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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,3

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Weitere Verschärfung der Gegensätze zwischen Kaiserin Theophanu und König Hugo Capet. Die Kaiserin hat mit Rücksicht auf den legitimen Anspruch ihres Vasallen, Herzogs Karl von Niederlothringen, des Bruders König Lothars, auf die französische Krone es vermieden, sich in dem Thronstreit zugunsten der Capetinger einzusetzen; andererseits haben aber ohne Zweifel die beschleunigte Regelung der Nachfolge durch Hugo, vor allem aber sein Plan eines Bündnisses und einer Eheverbindung mit dem byzantinischen Kaiserhaus die herrschende Spannung gesteigert und die Kaiserin mit schwerer Besorgnis erfüllt. Das von Gerbert im Auftrag Hugos verfaßte Schreiben an die beiden Kaiser in Konstantinopel läßt deutlich erkennen, daß sich dieser Plan gegen die Vorrangstellung des ottonischen Herrscherhauses richtet.

Überlieferung/Literatur

Lettres de Gerbert, No. 111 (Havet) S. 101 f. ‒ Basilio et C. imperatoribus orthodoxis, Hugo gratia Dei rex Francorum. Cum nobilitas vestri generis, tum etiam gloria magnorum actuum ad amorem vestrum nos hortatur et cogit. Ii quippe esse videmini, quorum amicitia nihil dignius in humanis rebus possit existimari. Hanc sanctissimam amicitiam iustissimamque societatem sic expetimus, ut nec regna, nec opes vestras in ea requiramus: sed haec conditio, quae nostri iuris sunt, vestra efficit. Magnoque usui, si placet, haec nostra coniunctio erit, magnosque fructus afferet. Etenim nobis obstantibus nec Gallus, nec Germanus fines lacesset Romani imperii. Ergo ut haec bona fiant perpetua, quoniam est nobis unicus filius, et ipse rex, nec ei parem in matrimonio aptare possumus propter affinitatem vicinorum regum, filiam sancti imperii praecipuo affectu quaerimus.

Kommentar

Vorarbeiten III. 93 f. ‒ Schramm, Kaiser, Basileus u. Papst, 444 f.; Lot, Carolingiens, 218f.; Hugo Capet, 4, Anm. 2; Gay, Relations franco-germaniques, 55; Ohnsorge, Zweikaiserproblem, 65; Vasiliev, Hugh Capet and Byzantium, Dumbarton oaks papers VI. 229 ff. ‒ Wir wissen nicht, ob dieser Brief wirklich abgesandt worden oder ob er nur Entwurf geblieben ist. Er gehört zu den wenigen Schreiben, die ganz in tachygraphischen Zeichen abgefaßt sind, und wurde begreiflicherweise nicht in die, wie man annimmt, für Otto III. bestimmte Redaktion L der Briefe Gerberts aufgenommen. Das von Hugo vorgeschlagene Bündnis sollte sich sowohl gegen den „Gallus”, das sind die Bewohner des linksrheinischen Gebietes, als auch des „Germanus”, die deutschen Stämme östlich des Rheins richten. Die gewünschte Eheschließung ist nicht erfolgt, König Hugo hat seinen Sohn bald darauf ‒ 988 oder 989 ‒ mit Suzanne, der Witwe des Markgrafen Arnulf II. von Flandern, die zwar bedeutend älter war als er, aber ein großes Vermögen in die Ehe brachte, vermählt. ‒ Vgl. Lot, Carolingiens, 219f. Anm. 2; Hugo Capet, 4, Anm. 2.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,3 n. 998Ie, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0988-00-00_1_0_2_3_0_230_998Ie
(Abgerufen am 18.04.2024).