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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,4,2

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Die Signorie von Venedig an Zaccaria Contarini, den venez. Gesandten in Deutschland, 1501 (=für uns 15021)) die 21 Januarii: (1) Die Signorie hat die Briefe Contarinis erhalten. Er hat sich in allen Gesprächen mit KMs Räten, den frz. und span. Gesandten dem Wunsch der Signorie gemäß verhalten. - Contarinis plötzliche Entlassung durch KM scheint der Signorie unerwartet und vor allem schädlich für die Sache der Christenheit. Dies macht dem gemeinsamen Feind (=Türken2)) Mut, die christlichen Staaten zu überfallen. Vor allem nimmt KM den christlichen Fsten den Mut, der drohenden Gefahr zu begegnen. Die Signorie glaubt, daß dies nicht dem Wunsch KMs entsprungen ist, sondern daß er durch böswillige Leute aufgehetzt wurde, welche die weltweite Gefahr für den christlichen Glauben nicht sehen und auch die Ehre KMs nicht bedenken. - (2) Die Signorie wünscht, daß sich Contarini sobald als möglich wieder bei KM einfindet. Er soll KM sagen, daß er sehr wichtige Neuigkeiten hat; dann erhält er leichter Audienz. Um den Gesandten dabei zu unterstützen, schickt die Signorie dem Contarini persönliche Briefe an KM. Wenn Contarini zur Audienz erscheint, soll er KM zuerst wohlwollend stimmen, ihm hierauf die großen Kriegsrüstungen der Türken darstellen, welche die Christenheit mit dem Untergang bedrohen. Dann soll er über die beiliegenden venez. Briefe berichten und sich sehr bemühen, KM die Größe der Gefahr klarzumachen. - Er soll KM als Oberhaupt der Christenheit, dem der Schutz aller Christgläubigen obliegt, auffordern, Hilfe zu leisten und den Zusammenbruch der Christenheit zu verhüten. - Die Signorie ist sicher, daß auch die anderen christlichen Kge sich der Hilfe nicht versagen werden; die Signorie hat an alle geschrieben. Contarini soll darauf hinweisen, daß Venedig nicht beschuldigt werden kann, durch Briefe und Gesandte nicht alle Mächte zur Verteidigung der christlichen Religion aufgerufen zu haben. Die Christenheit wird schon lange Zeit von Venedig (allein) mit schweren Blutopfern seiner Untertanen verteidigt. - (3) Wenn Contarini das erledigt hat, soll er die Sprache auf seine Entlassung bringen, die der christlichen Sache sehr schaden würde. KM möge seine Ohren nicht Verleumdern leihen, sondern vielmehr die höchste Ehrerbietung der Signorie gegenüber seiner Person anerkennen. Wenn die Signorie in diesen schlechten Zeiten KM in Einzelheiten nicht zufriedenstellen konnte, soll er dies nicht der Signorie übel anrechnen, sondern den unglaublichen Ausgaben für den Türkenkrieg und für die Verteidigung der Christenheit. KM kann sicher sein, daß sich die Signorie, sobald die Belastungen des Türkenkrieges von ihren Schultern gefallen sind, KM dankbar und gehorsam erweisen wird. - (4) Es ist notwendig, daß KM in diesem heiligen Krieg, den er hoffentlich unternehmen wird, von allen, die von der Türkengefahr bedroht sind, mit Geld möglichst kräftig unterstützt wird. Contarini soll KM darin bestärken, diesen ruhmreichen Feldzug zu unternehmen. Ganz Italien, das von der Türkengefahr zuerst bedroht wird, hat die Pflicht, daß jene Fsten, die sich an der Verteidigung nicht unmittelbar beteiligen, KM mit Geld unterstützen und zwar in einem Ausmaß, das genau festgelegt werden muß. Die Signorie wird alle diese Maßnahmen unterstützen, was KM gewiß recht sein wird. Contarini soll gegenüber KM die Treue Venedigs besonders hervorheben. Wenn sich KM aber von Venedig abwenden sollte und sich der Verteidigung der Christenheit entzieht, wird die Signorie ihre Kräfte und Möglichkeiten anderen zuwenden, von denen sie Hilfe erhält. - Dies alles soll Contarini KM darlegen, falls er nicht anwesend ist, seinen Räten. Er soll aber die Audienz bei KM zu erreichen suchen. Falls Contarini schon abgereist ist, soll er unverzüglich zurückkehren und alles daransetzen, daß er nicht ohne ausdrücklichen Befehl Venedigs aus Deutschland abreisen muß. - Die Signorie glaubt, daß der Gurker (Kardinal Peraudi3)) im Augenblick nicht bei Hofe weilt. Falls er anwesend ist, soll ihm Contarini alles mitteilen und ihn bitten, daß er diesbezüglich an alle Kfsten schreibt, damit alle die Gefahr für die Christenheit erkennen. - (5) Dieser Brief wurde vom großen Rat mit 87 Pro angenommen. Der Antrag, die Beratung auf nächsten Tag zu verschieben, erhielt 69 Stimmen.

Überlieferung/Literatur

RE (ital. Brief): Venedig AS, delib sen (sec), registro 38, fol. 204 f. - NB: 1) Da in Venedig das Jahr mit 1. März umgesetzt wurde, ist für uns 1501 Januarius das Jahr 1502. - LIT: 2) Über die Türkengefahr vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian I., III, 39 ff., 144 ff. - 3) Höflechner, Gesandte, 229 ff.; Naschenweng, Beiträge Diplomatie, III, 161 f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,4,2 n. 19567, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1502-01-21_1_0_14_4_1_20_19567
(Abgerufen am 19.04.2024).