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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,3

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Bei einer Zusammenkunft mit den Anhängern der capetingischen Könige auf der Burg Roucy an der Aisne ist für Gerbert eine wichtige Entscheidung gefallen. Es ist ihm durch Fürsprache einzelner seiner Freunde, wie des Bischofs Bruno von Langres, gelungen, seine politische Haltung während der letzten Monate zu rechtfertigen, und auf dem anschließenden Hoftag in Senlis wird er in die Kapelle König Hugos aufgenommen, für den er neuerdings die Geschäfte eines Notars führt. Es ist zweifellos, daß ihm schon damals die Erlangung der erzbischöflichen Würde von Reims als Lohn für seinen Übertritt in Aussicht gestellt wird. Mit diesem Wandel seiner Haltung muß entsprechend den zwischen der Kaiserin Theophanu und König Hugo Capet bestehenden Spannungen eine weitgehende Lockerung der Beziehungen Gerberts zu der vormundschaftlichen Regierung, vielleicht sogar die Gefahr seines Scheidens aus dem Dienste Theophanus verbunden sein; jedenfalls versucht er in einem Schreiben an Egbert von Trier, seinen Entschluß zu begründen und dadurch die alte Verbindung notdürftig aufrechtzuhalten. Eine Entscheidung von Seite der vormundschaftlichen Regierung kann vor der Rückkehr der Kaiserin aus Italien nicht erfolgen.

Überlieferung/Literatur

Lettres de Gerbert, No. 171 (Havet) S. 151 f. ‒ Gerbert an Bruno von Langres: Serenessimi augusti, domini nostri, desiderabilem praesentiam vestram, causa consultandi, iamdudum exoptant. Moneo ergo vos atgue rogo causa salutis tocius rei publicae, quamprimum maturare iter. Et qui vos apud Roceium audivi pro mea salute, merear nunc Silvanectis audiri pro omnium bonorum liberatione. ‒ No. 172, S. 152. ‒ Gerbert an Erzbischof Egbert von Trier. ... Veritus itaque sum stimulante conscientia, ne in oculis vestris displicerem, qui michimet ipsi displicere iam caeperam, eo quod non socius vitiorum, sed princeps diiudicarer maximorum scelerum, ille ego qui sub imperio beatae memoriae patris mei Ad. militaveram in scola omnium virtutum. Nunc ergo regiam incolo aulam, cum sacerdotibus Dei verba vitae conferens. Nec ob amorem K. vel Ar. passus sum diutius fieri organum diaboli, pro mendatio contra veritatem declamitando. Oro itaque antiqua benivolentia vestra dignus inveniri, qui pro existimatione vestra conscientiam meam detexi, ut ex me pernoscatis quid de proditione Remorum intelligere debeatis.

Kommentar

Vgl. Vorarbeiten III. 143 f. ‒ Das Schreiben ist besonders wichtig, weil es die Beziehungen Gerberts zu K(arolus) und Ar(nulfus) aufhellt, durch die er zu einem Werkzeug des Teufels gemacht und nicht nur als ein Genosse aller Laster, sondern sogar als Anführer der ärgsten Verbrecher angesehen wurde. Aus den Worten „Nunc ergo regiam incolo aulam” geht seine Aufnahme in die königliche Kapelle hervor. Er hatte schon früher die Geschäfte eines Notars für König Hugo geführt, die er auch jetzt wieder übernimmt. Vgl. Lettres Nr. 107, 111, 112, 120, Reg. 998/d, 998/e.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,3 n. 1020a, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0990-05-00_1_0_2_3_0_333_1020a
(Abgerufen am 20.04.2024).