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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,4,1

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Der venezianische Gesandte Zaccaria Contarini berichtet der Signorie von Venedig vom Königshof: (1) KM traf gestern (14. April) in Reutte ein. Der spanische Gesandte (Juan Manuel)1) und Contarini mußten zuerst einige Falken besichtigen und sich dann nach Kempten begeben. Der Weg dahin war lange und mühevoll. Der spanische Gesandte meinte, KM werde sich bald zur Kaiserkrönung nach Rom begeben, aber es kann sein, daß er nur beim Kg von Frankreich einen gewissen Verdacht erregen möchte. - (2) Contarini glaubt, daß KM vorher einen Reichstag abhält, um die Fsten zu gewinnen. Der spanische Gesandte entgegnete, wenn KM die Möglichkeit hat, sechs Pferde und zwölf Knechte für vier oder sechs Monate zu bezahlen, kümmert er sich weder um die Fsten noch um jemand anderen. - (3) Der Spanier wünscht den Türkenkrieg2) oder den Krönungszug KMs, aber nicht mit einem geringen Kriegsvolk, denn wenn es der Teufel will, beherrscht der Kg von Frankreich bereits ganz Italien und auch die italienischen Staaten des Reiches, als ob sie seine Untertanen wären. Wenn KM aber den Hg von Savoyen oder den Mgfen von Montferrat in seiner Begleitung hat, kann ihn der Kg von Frankreich nicht einfach daran hindern. - Der Spanier berichtete weiter, daß Kardinal (G. d'Amboise) von Rouen und die frz. Gesandten KM für den Romzug sogar (frz.) Kriegsvolk angeboten haben; aber KM hat dies nicht angenommen, denn er traut den Franzosen nicht; es würde zwischen Franzosen und Deutschen zum Streit kommen. Es wäre für KM auch nicht ehrenvoll, mit fremden Knechten nach Rom zu ziehen. - Weiters fragte der spanische Gesandte, ob die Signorie damit einverstanden wäre, wenn KM durch ihr Staatsgebiet hindurchzieht. - (4) Contarini antwortete, wenn KM auf die gleiche Art nach Rom zieht, wie es sein Vater (Friedrich III.) und andere Kr getan haben, wird er wahrscheinlich sehr willkommen sein. Wenn KM aber mit einem Heer kommt, wird sich Venedig vorsehen. - (5) Der spanische Gesandte entgegnete, daß KM wahrscheinlich nicht nach Italien zieht, um Neuerungen durchzusetzen, aber vielleicht denkt er daran, die Staaten, die der Sohn des Papstes (Cesare Borgia) erobert hat, einzuziehen und der Kirche ihre früheren Gebiete zurückzustellen. Er meinte weiter, er sehe Böses kommen: wenn sich KM und der Kg von Frankreich nicht verstehen, könnte sich Frankreich vielleicht mit dem Papst und den Kgen von Spanien verständigen und dann auch mit dem Einverständnis KMs etwas gegen Venedig unternehmen, umso mehr als sich KM mit Venedig nicht besonders gut versteht. - Contarini antwortete, er glaube nicht, daß der Papst etwas gegen Venedig unternimmt, das Ravenna und Cervia (Pentapolis) zu Recht besitzt. - (6) KM kam gestern nach Reutte, und die Kgin ist noch in Innsbruck (?) und wartet auf einen Befehl KMs, ob sie nach Hall oder Brixen gehen soll. Wenn KM in die Steiermark zieht, wird er sie über Salzburg oder Bruneck dorthin kommen lassen. In Chempten 15. Aprilis 1502.

Überlieferung/Literatur

RE (ital. Bericht): Venedig BNM, MSS ital, class VII, Nr 990, colloc 9582, fol. 181 ff. - LIT: A. Schröcker, Maximilians I. Auffassung vom Königtum, in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken Bd 50 (1971), S. 198 f. - 1) Höflechner, Gesandte, 342 f.; Naschenweng, Beiträge Diplomatie, III, 141 ff. - 2) Wiesflecker, Kaiser Maximilian I., III, 109 ff., 144 ff., 477 ff., 487 ff. (dort weitere Literatur und Quellen).

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,4,1 n. 16355, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1502-04-15_3_0_14_4_0_541_16355
(Abgerufen am 24.04.2024).