlieferung/Literatur

Ü: B₁ StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Amts- und Standbücher Nr. 137 (Kopialb., E. 14. Jh.) Bl. 23v-24. - Überschrift: Abschrift wie der Byschoff von Salczburg mit den herren von Bairn geteidingt hat vnd ledig worden ist.

B₂ IFS Frankfurt/M., Kopialb. 14 (alte Sign.: XII; 15. Jh.) Bl. 38 Nr. 39. - Überschrift: Wir Pilgrim Erczbischoff czu Salczpurg han geteidinget mit dem herczogen von peigern als hernach geschriben stet.

D. Lindner, Gesch. d. dt. Reichs unter Kg. Wenzel 2 S. 449f.

Kommentar

Ebf. Pilgrim, der sich lange Zeit in Avignon aufgehalten hatte, stand nie auf seiten des von Kg. Wenzel und den Bayern-Hzgg. favorisierten römischen Papstes Urban VI., sondern auf der des in Avignon residierenden Clemens VII. Dies sowie ein Territorialstreit zwischen dem Salzburger und den Bayern um Berchtesgaden und letzten Endes ein geheimes Bündnisabkommen zwischen dem Ebf. und dem Schwäbischen Städtebund brachte für die bayerischen Hzgg. das Faß zum Überlaufen. Hzg. Stephan und Hzg. Friedrich ließen den Ebf., den sie zu einer Unterredung nach Raitenhaslach eingeladen hatten, am 27. Nov. 1387 festnehmen (zum Datum der Festnahme vgl. Lindner, Gesch. d. dt. Reichs unter Kg. Wenzel 2 S. 4f. und 447). Darauf kam es im Umfeld beider Lager zu erheblichen Rüstungen. Erst nach obiger Verpflichtung wurde er am 11. Jan. 1388 aus der Haft entlassen. In Salzburg erklärte man die eingegangene Verpflichtung als erzwungen und daher als ungültig, Kg. Wenzel sagte den Bayern Fehde an, Ebf. Pilgrim widerrief die oben eingegangene Verpflichtung bei seiner Rückkehr am 1. Feb. 1388 nach Salzburg und konnte daraufhin am 6. Feb. seine Regentschaft wieder antreten (vgl. Dopsch, Gesch. Salzburgs 1,1 S. 481-484). - Mit Urk. von 1389 Feb. 15 (hier unten Nr. 91) lud Kg. Wenzel wegen der Auseinandersetzung zwischen dem Ebf. und den Hzgg. von Bayern zur Schlichtung vor.

Textkritik

1. ^aFehlt im Druck bei Lindner, Gesch. d. dt. Reichs unter Kg. Wenzel 2 S. 449, der sich an B₂ hielt.

Anmerkungen

1. ¹Gemäß Lindner, Gesch. d. dt. Reichs unter Kg. Wenzel 2 S. 7, bzw. Looshorn, Bamberg 3 S. 424, ließ Hzg. Friedrich nach vierzehntägigen erfolglosen Verhandlungen den Ebf., der am 25. Juli 1387 mit dem den Bayernhzgg. verhaßten schwäbischen Städtebund ein Bündnis eingegangen und darauf von den Hzgg. am 27. Nov. 1387 im Kl. Raitenhaslach festgenommen worden war, in der Nacht auf den 6. Jan. "heimlich wegführen" und kam mit dem seiner Haft überdrüssigen Ebf. zu obiger Vereinbarung; zur Datierung und zum Hintergrund des Geschehens vgl. ebenda S. 447-453 (= Beilage I).
2. ²Pilgrim von Puchheim; zu diesem s. Gatz, Die Bischöfe S. 672f.
3. ³Den Viztum von Oberbayern hatte Ebf. Pilgrim mit Schreiben von 1387 Dez. 1 (D: Lindner, Gesch. d. dt. Reichs unter Wenzel 2 S. 447f.) von Burghausen aus um Unterstützung gebeten.