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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Patriarch Nikolaos (I.) von Konstantinopel berichtet dem Papst (Anastasius III.) (τω̦ τὰ πάντα ἁγιωτάτω̦ πάπα τῆϛ πϱεσβυτέϱαϛ ‘Ρώμηϛ) über die Ereignisse während des Tetragamiestreites unter dem Kaiser (Leon VI.), besonders über seine eigenen Maßnahmen und Schicksale bis zur Deposition; tadelt die Zustimmung, die seinerzeit Legaten des Papstes (Sergius III.) sowohl der vierten Ehe des Kaisers (mit Zoe Karbonopsina) als auch der Verbannung des Patriarchen erteilt hatten; legt weitläufig den eigenen theologischen Standpunkt zum Tetragamieproblem dar; ermahnt zur Revision der diesbezüglichen Ansichten der römischen Kirche; fordert die Bestrafung der noch lebenden und an den früheren Entscheidungen schuldigen Ratgeber des Papstes (Sergius III.) und kündigt ein informatives Schreiben des Kaisers (Alexander) (n. 9) an den Papst an. ‒ Τί γϱάψομεν ...

Überlieferung/Literatur

Druck: Jenkins-Westerink, Nicholas Letters 214 (vgl. 541 n. 32). Reg.: Grumel-Darrouzès, Reg. II 191 n. 616. Lit.: Hergenröther, Photius III 655 f.; Boor, Vita Euthymii 160 ff.; Ch. Diehl, Les quatre mariages de L'empereur Léon le Sage (Figures byzantines, Paris 1906) 209; Venni, Giovanni 92 ff.; Jugie, Le schisme byz. 162; Beck, Gesch. d. orth. Kirche 122.

Kommentar

Der Streit über die Erlaubtheit der Tetragamie entbrannte, als der bereits dreimal verwitwete Kaiser Leon VI. entgegen seinen eigenen Gesetzen zur Sicherung der dynastischen Nachfolge 906 seine Mätresse Zoe heiratete und zur Augusta erhob. Eine byzantinische Synode von Feb. 907 und Papst Sergius III. erklärten die vierte Ehe für erlaubt, der opponierende Patriarch Nikolaos wurde durch Euthymios ersetzt. Vgl. über den Streit Diehl 181 ff. und über die Deposition des Nikolaos auch E. Herman, Absetzung und Abdankung der Patriarchen von Konstantinopel (L'eglise et les églises, Chevetogne 1954, 290 f.). Erst nach Leons Tod wurde Nikolaos in Erfüllung einer letztwilligen Verfügung des Kaisers (vgl. darüber N. Oikonomides, La dernière volonté de Léon au sujet de la tetragamie, Byz. Zs. 56/1963, 47 ff.), worauf der Patriarch auch in seinem Brief an den Papst anspielt, aus seinem Exil in Galakrene von Kaiser Alexander zurückberufen und am 15. Mai 912 (vgl. V. Grumel, Chronologie des événements du règne de Léon VI., EO. 35/1936, 8) restituiert. Das Schreiben an den Papst wurde wohl bald später abgesandt. Ein lateinischer Auszug findet sich zuerst in den Annalen des Baronius zum Jahre 912; vgl. darüber sowie auch sonst zur Überlieferung des Briefes Grumel-Darrouzès, Reg. II 191 n. 616 u. 269 n. 756. Vgl. weiters über die Verbindungen des Patriarchen Nikolaos mit Rom und zu den Regesten n. 8, 9, 50, 51, 52, 58, 63 u. 66 J. Gay, Le patriarche Nicolas le Mystique et son rôle politique (Melanges Ch. Diehl, I, Paris 1930, 96 ff.), sowie allgemein P. Karlin ‒ Hayter in Jb. österr. Byz. 19/1970, 59 ff.; J. L. Boojamra in JEH. 25/1974, bes. 124 ff.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. 8, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0912-05-00_1_0_2_5_0_10_8
(Abgerufen am 28.03.2024).