RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,3

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Übereignung Polens an den Papst durch den Polenherzog Mieszko.

Überlieferung/Literatur

Die Schenkungsurkunde ist, wenn auch in mangelhafter Überlieferung in der Kanonessammlung des Kardinals Deusdedit († vor 14. IV. 1100) erhalten. Vgl. d. Ausgabe v. V. Wolf von Glanvell, 1905, S. 359 und Žmigród-Stadnicky. Die Schenkung Polens an Papst Johannes XV. (um d. J. 995) 1911, S. 34: Item in alio thomo sub Johanne XV. Papa Dagone (Dagome)iudex et Ote senatrix et filii eorum Misica et Lambertus leguntur beato Petro contulisse Unam, civitatem m(ariti) m(am), (que est Schinesgne) cum omnibus suis pertinentiis infra hos affines, sicuti incipit a primo latere longum mare, fine Pruzze usque in locum, qui dicitur Russe, et fine Russe extendente usque in Craccoa, et ab ipsa Craccoa usque ad flumen Oddere recte in locum, qui dicitur Alemure, et ab ipsa Alemura usque in terra Milze ei a fine Milze recte intra Oddere et exinde ducente iuxta flumen Oddera usque in predictam civitatem (Schinesgne).

Kommentar

Vgl. dazu die Übersichten über die deutsche und polnische Literatur zur Frühgeschichte Polens (Jedlicky, Randt, Sappok, Jankuhn) in M. Uhlirz, Jbb. O. III. Exkurs XXI. S. 549 ff. ‒ Zur Schenkung Polens vgl. H. G. Voigt, Altpreuß. Monatsschrift XLVIII. 626‒643; R. Holtzmann, Böhmen u. Polen, 14 ff.; Brackmann, Anfänge Polens (Aufsätze), 174 ff.; Rom. Erneuerungsgedanke, ebd. 120f.; Thompson, Feudal Germany, 626, 641 f.; Sappok, Ostpol. 166; Entstehungsgesch. d. poln. Staates, 416 ff.; Füllner, Deutsch-slav. Auseinandersetzung, 11; H. F. Schmid, Rechtl. Grundlagen d. Pfarrorganisation, 170 u. Nachträge 1240; Bierbach, Kurie u. nationale Staaten, 88 ff.; Stasiewski, Untersuch. über die Quell. z. ältesten Gesch. d. Kg. Polen, 29 ff. Anfänge Boleslaws, 579f.; St. Kętrzyńnski. Dagome iudex. Przeglád historyczny. 41, (1950) 133‒151. ‒ Die Senatrix Ote war die zweite Gemahlin Mieszkos I. und eine Tochter des Markgrafen Dietrich von der sächsischen Nordmark. Die beiden Söhne der Ote, Mieszko und Lambertus, werden in der Urkunde genannt, nicht aber sein ältester Sohn Boleslaw Chrobry aus seiner ersten Ehe mit der Premyslidin Dubrawa und diese Unterlassung deutet auf die Gegensätze hin, die in nationaler wie in religiöser Hinsicht zwischen der Gattin Mieszkos, ihm selbst und seinem ältesten Sohn bestanden und die sich nach seinem Tode dahin auswirkten, daß Ote mit ihren Söhnen vertrieben wurde. Wir können weder den Zeitpunkt der Schenkung Polens, die am wahrscheinlichsten 990 oder im nächsten Jahre erfolgte, noch die Ursachen mit Sicherheit bestimmen. Vielleicht ist sie auf das Bestreben Otes zurückzuführen, ihre und ihrer Kinder Stellung gegenüber der heidnisch-nationalen Reaktion zu sichern, vielleicht steht sie auch irgendwie mit der siegreichen Beendigung des Krieges gegen Böhmen und der dadurch erfolgten bedeutenden Erweiterung des polnischen Reiches gegen Westen, sowie mit den wachsenden, über Kiew ausgreifenden Bestrebungen der christlichen Kirche des Ostens, Polen in ihren Bannkreis zu ziehen, im Zusammenhang. Jedenfalls hat auch Ungarn, das gleichen Einflüssen ausgesetzt war, ein Jahrzehnt später denselben Schritt getan, dessen politische Nachwirkungen sehr bedeutende waren. ‒ Merkwürdig ist, daß Mieszko unter dem Namen „Dagone” (Dagome) erscheint, der unzweifelhaft auf germanische Herkunft deutet, sei es, daß er Anführer einer nordgermanischen Kampfschar, einer „Družina” war, oder daß er den in der Wendenzeit in Polen zurückgebliebenen Germanenresten entstammte. Vgl. dazu noch Brackmann, Wikinger, 18 ff., 36 ff.; Jedlicki, Anfänge des poln. Staates, 523 f.; Schultze, Beitr. zur ältesten Gesch. Polens. Zs. Gesch. Schlesiens, 52, S. 38‒57; Reche, Anteil nordischer Rasse b. d. Westslaven (Deutschl. u. d. Osten), 83 ff. ‒ Die meisten Ortsbezeichnungen (Pruzze, Craccoa, Milze, Oddera) sind verständlich, „Schinesgne”, dessen Erwähnung auf eine spätere Glosse zurückgeht, ist höchst wahrscheinlich Gnesen. (Holtzmann = Stettin), Russe = die alte Handelsstadt Truso im Mündungsgebiet der Weichsel, Alemure, Olemuce = Olmütz. ‒ Zu „Schinesgne” = Gnesen vgl. noch G. Labuda in: Przeglád Zachodni, 7, (1951) S. 586‒592. Dagegen Z. Wojciechowski, ib. 8, (1952) S. 530‒535 ‒ Vgl. auch Kętrzyński, Dagome iudex. w. o. 133ff.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,3 n. 1026d, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0990-00-00_2_0_2_3_0_359_1026d
(Abgerufen am 18.04.2024).