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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,3,2

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Der päpstliche Legat Leonello (Chieregati), Bf von Concordia, berichtet Papst (Alexander VI.): Eng Philipp weilt zusammen mit KM im Grenzgebiet von Brabant. KM ließ dem Chieregati sagen, daß er in einigen Tagen mit ihm zusammentreffen werde, wie er es bei der Abreise (aus Köln) versprach. Wenn Chieregati ohne starke Begleitung die Reise wagt, möge er kommen. Chieregati versprach zu kommen. KMs Bote berichtete, daß eine von den mächtigsten Städten Gelderns (=Straelen) sich KM ergeben habe. Fast alle Barone des Landes hätten KM Gehorsam geleistet; bald werde ganz Geldern unterworfen sein. ‒ Dieser Tage kamen zwei Gesandte des Kgs von Ungarn, ein Bf und ein Propst, und zwar in der gleichen Sache, weswegen sie nach Freiburg gekommen waren: um Türkenhilfe zu erbitten. Nachdem sie KM ihre Ankunft mitgeteilt hatten, machten sie hier (in Köln) halt. Es kam auch KMs Rat, Georg von Thurn, =de Turre, den KM zum Tag von Olmütz, =ad dietam Olomucensem, geschickt hatte. Aber er war erst nach Abschluß des Tages eingetroffen und wird seine Aufgabe bei den Kgen von Ungarn und Polen mit den beiden Gesandten bei KM erledigen können. ‒ Neulich kamen drei Gesandte des Hgs von Lothringen, des sogenannten Kgs von Sizilien vorüber, die KM aufsuchten, um ihn mit dem Hg von Geldern zu versöhnen und um für einen Friedensschluß zwischen KM und dem Kg von Frankreich etwas beizutragen. Einer der Gesandten wollte zum Zweck der Friedensvermittlung auch den Kg von Frankreich aufsuchen. ‒ Der Ebf von Magdeburg, der sich Primas von Deutschland, =Germanie primatem, nennt, pflegt die allgemeinen Reichstage der Deutschen Nation nicht zu besuchen, weil er mit den drei Ebfen und Kfsten um den Vorrang streitet. Er glaubt, nach dem Recht des Primas vor ihnen den Vorrang zu haben, denn sie haben den Vorrang vor den anderen Fsten nur kraft des Kurfürstenrechtes, was die Primaten bisher nicht anerkannten. Sie waren noch nicht Kfsten, als die Primatie längst in Übung war. Auf dem Freiburger Tag (1497/98) wurde der Ebf von Magdeburg persönlich zum folgenden Wormser Tag geladen; aber er wollte nicht von Ulm nach Freiburg kommen, weil er erwartete, daß in Freiburg über ihn verhandelt werde. ‒ Neulich kamen zwei Söhne des Hgs Albrecht von Sachsen mit dem Bf von Meißen auf der Reise nach Geldern zu ihrem Vater hieher (nach Köln). Sie sagten, der Ebf von Magdeburg werde zu diesem Reichstag kommen, damit ihm das Recht des Primates entsprechend dem gemeinen (Röm.) Recht zurückgestellt werde. Es ist ungewiß, ob die Ebfe und Kfsten sich ihm unterstellen werden, daß er in seinen Gebieten das Recht des Metropoliten frei und unbehindert ausüben kann. Die Einhaltung des gemeinen Rechtes, jene gallische Krankheit, =contagio, reizt alle zur Nachahmung. ‒ Chieregati hat dem Papst aus Freiburg berichtet, was auf dem Reichstag verhandelt und beschlossen wurde. Der Papst möge entscheiden, was ihm richtig erscheint. Chieregati sieht diese (Reichsstände) zur Durchführung von Neuerungen entschlossen, die sie schon längst anstreben. Es erfaßt ihn Schrecken, daß Dinge durchgeführt werden, die auf vielen Reichstagen beraten, aber bisher zurückgestellt wurden. ‒ Der Papst möge die Furcht verzeihen. Es ist der Dienst für den Papst und den Hl. Stuhl, was Chieregati unruhig macht; er wünscht, daß man die Angriffe vorher erkenne und jene Gegenmittel anwende, um den Schaden zu begrenzen. ‒ Mit demütigen Empfehlungen, Fußküssen und Glückwünschen Colonie 28. Januarij 1499. ‒ Humillimus servulus L(EONELLUS) CONCORDIENSIS ss.

Überlieferung/Literatur

ORG (Ppr): Venedig BNM, MSS lat, class XIV, Nr 100, colloc 4279, fol. 21. ‒ NB: Über die Angriffe gegen die Röm. Kurie, welche die Reichsstände auf dem Reichstag zu Freiburg vorbrachten, finden sich viele Quellen in RI XIV/2, Nr 6300, 6337, 6444, 6445, 6469, 6502, 6533, 6539 und 6587 ff.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,3,2 n. 12872, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1499-01-28_1_0_14_3_2_58_12872
(Abgerufen am 28.03.2024).