RIplus | Urkundenregesten Hofgericht 12 - Die Zeit Wenzels (1388-1392)

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[Kg. Wenzel] an Friedrich, Pfgf. bei Rhein und Hzg. in Bayern: Der Hzg. weiß sehr wohl, wie der verstorbene Ks. Karl [IV.] und auch er, der Kg., eine Einung zwischen den Ländern und danach eine allgemeine Friedenseinigung (gemaine ainvnge vnd buntnusse) zwischen Fürsten, Herren und Städten zu Heidelberg1 und danach in Mergentheim2, an der der Hzg. selbst teilnahm, gemacht haben, und zwar des Inhalts, daß Fürsten und Herren einerseits sowie Städte andererseits gegeneinander ungehindert und unbeschadet bleiben sollen, wie dies in den Einungsbriefen festgehalten ist und auch von ihm, dem Hzg., beschworen wurde.

Nun wurde ihm, dem Kg., bekannt (Nu ist vns daz wissend vnd offenbar), daß er, der Hzg., entgegen diesen Einungsbriefen Ebf. Pilgrim [II.] von Salzburg ohne rechtliches Verschulden seinerseits, ohne Klage gegen ihn bis dahin vor den Reichskurfürsten und Fürsten und ohne jegliche Forderung an ihn auf rechtliche Verantwortung auf einem Schiedstag gefangengenommen hat und noch gefangenhält (daz du den [...] Pilgrim [...] wider solche ainvnge brif auf einen freunlichen tag an alle redleich schulde, wann du in vmb kein sachen vor vns vnd des reichs kurfursten vnd fursten vor mals nie bechlaget hast, noch chain recht von im geuordert hast, das du pillisch getan hetest, gefangen hast vnd noch frefleich geuangen heldest). Ferner hat er, der Hzg. die Untertanen von Kg. und Reich angegriffen und gefangengenommen, ihr Gut an sich gerissen, auch das im Widerspruch zu den Sicherheiten und Briefen, die der Vater des Hzg., sein Bruder und er selbst besiegelt (versigelt) hatten. Er, der Kg., erfuhr (das vns kundg gemacht ist), wie der Hzg. sich gröblichst gegen Kg. und Reich verhalten hat (da mit du groblichen wider vns vnd daz heilig reich hast missetan). Das erscheint ihm, dem Kg., als unbillig und will er nicht länger hinnehmen (daz vns gar vnbillich dunckchet vnd nicht lenger leiden wellen). Er entsagt ihm und all den Seinen mit diesem Brief (entsagen wir dir in disem brife tec. vnd allen den deinen, vnd wellen vns dez gein ew zu en eren bevart habn).

Originaldatierung:
Geben zu Prag nach vnser frawn tag purificationis, r. B. 25., r. R. 12

Überlieferung/Literatur

Ü: B HStA München, RRLit. 297 (Gelbes Stadtbuch; Regensburger Kopialb., E. 14./A. 15. Jh.) Bl. 27v.

D: Engelke, Eyn grosz alts Statpuech, S. 218 Nr. 219.

Kommentar

Mit Brief von 1388 Feb. 3 unterrichteten die Salzburger die Bundesstädte in Ulm über die Verhandlungen, die Ebf. Pilgrim ohne Wissen und Willen des Salzburger Domkapitels mit den Herren von Bayern um seine Freilassung geführt habe, und über dessen Aufkündigung des Bündnisses mit den Städten in diesem Zusammenhang; außerdem schickten sie Abschriften von Briefen mit, die sie an den Kg., an Hzg. Albrecht von Österreich und an Hzg. Friedrich von Bayern gesandt hatten (Ü: StA Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Amts- und Standbücher Nr. 137 Bl. 22v-23r). - Mit Brief von 1388 Feb. 10 ließ der Rat der Stadt Nürnberg den Rat der Stadt Frankfurt wissen, gehört zu haben, daß Ebf. Pilgrim freigelassen worden sei, nachdem er sich zur Zahlung von 60.000 Gulden an die Herren von Bayern und zur Auflösung des Bündnisses mit den Städten bereit erklärt habe; das Salzburger Kapitel hingegen und der Hauptmann von Salzburg sowie Ritter, Knechte und Land[smannschaft] hätten erklärt, bei dem Bündnis mit den Städten verbleiben und das Land der Herren von Bayern angreifen zu wollen; von den Freunden, die der Nürnberger Rat beim Kg. habe, sei mitgeteilt worden, daß dieser den Herren von Bayern schriftlich das Vorgehen gegen den Ebf. von Salzburg untersagt habe und eine Mannschaft zur Unterstützung schicken wolle (Ü: IFS Frankfurt/M., Kopialb. 14, Bl. 40 Nr. 48).

Anmerkungen

  1. 1Heidelberger Stallung von 1384 Juli 26; vgl. oben Nr. 6, Fußnote 2.
  2. 2Mergentheimer Stallung von 1386 Aug. 3; vgl. oben Nr. 6, Fußnote 2.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RIplus URH 12 n. 18, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/b0f6c1a8-a106-48d2-8fcc-7e9953189aa5
(Abgerufen am 19.04.2024).

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