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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,4,1

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Francesco Capello berichtet dem Dogen (Leonardo Loredano): (1) Capello war mit dem frz. Gesandten in der Kirche. Da kam KMs (oberster) Zeugmeister, =magistro de la munition, (Balthasar Freisleben) dazu und sagte, er habe den Auftrag, ihnen die Artillerie KMs vorzuführen. Zuerst zeigte er ihnen jene Geschütze, die im Freien stehen, dann jene im Haus1). - (2) Die Gesandten sahen ca 4.000 descoperte armature für Fußknechte (Krebse), 4.000 Lanzen und schiopeti (kleine Büchsen) und ca 5.000 archebussi (Hakenbüchsen = Feuergewehre) samt Ladestäben aus Eisen, =bastondelle di ferro, in roter Farbe und ein Lager mit Eisenkugeln. Man sah Holzstämme, um die Artillerie auf die Schiffe zu verladen, dazu viele Ketten, Wagen etc. - In zwei anderen Sälen gab es eine große Anzahl von Wurfgeschützen, =balestre; dazu Wagen und ca 500 Feldschilde, =pavesi da campo, und 2.000 türkische Schilde, =targe Turchesche; weiters sechs schwere Geschütze, =bombarde grosse, außerdem 600 kleine Bombarden, die auf kleinen Wägen aufgebaut waren. Daneben sah man 70 cintaldi (Schutzschilde für die Artillerie) und 15 canoni (Steilfeuergeschütze) und falchoneti (Falkonetten = kleine Flachfeuergeschütze) samt Ladegerät. Daneben gab es 60 mit rotem Tuch bedeckte Wagen mit Schießscharten, =balestrieri; jeder Wagen war mit 4-6 kleinen und scharfen Geschützen, =serpentine pizole (Schlangen) ausgerüstet. Man sah 6 kleinere Kanonen, =canonetti, die von 5 Pferden gezogen wurden. Außerdem gab es viele neue Zeltausrüstungen, =paviglioni e trabache nuove; dazu viele Fässer voll Pulver. Das war alles schön anzuschauen. - Der Marschall des Reiches2), =mareschalcho de Imperio, präsentierte die vielen Waffen mit großen Worten und sagte, daß alles zum Schutz des Reiches und der christlichen Religion in beste Ordnung gebracht wurde; darüber hinaus habe KM für den Krieg in Österreich und Bayern stark aufgerüstet. Die Gesandten waren von der großen Masse an Waffen stark beeindruckt. - (3) Bei der Heimkehr sagte der Zeugmeister, daß man alles für den Italienzug und gegen Frankreich braucht und fügte hinzu, es sei schöner, diese Waffen anzuschauen, als zu erfahren, wie sie wirken. - Capello erwiderte, wenn die Waffen für den Schutz der christlichen Religion eingesetzt werden, sei es besser, daß die Ungläubigen ihre Wirkung spüren; das gereiche auch KM zur Ehre. - Der Zeugmeister antwortete, es sei notwendig, daß KM zuerst nach Italien zieht. Sein Diener, =cameriere, sagte angeblich zu Raphael de Cremona, man solle die Waffen lieber gegen die Venezianer und gegen die Schweizer richten. Raphael antwortete angeblich, daß die Venezianer das nicht verdient hätten. Der Diener erwiderte, die Venezianer hätten Neapel dem Kg von Frankreich überlassen. - Dies will de Landriano, General (der Humiliaten), selbst gehört haben. Das sind bestialische Worte, =parole bestiali, die keinen guten Eindruck hinterlassen haben. Die Signorie soll sich selbst ein Urteil darüber bilden. - (4) Ein Sohn des wld Gfen Guidozzo de Imola ist hier eingetroffen, der vom Papst heimlich geschickt wurde, um KM zu bitten, er solle den Papst bei der Gewinnung der Hft über die Landgebiete (der Pentapolis gegen Venedig) unterstützen; der Papst werde dafür KMs Ansprüche in Mailand fördern. - Es wurde ihm geraten, sich in diese Sache nicht einzumischen. - (5) Capello hat gehört, daß KM für die Ankunft des (Kardinals G. d'Amboise von) Rouen viele Tapisserien nach Augsburg bringen läßt. - Außerdem erfuhr Capello, daß Kfst (Ebf Berthold) von Mainz sehr schwer erkrankt ist, =stava malissimo3). Ex Hisprucha 31. Decembris 1504. - FRANCISCUS CAPELLUS eques orator ss.

Überlieferung/Literatur

RE (ital. Bericht): Venedig BNM, MSS ital, class VII, Nr 991, colloc 9583, fol. 76v ff. - NB: 1) Es handelt sich offenbar um das Zeughaus in Innsbruck. Über das Zeughaus und KMs Arsenal an Geschützen und Waffen aller Art vgl. Egg-Pfaundler, Maximilian I. und Tirol,, 82 ff., 86 ff., 92 ff.; Katalog Maximilian I. (1959), 126 ff.; Wiesflecker, Kaiser Maximilian I., V, 556 ff., 559 ff. - 2) Offenbar verstand Capello unter dem Marschall des Reiches den obersten Zeugmeister. - 3) Ebf Berthold von Mainz war bereits am 21. Dezember 1504 verstorben, was man aber offenbar Ende Dezember in Innsbruck noch nicht wußte.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,4,1 n. 19547, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1504-12-31_3_0_14_4_0_3832_19547
(Abgerufen am 29.03.2024).