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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,3

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Otto bestätigt auf Bitte seiner Mutter Theophanu und auf Intervention seiner getreuen Grafen Gotfried und Arnulf, sowie auf Wunsch des Abtes Adalwin, der ihm die Urkunden der beiden ersten Ottonen vorlegt, dem Kloster Blandigni in Gent für alle seine innerhalb der Reichsgrenzen gelegenen Besitzungen die Immunität und den Königsschutz (Nos vero ob petitione genetricis nostrae Theophanu videlicet imperatricis augustae dilectissime et interventum fidelium nostrorum Godefridi et Arnulfi comitum ... illius (sc. Adalwini) petitioni assensum prębuimus et res vel possessiones pręscripti Blandiniensis coenobii infra regni nostri terminos constitutas sub nostrę tuitionis immunitatem suscepimus, hoc est in pago Haginao villam Dulciacum ..., in pago Bracbanto villam Wandelenicurtem quam Eilbodo cum omnibus ibidem pertinentibus sancto Petro tradidit, et villam Crumbrigga ..., ecclesiam quoque Cimbresacca et Idinghem cum ecclesia, Lintbergam quoque et Siringehem, ... in loco Hersele alodem ..., et in Betlingem ..., in Botelar quoque et Venteca ... et in superiori Milna alodem ... confirmavimus ...). ‒ Hildibaldus canc. vice Willigisi archicap.; bis zu den letzten zwei Sätzen nach DO. II. 145 und dem Schluß nach dem D. Lothars (Böhmer, Reg. Kar. 2041) verfaßt; M. „Cum magno munere misericordiae Christi ecclesie.”

Überlieferung/Literatur

fehlt.

Nachzeichnung (Pseudooriginal) um d. J. 1000, Gent, Kathedralarchiv, Fonds Sint-Pietersabdij, I, 16. P (B); Abschrift des T. Servrancx a. d. J. 1704, Rijksarchief zu Gent, Sign. Van Lokeren 65 (C).

Duvivier, Réchèrches sur le Hainaut ancien du VIIe au XIIe siècles. Rev. d'hist. et d'archéol. 3 (1862) 356, no. 31 b; Van Lokeren, Chartes et doc. de S. Pierre (1868) I, 57, no. 65; MG. DD. O. III. 444f., Nr. 44; Gysseling-Koch, Diplomata Belgica I (1950), 177 f., no. 72.

Gysseling-Koch, II. T. XXXIV.

Stumpf 914a; Wauters, Table chronol. I. S. 661; VII, S. 103; XI1 (Bormans-Halkin), S. 41.

Kommentar

Text nach B = Gysseling-Koch, w. o. ‒ Gegen die Echtheit der Urkunde, die nach dem Bearbeiter Foltz (MG. DD. O. III. S. 874) mit DO. II. 149 und einem Deperditum Ottos III. dem Spurium DO. III. 438 als Vorlage diente, hat Oppermann Bedenken erhoben; vor allem hält er mindestens die Güterliste für interpoliert (Ältere Urkk. d. Kl. Blandinium, Bijdragen, Utrecht XI, 58 ff., 70 ff., 85 ff., 196f., 217 ff.). Auch DO. II. 145, die Vorlage von D. 44, ist nach ihm verfälscht. Zuletzt haben Gysseling-Koch in der Ausgabe der Diplomata Belgica (w. o.) zwar DD. O. II. 145 u. 149, von denen die Originale auch Oppermann noch unbekannt waren, für echt erklärt, während sie an der Verfälschung von D 44 festhalten. Nach ihnen stammt das um 1000 entstandene Pseudooriginal von der Hand eines unbekannten Notars, der 994 März 18 eine Schenkungsurkunde des Bischofs Ratbod von Noyon für das Kloster St. Pierre geschrieben hat. Koch (DD. Belg. w. o. 112) vermutet Interpolationen bei der Heiligenliste und dem Güterverzeichnis (Idinghem 〈cum ecclesia〉). Aber Diktat und sachlicher Inhalt sprechen unzweifelhaft für die ursprüngliche Echtheit von D 44, das leider nicht im Original, sondern nur in der wahrscheinlich an einigen Stellen verfälschten Nachzeichnung überliefert ist. Als Vorlage diente der ursprünglichen Fassung hauptsächlich DO. II., 145. ‒ Koch vermutet, daß dem Fälscher von D 44 auch das Spurium DO. III. 438 vorgelegen habe. Aber das Verhältnis beider Urkunden zueinander war zweifellos umgekehrt. Wie schon Kehr betont hatte (Urkk. O. III. 283) ist das Spurium DO. III. 438 so voller sachlicher Widersprüche, daß eine so frühe Entstehung, wie sie Koch voraussetzt, kaum anzunehmen ist. Vgl. Reg. 1454. ‒ Wie die aus DO. I. 317, bzw. DO. II. 145 übernommene Stelle „possessiones ... infra regni nostri terminos constitutas” beweist, erhielt St. Pierre in Gent ebenso wie St. Remi in Reims eine Teilimmunität für seine Besitzungen auf deutschem Reichsboden. Das Kloster selbst war offenbar außerhalb desselben gelegen. Vgl. dazu Jbb. O. III. Exkurs V. Zur Frage der Genter Grafen und der Doppelvasallität an der flandrisch-deutschen Grenze, 449ff. ‒ Zur Bedeutung Blandignis vgl. noch Sackur, Cluniacenser 1, 129 ff.; Vanderkindere, Liberté et propriété en Flandre, 352ff.; De Marez, Étude sur la propriété foncière dans les villes ... en Flandre, 13 ff., 184 ff.; Moreau, Histoire de l'église en Belgique, 2, 60ff. ‒ Zur Teilimmunität vgl. Stengel, Immunitätspriv. 583. ‒ Zu den Ortsnamen: Haginao = Hennegau; Dulciacum = Douchy b. Valenciennes; Wandelenicurtem = Wadelincourt (Hennegau); Crumbrigga = Krombrugge b. Merelbeke; Cimbresacca = Semmerzake b. Gent; Idinghem = Idegem b. Aalst, Ostflandern; Lintberggam = Lemberge, sw. v. Gent; Siringehem = Zieregem b. Elst; Hersele = Herzele, sw. v. Aalst; Betlingem = Bettegem b. Zellik; Botelar = Bottelare b. Gent; Vuenteca = Scheldewindeke b. Gent; Milna = Melle b. Gent oder Melden b. Oudenaarde.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,3 n. 1003, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0988-05-20_1_0_2_3_0_243_1003
(Abgerufen am 19.04.2024).