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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Markgraf Gero (I. von der sächsischen Ostmark) tradiert das jüngst von ihm begründete Kloster Gernrode (D. Halberstadt) samt allen seinen Pertinenzen und einem Jahreszins der Jurisdiktion des Papstes Johannes XII., der die Gründung durch ein Privileg bestätigt und dem Markgrafen auf seine Bitte den Arm des (Märtyrers) Cyriak schenkt.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Urk. Geros v. 963 (Fabre-Duchesne, Lib. censuum I 241 n. 16); Thietmar v. Merseburg, Chr. II 19 (MGSS. N. S. IX 60). Reg.:Lit.: R. Bahn, Geros Gründung: Die Reichsabtei Gernrode (1908) 14 ff.; H. Goetting, Die Exemtionsprivilegien Papst Johannes' XII. für Gernrode und Bibra (MÖIG. Erg.Bd. 14/1939, 72 ff.); H. K. Schulze, Das Stift Gernrode (1965) 10 ff.; Swinarski, Herrschen mit Heiligen 411 ff.

Kommentar

Die markgräfliche Urkunde berichtet: limina apostolorum Petri et Pauli adii et idem monasterium cum omnibus pertinentiis eius ubicumque positis et annuali censu ditioni illorum in perpetuum subdidi, ... per pontificalis privilegii paginam ... Vgl. ähnlich die gefälschte Urkunde Geros von 964 (Heinemann, Cod. dipl. Anhaltinus 127). Thietmar v. Merseburg erzählt ebenfalls von der Romreise Geros, erwähnt aber nur die Schenkung der Reliquie: apud domnum apostolicum sancti impetrans brachium Ciriaci ... Seine Berichterstattung übernehmen die Gesta ep. Halberstadensium (MGSS. XXIII 84) und der Ann. Saxo (MGSS. VI 619). Die Papsturkunde für Gernrode ist verloren, wird aber in den Nachurkunden Innozenz' III. von 1207 (Heinemann 1562) und Gregors IX. von 1227 (MG. Epist. saec. XIII, I 275) erwähnt. Außerdem darf angenommen werden, daß die Urkunde Leos IX. von 1049 für Gernrode (JL. 4316) den Wortlaut der verlorenen Papsturkunde übernommen hat. Die Romreise Geros soll laut der Urkunde von 963 und laut Thietmar nicht lange nach dem Tode der Söhne Geros erfolgt sein, der sich auf 959 datieren läßt. Goetting beweist, daß bei der Ausstellung des Papstprivilegs vermutlich die Urkunde Johannes' XII. für Fulda (n. 288; vgl. auch GP. IV/4. 370 n. 48) als Vorlage diente, und erschließt daraus eine Ausfertigung im Dez. 961. Demnach handelte es sich um ein Schutz- und Exemtionsprivileg. Im St. Gallener Verbrüderungsbuch wird freilich ein Besuch des aus Rom heimkehrenden Gero (a liminibus principum apostolorum reversus) schon für März 950 notiert (MG. Libri confraternitatum, 1884, 141), und eine Urkunde Ottos d. Gr. für Frohse vom 6. Dez. 950 (Böhmer-Ottenthal n. 192) meldet, daß Gero das Kloster in honore sancti Ciriaci construxit. Wenn das als Beleg für den damals schon erfolgten Erwerb von Cyriakreliquien in Rom gewertet werden soll, dann muß die Romreise Geros auf Winter 949/950 und sein Romaufenthalt spätestens auf Anfang 950 (vgl. 222 b) umdatiert, bei Thietmar und in der Gero-Urkunde von 963 aber ein Irrtum angenommen werden. So verfährt in der Nachfolge von Dümmler, Otto d. Gr. 384 f. jüngst Swinarski, Herrschen mit Heiligen 411 n. 118. Beumann in LexMa 4 (1989) Sp. 1349 nimmt zwei Romreisen Geros (950 und 961) an. Die Quellen für die erste wissen allerdings nichts von einem Zusammentreffen mit dem Papst. Über die Zinspflicht von Gernrode vgl. Pfaff, Lib. censuum 225 n. 405, über die Tradition an den Papst auch Hörger in AUF. 9/1924. 224. Zur älteren Literatur über die Gründung Gernrodes und über die Romreise Geros vgl. Goetting. Über Gero vgl. zuletzt Schölkopf. Die sächsischen Grafen 41 ff. und G. Althoff, Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung (1984) 86 ff.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. 289, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0961-12-00_1_0_2_5_0_312_289
(Abgerufen am 25.04.2024).