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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Papst Leo (VII.) gibt allgemein und besonders den Bischöfen Egilolf von Salzburg, Isingrim von Regensburg, Lambert von Freising und Wisund von (Brixen-)Säben sowie dem gesamten deutschen Episkopat (regibus, ducibus, episcopis, abbatibus, comitibus, Egilolfo Iuuauensis, Isingrimo Radisponensis, Lantperto Frisingensis, Uuisundo Sebonensis ęcclęsie venerabilibus episcopis et cęteris per Galliam, Germaniam, Bauuariam, Alamaniam commorantibus) bekannt, daß Erzbischof Gerhard von (Passau-)Lorch (Gerhardus sanctę Lauriacensis ęcclesię archiepiscopus) nach Rom gepilgert sei und wegen häufiger Übertretung kanonischer Vorschriften in Deutschland den päpstlichen Rat erbeten habe. Wunschgemäß entscheidet der Papst mit Berufung auf Bibelstellen, Konzilsbeschlüsse und Papstdekrete Fragen über die Buße von Wahrsagern, Zauberern und anderen Übeltätern, über den Wortlaut des liturgischen Friedensgruß, über den Gebrauch des Herrengebetes beim Abendmahl, über die Heirat mit geistlich Verwandten, über die Wiederverehelichung nach Scheidung wegen Ehebruchs, über den Zölibat, über die Weihegewalt der Chorbischöfe, über Ehen zwischen Blutsverwandten dritten und vierten Grades und über die Bestrafung von Kirchenfreveln. Er ermahnt die Adressaten und besonders den Herzog Eberhard von Bayern, dem zum päpstlichen Vikar ernannten Gerhard (cui vicem nostram in cunctis finibus vestris commisimus) bezüglich der Kirchenordnung zu gehorchen und ihn bei Wiederherstellung des durch heidnische Einfälle verwüsteten Kirchenwesens zu unterstützen. ‒ Si instituta ęcclesiastica ...

Überlieferung/Literatur

Org.: Kop.:1) 11‒12. Jh., München StBibl.: Cod. lat. 14407 fol. 74v (fragm.). 2) 12. Jh., Wien Nat.Bibl.: Cod. 1051 fol. 76. 3) 12. Jh., Köln Stadtarch.: Ms. W 129* fol. 1v. 4) 14. Jh., Kremsmünster Stiftsbibl.: Cod. Cim. 3 fol. 69. 5) 14. Jh., Wien Nat.Bibl.: Cod. 2240* fol. 1 (fragm.). Erw.: Magnus v. Reichersberg, Ann. 932 (MGSS. XVII 443); Magnus v. Reichersberg, Chr. (MGSS. XVII 485); Ano. Zwetlensis (Migne, PL. 213, 1025 f.). Drucke: Lazius, Commentarii 1282 (fragm.); Gewold, Varia 8; Cocquelines, Bull. I 246; Mansi, Coll. XVIII 378; Dümmler, Piligrim von Passau 117; UB. d. Landes ob d. Enns II 704; Tomassetti, Bull. I 392; Lehr, Pilgrim 36; Reindel, Luitpoldinger 182 (fragm.); Zimmermann, PUU. 150 n. † 87. Reg.: J. 2767; JL. † 3614; Bohmer-Ottenthal n. 76 g; GP. I 164 n. † 16; Gombos, Cat. II 1450 n. 3426; Magnae Moraviae fontes III 266 n. 128; Boshof, Reg von Passau 55 n. † 200 u. † 201. Lit.: Dümmler, Piligrim von Passau 22 ff.; W. Lehr, Pilgrim von Passau und die Lorcher Fälschungen (1909); Tomek, Kirchengesch. I 119; Heuwieser, Gesch. d. Bistums Passau I 63 ff., bes. 79; Pelsőczi, Beziehungen 23; Reindel, Luitpoldinger 182 f.; Zibermayr, Noricum 384.; Tüchle, Romfahrten 102 f.

Kommentar

Zur weiteren handschriftlichen und gedruckten Überlieferung vgl GP I 164 n. † 16 Die Enzyklika gehört zu den Fälschungen Pilgrims von Passau, vgl darüber n. † 120 Auf Grund der Lorcher Tradition erscheint Passau-Lorch als kirchliche Metropole Bayerns und Gerhard wird als Erzbischof, dagegen Egilolf von Salzburg nur als Bischof bezeichnet Über die ungenaue Zitierung der herangezogenen Rechtsquellen vgl Dümmler 160 Anm 12 und Uhlirz, Jahrbücher Otto II 97. Lehr 21 vermutet, daß bei der Herstellung des Falsifikates die Enzykliken Leos III für Salzburg (GP I 8 n. 8 u. 9 n. 10) als Vorbild dienten, und macht auf Übereinstimmungen aufmerksam Daß außerdem eine echte Urkunde Leos VII. für die bayrische Kirche und Passau vorgelegen haben muß, woraus der Falscher die Namen der Adressaten bezog, wie Dümmler, Otto der Große 78 Anm. 3 und O. Redlich, Zur Geschichte der Bischöfe von Brixen (Zs. d. Ferdinandeums III 28/1884, 7) meinte, ist nicht unbedingt sicher, da der Falscher gewiß über gute historische Kenntnisse verfügte und die Lebenszeit der genannten Persönlichkeiten auch kaum ein Menschenalter zurücklag. Für die Datierung ist maßgebend, daß Lantpert von Freising seit 28. Aug. 938 Bischof war und Herzog Eberhard von Bayern im Herbst 938 durch Otto den Großen abgesetzt wurde Zum Inhalt vgl auch Daudet, Études sur l'historie de la juridiction matrimoniale 71 ff Die Romreise Gerhards wird sonst in keiner Quelle erwähnt Boshof mochte sie in die Jahre 936‒938 datieren, doch hat der Falscher wohl an eine Ausfertigung des Papstschreibens noch wahrend des Romaufenthaltes Gerhards gedacht

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. †146, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0938-00-00_1_0_2_5_0_155_F146
(Abgerufen am 19.04.2024).