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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Unter dem Vorsitz des Papstes Johannes XIII. und des Kaisers Otto (I.) berät eine von römischen, italischen und deutschen Bischöfen besuchte Synode über verschiedene kirchliche Angelegenheiten. (1) Der Kaiser restituiert dem Papste einige in früherer Zeit der römischen Kirche entzogene Territorien, vor allem Stadt und Gebiet von Ravenna (urbem et terram Ravennatium), zur Wiederherstellung der römischen Ehre (Roma caput totius mundi et ęcclesia universalis ... in pristinum honorem omni reverentia redacta). (2) Gemeinsam mit dem Kaiser und der Synode erläßt der Papst ein Mandat an die Bischöfe bezüglich der Auflösung von Klerikerehen (legatio ... de uxoribus dimittendis). (3) Die bereits in der letzten römischen Synode (n. 405) vorgebrachte Bitte, über gerichtliche Beweismittel zu entscheiden, wird nochmals wegen der Abwesenheit gewisser Leute (ob quorundam procerum absentia) vertagt. (4) Auf Grund eines Berichtes des Kaisers über die Bekehrung der Slawen jenseits der Elbe (Sclauorum ... ultra flumen Albię in confinio Saxonie), wird für das transelbische Missionsgebiet unter der Voraussetzung der Zustimmung des Bischofs von Halberstadt und des Erzbischofs von Mainz die Errichtung des Erzbistums Magdeburg (Magadaburgensis archiepiscopatus) beschlossen und vom Papst auf kaiserliche Bitte darüber eine Urkunde (n. 418) ausgestellt, welche auch die anwesenden Bischöfe unterfertigen. Weiters berät und beschließt die Synode auf Grund vorgetragener Bitten über die Bestätigung der Privilegien der Kirchen von Bologna, Ferrara und Quedlinburg (n. 414, n. 415 u. n. 419), über die Klagen des Erzbischofs Petrus (IV.) von Ravenna gegen seinen Diakon Rainer (n. 416) sowie über den abgesetzten Erzbischof Herold von Salzburg (n. 420).

Überlieferung/Literatur

Erw.: 1) n. 418; Cont. Reginonis 967 (Kurze, SS. rer. G. 50/1890, 178); Ann. Saxo 967 (MGSS. VI 620); Ann. Magdeburgenses 967 (MGSS. XVI 148). 2) Rather v. Verona, Epist. 32 f. (Weigle, MG. Briefe I 182 f.) 3) MG. Const. 128 f. 4) n. 418; Narratio erectionis eccl. Magdeburgensis (Israel-Möllenberg, UB. Magdeburg 84 f.); Gesta archiep. Magdeburgensium 6 (MGSS. XIV 379); Ann. Magdeburgenses 969 (MGSS. XVI 149). Reg.: JL. I p. 472; Böhmer-Ottenthal n. 443 b; Boye, QuKat. 57 f.; GP. IV/4, 77 n. 71. Lit.: Dümmler, Otto der Große 415 ff.; Hefele-Leclercq, Hist. des conc. IV 827 f.; Tangl, Teilnehmer 111 f.; Holtzmann, Kaiserzeit 213 f.; Fasoli, Il dominio territoriale 111 f.; Wolter, Synoden 91 ff.; Zimmermann, Presenza 109 f.

Kommentar

Vgl. weiters die n. 414, n. 415, n. 416, n. 418, n. 419 u. n. 420 zitierte Literatur sowie bezüglich der Restitutionen Schramm, Renovatio I 70; Kölmel, Kirchenstaat 51 und Uhlirz in MÖIG. 50/1936, 6 f. sowie Zimmermann, Studien 156 und bezüglich der Nachrichten Rathers Weigle in QuF. 28/1937-8, 9 f. und Monticelli, Raterio 267. Die Restitution Ravennas meldet vor allem die Cont. Reginonis, doch weiß man aus n. 830, daß der Distrikt Ravenna und die Grafschaft Comacchio vom Papste der Kaiserin Adelheid auf Lebenszeiten weiterverliehen wurde. Auf die Restitutionen von 967 beziehen sich vielleicht auch Nachrichten bei Liudprand v. Cremona, Relatio 5 u. 17 (Becker, SS. rer. G. 41/1915, 178 u. 184 f.) und Benedikt v. Soratte (Zucchetti, FSI. 55/1920, 178 f.) über die Rückstellung von römisch Tuszien und der Pentapolis (vgl. n. 333), falls nicht das Ottonianum (n. 305) gemeint ist. Auf Grund der legatio papae versuchte Rather von Verona vergebens gegen den verheirateten Klerus seiner Diözese vorzugehen. Aus anderen Gebieten hört man nichts von Versuchen, diesen Synodalbeschluß durchzuführen. Über den als nötig empfundenen Konsens von Mainz und Halberstadt zur Gründung Magdeburgs vgl. die Narratio: Igitur quia civitas, ubi Magadaburgensis archiepiscopatus sedes sita est, infra parrochiam Alberstatensis episcopii reiacet, sine consensu episcopi sedis illius et archiepiscopi Mogantiacensis, cui subiectionem exhibet, commutationem parrochię fieri non posse sancta synodus decrevit. Das Einverständnis konnte erst im Okt. 968 erlangt werden (vgl. n. 446). In n. 599 wird aber in deutlicher Anspielung an den Synodalbeschluß von 967 an die durch Johannes XIII. cum omnium conprovincialium episcoporum nec non etiam Italię, Gallię, Germanięque presulum consensu erfolgte Gründung Magdeburgs erinnert. Der Zeitpunkt der Synode ergibt sich aus den damals gewährten Urkunden sowie aus Rathers Epistola 33 (celebrata mediante Aprili universali synodo). Ein genaueres Datum und den Tagungsort, die Kirche San Severo in Classe, überliefern n. 416 u. 418. Als Zahl der Teilnehmer gibt n. 419 fünfzig Bischöfe an. Namentlich bekannt sind durch n. 420: Patriarch Rodoald von Aquileja, die Erzbischöfe Petrus (IV.) von Ravenna und Walpert von Mailand sowie die Bischöfe Landwart von Minden, Otger von Speyer, Wido von Silva Candida, Marinus von Sutri, Benedikt (I.) von Porto, Eberhard von Arezzo, Sichelm von Florenz, Petrus von Volterra, Johannes (VI.) von Rimini, Hubert von 〈Forli, Adalbert von〉 Luni (vgl. zur Konjektur Schwartz, Besetzung 175 u. 215), Honest von Perugia, Petrus von Camerino, Ingizo von Assisi, Leo von Atina, Reginhard von Fossombrone, Johannes von Gubbio, Johannes von Cagli, Erfemar von Ancona, Astingo von Osimo, Benedikt von Numana, Eberhard von Iesi, Benedikt von Foligno, Julian von Nocera, Gregor von Comacchio, Dodo von Cesena, Arnald von Forlimpopoli, Radald von Roselle, Martin 〈(II.) von Ferrara, Gumpold〉 von Mantua (vgl. zur Konjektur Schwartz, Besetzung 53 Anm. 1), Stephan von Cervia, Johannes von Belluno, Alberich von Treviso, Rodulf von Vicenza, Petrus von Malamocco, Gerard von Faenza, Hubert von Parma, Liudprand von Cremona, Ermenald von Reggio-Emilia, Gozbold von Pula, Gauzlin von Padua, Arnald von Trient, Theutbert von Feltre, Zenobius von Fiesole, Gottfried von Acqui, Rozzo von Asti, Liudo von Chiusi, Adalbert von Bologna, Wido von Modena, Johannes von Imola, Rather von Verona, Anton (II.) von Brescia, Odalrich von Bergamo, Johannes von Tortona, Aupald von Novara, Lupus von Spoleto, Sigehard von Ceneda und Richard von Fano, wozu laut n. 415 noch Wido von Sarsina sowie laut n. 419 Liudfrid von Pavia und Sico von Bieda kommen. Vgl. auch Tüchle, Romfahrten 105. Vollrath, Synoden 264 ff. nimmt an, daß die Beschlüsse über die Klerikerehen auch nach England mitgeteilt wurden, vielleicht durch den in der umzudatierenden n. 285 bezeugten Papstlegaten, und dann Erzbischof Dunstan von Canterbury in seinem durch die Vita Dunstani des Eadmar von Canterbury (Stubbs, SS. rer. Brit. 63, 211) und durch Eadmars Vita des Oswald von York (Raine, SS. rer. Brit. 71/2, 20) bezeugten Generalkonzil auctoritate Johannis apostolicae angeordnet habe, ut canonici ... caste viverent, widrigenfalls sie vertrieben würden, wie dann laut n. 483 in Winchester geschah.

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. 413, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0967-04-00_2_0_2_5_0_438_413
(Abgerufen am 28.03.2024).