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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,4,2

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Gf Wolfgang von Fürstenberg (Landvogt im Elsaß) an Frhn Michel von Wolkenstein, Landhofmeister, und Zyprian von Serntein, KMs Protonotar und Tiroler Kanzler: (1) Fürstenberg berichtet KM abermals über die gefährliche Lage im Elsaß. Von Basel und vom Anhang dieser Stadt muß man täglich Krieg1) befürchten. Die Not von KMs Ländern und Leuten erfordert es, daß KM sich selbst hierher begibt; wenn er käme, würde er die täglichen Anfechtungen abstellen können. Der Zwist (seit dem Schweizerkrieg) geht hier weiter. Jetzt fängt die Geschichte mit den Pfauenfedern wieder an: die Schweizer wollen jene Untertanen KMs, die Pfauenfedern2) tragen, mißhandeln und in den Turm legen. Wenn jemand etwas sagt, was ihnen nicht gefällt, gehen sie grausam gegen ihn vor. Sie ermorden Untertanen KMs, singen Spottlieder und zeigen einen unleidlichen Hochmut. - (2) Fürstenberg hat erfahren, daß die Leute von Basel Untertanen KMs auffordern, KMs Mandate zu mißachten, ihnen kein Getreide3) zuzuführen. Mehrere wurden deswegen schon eingesperrt; man will sie mit Gewalt aus dem Gefängnis befreien. - Wenn man diesen Vorgängen nicht Einhalt gebietet, werden die Eidgenossen KMs Untertanen auf ihre Seite ziehen und KM um Länder und Leute bringen. KM hat jüngst dem Fürstenberg empfohlen, diese Mandate aufzuheben. Wenn Fürstenberg dies getan hätte, wäre ein großer Schrecken entstanden. - (3) Die Ritterschaft hat Fürstenberg gutwillig gefunden. Sie ist aber arm und ungerüstet und kann ohne KMs Hilfe nicht rüsten. In Fürstenbergs Verwaltungsbereich sind ca 200 sehr tüchtige und redliche Gfen, Herrn, Ritter und Knechte4). KM möge diesen bei der Rüstung helfen und sie für einige Jahre als Dienstleute "von Haus aus" aufnehmen. So würde man stets 200-300 Reiter haben und das Vorgehen der Leute von Basel zurückweisen können. - Im Augenblick sind diese Länder ganz unbewehrt. Es fehlt an Pulver, Blei, Büchsen und anderem; das wissen die Eidgenossen. Fürstenberg hat nichts in der Hand. Er hat zwar KM um Geld geschrieben, bisher aber keines erhalten. Von seinem Amt konnte Fürstenberg bisher noch nichts einnehmen. Sein Bruder wld Gf Heinrich von Fürstenberg hat ihm aus dem Schweizerkrieg Schulden hinterlassen, die auch bezahlt werden müssen; er hat KM auch für diesen Zweck um Geld gebeten. - Wolkenstein und Serntein mögen KM dies alles vortragen. Vf st. Michels tag 1502. - W(OLFGANG) g(raf) z. FURSTENBERGH ss.

Überlieferung/Literatur

ORG (Ppr, Verschlußsiegel): Innsbruck TLA, ma XIV-1502, fol. 88. - LIT: 1) Über die Kriegsgefahr mit der Schweiz vgl. Filek-Wittinghausen, Maximilian 1502, 192 f. - 2) Die Pfauenfeder galt in den Vorlanden als Symbol Österreichs. - 3) Zur Abhängigkeit der Eidgenossenschaft vom Getreideimport vgl. Rück-Koller, Eidgenossen und ihre Nachbarn, 230 ff. (H. Carl, Eidgenossen und Schwäbischer Bund - feindliche Nachbarn?). - 4) Über den vorländischen Adel vgl. Wiesflecker, Österreich im Zeitalter Maximilians I., 205 f.

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,4,2 n. 19979, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1502-09-29_6_0_14_4_1_456_19979
(Abgerufen am 29.03.2024).