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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,4,1

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Der venezianische Gesandte Zaccaria Contarini berichtet der Signorie von Venedig vom Königshof: (1) Die Entscheidungen KMs hängen alle vom Ausgang der frz. Verhandlungen ab. Luca de Renaldis1) ist heute nach Rom abgereist; der Bf von Seckau (Matthias Scheit) wird ihm folgen. Die Hauptaufgabe des Renaldis besteht darin, den Papst (Alexander VI.) zur Unterstützung des Türkenkrieges zu bewegen, was er oft versprochen hat. Wenn der Papst dies tut, ist KM bereit, seinen Staat, seine Person und auch sein Leben einzusetzen. Wenn der Papst sich verweigert, kann KM nicht zur Kaiserkrönung2) nach Rom ziehen und auch den Kreuzzug gegen die Türken nicht unternehmen. - (2) Den Vorschlag des Papstes für eine Konföderation aller christlichen Mächte hält KM für unnötig, da zwischen den christl. Fsten Friede herrscht und alle zum Türkenzug bereit sind. Der Papst, der versprochen hat, persönlich am Kreuzzug teilzunehmen, möge die diesbezüglichen Beschlüsse abwarten. Auf das Angebot des Papstes, die Kaiserkrone durch zwei Kardinäle nach Deutschland zu schicken, sollen die Gesandten antworten, daß KM zur Krönung nach Rom kommen will, wie dies seine Vorgänger getan haben. - (3) Außerdem wurden folgende Punkte für die Instruktion der Gesandten beraten: Der Legat soll mehr Autorität bekommen, um mit größeren Strafen den Kreuzzugszehent einzutreiben. Um Fsten, Prälaten etc. nicht zu irritieren, soll vorher ein Tag abgehalten werden, um sie auf diesen Plan vorzubereiten; erst wenn sie dem nicht zustimmen, soll man auf Rechtsmittel zurückgreifen. - Der Papst soll für den Türkenzug um Überlassung der Kreuzzugsgelder3) aus Deutschland gebeten werden. - Der Papst möge die Kardinal-Legaten, und zwar den Kardinal von Santa Croce (Bernardino Carvajal) in alle reichslehenbaren Staaten Italiens schicken, daß er dort den Jubelablaß verkündet und einsammelt. - Renaldis sagte, daß davon wenig zu erhoffen sei, da Santa Croce dem Papst nicht genehm ist, und der Jubelablaß3) in Italien bereits verkündet und eingesammelt wurde. - (4) Ein weiterer Auftrag für Renaldis ist die Ausfertigung der Bulle für die Koadjutur des Btms Gurk für Matthäus Lang. - Der Papst soll angeboten haben, im Fall einer Kardinalsernennung einen KM genehmen Mann, etwa Matthäus Lang, zu kreieren, wenn KM ihn nennt. - Weiters soll ein Rat KMs namens Heinrich Proisinc (Prüschenk) von seiner Exkommunikation absolviert werden. - (5) Als sich Renaldis verabschiedete, meinte KM, daß er vielleicht seine Instruktion abändern werde, noch bevor die Gesandten in Rom eintreffen. Contarini merkt dazu an: Wenn die Tätigkeit der Gesandten (in Rom) nicht mit dem übereinstimmt, was Contarini der Signorie berichtete, könnte eine Sinnesänderung KMs der Grund dafür sein; oder vielleicht sagt Prè Luca (de Renaldis), der kein Evangelist ist, nur das, was ihm gerade wichtig erscheint. Contarini kann daher keinen Bericht als sicher bestätigen, denn er ist reiner Berichtserstatter und bittet die Signorie auch, über alles zu schweigen. Viele am hiesigen Hof glauben nämlich, die Signorie habe Contarini wegen der Türkengefahr hierher geschickt und nicht, um die Politik des Kaiserhofes auszuforschen. Wenn die Signorie Dinge erfährt, die Contarini hier nicht erfahren konnte, muß sie wissen, daß Contarini hier von niemandem etwas erfahren sollte. Ex Inspruch 28. Martij 1502.

Überlieferung/Literatur

RE (ital. Bericht): Venedig BNM, MSS ital, class VII, Nr 990, colloc 9582, fol. 173 ff. - LIT: A. Schröcker, Maximilians I. Auffassung vom Königtum, in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken Bd 50 (1971), S. 200. - 1) Zu L. de Renaldis vgl. Stelzer, Maximilian Kurie, 181 ff.; Pogantsch-Bissinger, Lucas de Renaldis, passim; Naschenweng, Beiträge Diplomatie, III, 90 f.; Höflechner, Gesandte, 73-77. - 2) Wiesflecker, Kaiser Maximilian I., III, 144 ff., 487 ff. (dort weitere Literatur und Quellen). - 3) Wiesflecker, Kaiser Maximilian I., III, 39 ff., 456 ff. (dort weitere Literatur und Quellen).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,4,1 n. 16291, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1502-03-28_5_0_14_4_0_467_16291
(Abgerufen am 19.04.2024).