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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,4

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Feldzug gegen Herzog Boleslaw von Polen und Böhmen. Das Heer sammelt sich Mitte August bei Merseburg (ausgenommen die später dazustoßenden Bayern) und setzt sich Richtung Polen in Bewegung. Zur Täuschung des Gegners läßt König Heinrich auf der Elbe bei Boritz (oberhalb Riesa) und bei Neußen (bei Belgern) Schiffe zum Übersetzen zusammenziehen, biegt aber vor Erreichen des Flusses überraschend nach Süden ab, um über das Erzgebirge nach Böhmen einzufallen. Den Kulmer Paß, den Herzog Boleslaw mit Bogenschützen besetzt hatte, läßt der König von Gepanzerten (Adalbold l. c.: praemissis in nocte marchionibus) erstürmen. Im Verlaufe des weiteren Vormarsches, der sich durch das Zuspätkommen der Bayern etwas verzögert, wird eine Sperrfeste (wohl Gnewin = Brüx a. d. Biela) kampflos übergeben; die Bewohner von Saaz (a. d. Eger) öffnen die Tore und machen ihre polnische Besatzung nieder. Der vertriebene Böhmenherzog Jaromir (vgl. Thietmar V, 23; Adalbold cap. 44 und Reg. 1537 a), der an diesem Feldzug teilnimmt, wird von König Heinrich mit deutschen Truppen und mit seinen böhmischen Anhängern nach Prag vorausgeschickt, um Herzog Boleslaw zu bekämpfen. Dieser kann noch rechtzeitig in seine Heimat entfliehen. Nachdem Jaromir vor den Toren der Stadt die Rechte des Volkes bestätigt hatte, wird er auf die Burg Wyschehrad geführt und zum Herrscher ausgerufen. Bald darauf trifft König Heinrich ein, der von Bischof Thiedagg von Prag (997–1017) und vom Herzog nach St. Georg (auf dem Hradschin) geleitet wird, wo er vor dem versammelten Volke Jaromir als Herzog von Böhmen einsetzt.

Überlieferung/Literatur

Thietmar VI, 10 ff.; Adalbold cap. 43, 46 f. (SS. 4, 694 f.); Ann. Quedlinburg. (SS. 3, 79); Herimann Aug. (SS. 5, 118).

Kommentar

Zu diesem erfolgreichen Feldzug, der die Trennung Böhmens von Polen zum Ziele hatte, vgl. Jbb. Heinrichs II. 1, 316 ff.; Bretholz, Geschichte Böhmens u. Mährens (1912) 116 ff.; Holtzmann, Kaiserzeit 406; zur staatsrechtlichen Stellung des Herzogtums Böhmen vgl. Wegener, Böhmen, Mähren u. das Reich (1959) 65 f. und zur sagenhaften Ausgestaltung der Geschehnisse durch die älteste böhmische Historiographie vgl. Jbb. Heinrichs II. 1, 490 ff.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,4 n. 1580a, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1004-08-00_1_0_2_4_1_222_1580a
(Abgerufen am 19.04.2024).