Regesta Imperii - Online Quellen zur Reichsgeschichte

Maximilian - RI XIV,4,1 n. 16104

1502 Feb. 23, Innsbruck

URI Merken

Der venezianische Gesandte Zaccaria Contarini berichtet der Signorie von Venedig vom Königshof: (1) KM wurde in diesen Tagen vom Legaten Peraudi sehr verärgert, so daß dessen Unterhändler Raimondo da Soncino große Schwierigkeiten hatte, KM zu besänftigen. Peraudi soll auf KMs Befehl dort bleiben, wo er ist; KM will den Bf (Melchior) von Brixen zu Peraudi schicken, damit dieser den Streit um den Jubelablaß in Ordnung bringt. - (2) Peraudi hat an Banissis einen fürchterlichen Brief, =una lettera terribilissima, geschrieben, daß KM nichts für den Türkenzug tun wolle. Peraudi klagte KM an, daß der Frankfurter Tag nicht, wie versprochen, zustande kam. Außerdem hat KM die Absicht, gegen Venedig Krieg zu führen. Peraudi wirft KM vor, die gesamte Christenheit zerstören zu wollen. Peraudi will nun (Erzkanzler Berthold) von Mainz aufsuchen und sich bemühen, einen Reichstag für den Kreuzzug einzuberufen; er will den Jubelablaß verkünden und zum Kreuzzug aufbieten. Aber KM hält Reichsversammlungen und Fürstentage nicht als rechte Mittel für den Türkenzug, sondern für verschwörerische Konventikel gegen KM, =diete et conventi de principi non siano mezi convenienti de fare la impresa, ma più presto conventiculo contra (sua Maestà). - (3) KM hat sich dagegen sehr gewehrt und hat beschlossen, an den Papst zu schreiben, daß dieser den Legaten abberuft und einen anderen schickt. Auch der spanische Gesandte redete KM in diesem Sinne zu, da er den Kardinal von Santa Croce (Bernardino Carvajal) in diesem Amt sehen möchte, mit dem er verwandt und befreundet ist. - (4) Die Klugheit des Raimondo hat bewirkt, daß KM den Legaten nun herkommen läßt, um alles in Ordnung zu bringen. Raimondo wird den Legaten abholen, der nur eine Tagesreise von Mainz entfernt sein soll. KM will auch an den (Erzkanzler Berthold) von Mainz und an den Reichsrat, =senato Imperiale, schreiben, daß sie sich weder in den Ablaß noch in den Türkenzug oder in eine andere Reichsangelegenheit ohne ausdrückliche Anweisung KMs einmischen sollen. Auch will KM dafür sorgen, daß alle Ablaßgelder nur für den Kreuzzug gegen die Türken verwendet werden. - (5) Contarini hat Banissis und Raimondo gefragt, was KM darauf antwortete, daß er (angeblich) gegen Venedig Krieg führen wolle. KM sagte nichts dazu und überließ die Sache M. Lang, von dem Contarini nichts erfahren konnte. Ex Inspruch 23. Februarij 1501 (=1502)¹⁾.

Überlieferung/Literatur

RE (ital. Bericht): Venedig BNM, MSS ital, class VII, Nr 990, colloc 9582, fol. 149v ff. - NB: 1) Da der venezianische Kalender das Jahr erst mit dem 1. März umsetzte, ist das Jahresdatum für uns 1502. - LIT: A. Schröcker, Maximilians I. Auffassung vom Königtum, in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken Bd 50 (1971), S. 198.