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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,4,1

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Der venezianische Gesandte Zaccaria Contarini berichtet der Signorie von Venedig vom Königshof: (1) KM hat beschlossen, alle Fsten und Städte des Reiches dringend zur Türkenhilfe1) aufzufordern: sie sollen sich im Juni bei KM einfinden; ebenso wird KM alle Erbländer aufbieten, ihre Truppen bereitzustellen, daß sie unverzüglich dorthin ziehen können, wohin es ihnen befohlen wird. - (2) Außerdem hat KM den Bf von Brixen (Melchior von Meckau) zum Legaten (Peraudi) nach Schwäbisch Hall oder nach Augsburg geschickt mit dem Befehl, er möge den Jubelablaß und Kreuzzug in allen Ländern und Orten des Reiches verkünden. Bannissis hat Contarini mitgeteilt, daß Peraudi KM aufsuchen will, aber nicht weiß, ob er vorher die Ankunft des Bfs von Brixen abwarten soll. - Peraudi hat von seinem Sekretär Raimondo de Raimundis Briefe aus Rom und auch einige Breven des Papstes erhalten, die allerdings nicht den Kreuzzug, sondern andere kirchliche Angelegenheiten betreffen. Darüber hinaus gestattete der Papst dem Peraudi, 3.000 ducati aus dem Jubelablaß zu nehmen. Raimondo ist aus Rom abgereist und wird täglich hier erwartet. - (3) KM will sich nach Beginn der Fastenzeit in die Steiermark, in das Gebiet von Laibach zwischen Triest, Fiume und Cilli ziehen, um ein Heer aufzustellen. Es gibt verschiedene Meinungen, was KM tun wird: einige sagen, KM will auf jeden Fall den Türkenkrieg beginnen, andere meinen, er wird zuerst zur Kaiserkrönung nach Rom ziehen und dann die Türken angreifen. Auch sein Vater (Friedrich III.) habe den Großteil seiner Knechte im Kanaltal bei Villach, =in Canal de Vilacho, angeworben, als er zur Krönung nach Rom zog. - (4) Dieser Tage konnte Contarini nicht mit KM zusammentreffen, da dieser bei Tage sich mit den Turnieren beschäftigte und bei Nacht auf Festen und Bällen weilte. Aber bei nächster Gelegenheit wird Contarini KM für die Vorbereitungen des Kreuzzuges danken. - (5) Contarini hat mit dem spanischen Gesandten (Juan Manuel) gesprochen, der meinte, KM mache betreffend den Kreuzzug nur leere Worte. Er fragte KM, ob er den Kriegszug als Kr oder Herr von Österreich, =baron de Austria, unternehme. Wenn er es als einfacher Herr von Österreich tut, bringt ihn dies nur in Belastung und Schande, =in cargo e vergogna. KM gab darauf keine Antwort. Der spanische Gesandte fuhr fort, wenn KM ein ausreichend großes Heer habe, daß er den Zug gegen die Türken mit guter Hoffnung wagen könne, wünschen ihm alle Christen Erfolg. Aber wenn er kein ausreichend großes Heer aufstellen kann, soll er nur zur Krönung nach Rom ziehen. - (6) Täglich wird hier eine große Menge an Artillerie, Munition und Waffen nach Bozen und Bruneck gebracht. Obwohl es heißt, daß diese Waffen weiter nach Trient und auf Flößen nach Verona, Venedig und Fiume gebracht werden sollen, hat KM seit dem diesbezüglichen Gespräch kein Wort mehr darüber verloren. Ex Inspruch 24. Januarij 1501 (=1502).

Überlieferung/Literatur

RE (ital. Bericht): Venedig BNM, MSS ital, class VII, Nr 990, colloc 9582, fol. 128 f. - NB: Da der venezianische Kalender das Jahr erst mit dem 1. März umsetzte, ist das Jahresdatum für uns 1502. - LIT: 1) A. Schröcker, Maximilians I. Auffassung vom Königtum, in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken Bd 50 (1971), S. 198; Schröcker, Reichspolitik Bertholds von Henneberg, 330 ff.; Wiesflecker, Kaiser Maximilian I., III, 49 ff.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,4,1 n. 15961, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1502-01-24_1_0_14_4_0_128_15961
(Abgerufen am 28.03.2024).