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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,3,2

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Domherr Peter von Aufseß berichtet Bf Lorenz von Würzburg vom Reichstag zu Worms: Aufgrund der Witterung kam Aufseß am ersten Tag nur bis Bischofsheym, am zweiten Tag bis Buchen, am dritten Tag bis Hirschorn, am vierten Tag bis Heidelberg und erst am fünften Tag nach Worms, wo er am Freitag (4. Jänner) eintraf und in der herberg zum Swann Quartier nahm. ‒ Samstag (5. Jänner) früh brachte er KMs Anwalt Hermann von Sachsenheim zugleich mit seiner Kredenz seinen Auftrag zur Kenntnis; die diesbezüglichen Einzelheiten sowie die Antwort des Sachsenheim sind dem beiliegenden Protokoll zu entnehmen. Aufseß wurde als Vertreter des Würzburger Bfs angenommen und an dessen Stelle gesetzt; beiliegend das Verzeichnis der übrigen anwesenden Reichsstände. ‒ Als alle sich setzten, fragte der Bf (Johannes) von Worms den Aufseß, ob er auch bevollmächtigt sei, zu KM hinab nach Köln zu ziehen. Aufseß antwortete öffentlich in der Reichsversammlung, daß sein Herr bei seiner Entsendung weder vom Wegziehen der Reichsversammlung nach Köln wußte, noch damit rechnete; da sich Aufseß jedoch nach den anderen Reichstagsgesandten richten soll, wolle er deren Meinung dazu hören. Die anschließende Frage des Bfs von Worms, ob Aufseß mitzöge, wenn die anderen dies beschließen, beantwortete Aufseß mit ja. ‒ Einziger Verhandlungspunkt war der zwischen den Vertretern des Pfgfen (Philipp) und des Klosters Weißenburg ausgetragene Streit wegen der Leute zu Seltze, Petters leut genannt, die dem Konvent das Recht des Besthaupts, =hauptrechts, bestreiten und nur das best cleyde geben wollen, weswegen sie vom Kloster nach Rom citirt wurden. Weil die Mönche dort gegen die Leute von Sulz das Interdikt erlangten, forderte KM die Reichsversammlung schriftlich eindringlich auf, alles zu tun, damit das Interdikt nicht publiziert wird. Obwohl während der fünf Tagen vor Aufseß' Ankunft nur darüber verhandelt worden ist, wurde eine Aufhebung des Interdikts nicht erreicht, so daß morgen Montag (7. Jänner) weiter darüber verhandelt werden soll. ‒ Befehlsgemäß setzte Aufseß den pfälzischen Kanzler von seinen Aufträgen betreffend den Pfgfen in Kenntnis. Der Kanzler wird den Pfgfen darüber informieren und ist sicher, daß dies die freuntschafft zwischen Bf Lorenz und dem Pfgfen vertiefen wird. Aufseß wird von den pfgfl. Gesandten ebenfalls informiert werden und beim Bf rückfragen, wenn etwas mit ihnen vertrewlichen zu handeln ist. ‒ Sowohl in der Reichsversammlung als auch heute beim Essen mit dem Bf von Worms erfuhr Aufseß, daß nichts sicherer ist, als daß sie alle hinab nach Köln müssen, weil KM dort ist und etliche treffliche Reichstagsgesandtschaften, die nach Worms wollten, bei sich behalten sowie nun schon zum zweiten Mal geschrieben hat, hinab zu kommen. Bis auf Sachsen und Mainz, die daheim nachfragen wollen, haben alle Reichstagsgesandten dies zugesagt, weshalb der Bf von Worms sicher ist, daß die Reichsversammlung in zehn Tagen nach Köln aufbrechen wird müssen. ‒ Im Widerspruch dazu hörte Aufseß nun von den Gesandten Hg Georgs (von Bayern-Landshut), daß KM von Köln wieder nach Geldern gezogen sei; in Köln habe sich ein groß rumor ereignet, weil die Stadt die Reichsversammlung nicht dort haben will, weshalb (KMs) Räte von dort aufgebrochen und in zwei Tagen hier (in Worms) sein sollen. Wie auch immer, Aufseß hofft, daß die Reichsversammlung hier bleibt, und wird dem Bf berichten, sobald er Weiteres erfährt. ‒ Nun ist die für morgen (7. Jänner) erwartete, treffliche ungarische Gesandtschaft eingetroffen, und zwar Bf Antonius (de Sánkfalva) von Neutra und Josa de Soom, Gf von Temesvar, oberster Hauptmann des an die Türken grenzenden Landes Ungarn, mit 150 Pferden und 11 Wagen. Welche kostlichkeyt oder Werbung sie bringen, wird Aufseß dem Bf berichten, sobald er sie sieht und hört, denn bisher konnte er nichts in Erfahrung bringen. Die ungarische Gesandtschaft war Freitag (4. Jänner) früh in Heidelberg eingetroffen, als Aufseß von dort wegritt, und hat in der Zwischenzeit auch dort Verhandlungen geführt. ‒ Es folgt der Wortlaut von Aufseß' Anbringen an KMs Anwalt Hermann von Sachsenheim, wobei er sich als bevollmächtigter Reichstagsvertreter des Bfs von Würzburg vorstellt, seine Kredenz verliest, des Bfs Gruß bestellt und sich für sein verspätetes Kommen entschuldigt. Sachsenheims Antwort war, daß Aufseß noch rechtzeitig genug gekommen ist und nichts versäumt hat; die Kredenz wolle er auch dem Bf von Worms ansagen, weil dieser und der Propst von Stuttgart (Dr. L. Vergenhans) gemeinsam mit Sachsenheim KMs Anwälte sind. Aufseß erwiderte, daß Bf Lorenz das nicht wußte, ansonsten er die Kredenz gewiß auf sie alle hätte ausstellen lassen. Damit entschuldigte Sachsenheim Bf Lorenz beim Wormser, und Aufseß setzte sich. ‒ Es folgt die Liste der Reichstagsgesandten zu Worms im Jahr 1499: Von KM der Bf von Worms Johann von Dalberg, Dr. Ludwig Vergenhans Propst zu Stuttgart, Ritter Hermann von Sachsenheim und Dr. Jörg Breyttennauer. ‒ Von den Kfsten: für Mainz Dr. Johann Küchenmeister und Johann Wolffskel; für Trier Kaspar von Mühlen, Küchenmeister, der hinweg auf Hg Alexanders (in Bayern, Pfgf von Pfalz-Zweibrücken-Veldenz) Hochzeit ist; für Köln Ritter Paul von Breitbach, ist hinweg; für Pfalz Dr. Johann Rechell; für Sachsen Dr. Heinrich von Bünau, Ritter. ‒ Von den geistlichen Fsten: für Würzburg Domherr Peter von Aufseß; für Speyer Domherr Hans Zollner; für Augsburg Domherr Heinrich von Lichtenau; für den Deutschen Orden Hans Adelmann (von Adelmannsfelden) Komtur zu Blumental. ‒ Von den weltlichen Fsten: für Hg Hans von Bayern Johann Brenndell von Lebenstein, ist hinweg; für Hg Alexander von Bayern Peter von Stein genannt Kreutzenach, ist hinweg; für Hg Erich von Braunschweig Dr. N von Zwichaw, ist hinweg; für Hg Ulrich von Württemberg Dr. Peter (Jakobi) von Arlin (Arlon), Propst zu Backnang; für Mgf Christoph von Baden Dr. Johann Awer, Propst zu Baden. ‒ Von den Städten: für Straßburg Jörg Berer, und für Nürnberg Antoni Tetzel, der zugleich die Städte Dinkelsbühl, Weißenburg im Nordgau, Windsheim und Schweinfurt vertritt; der Bürgermeister von Weißenburg (im Elsaß) Hans Schmalz sowie Dr. (Matthäus) Neithartt von Ulm und andere Städtevertreter erst kamen. Eylends Worms in die Epiphanias Domini 1499. ‒ E.f.g.v. PETTER von AUFFSES, thumher etc. ‒ (Nachschrift): Heute früh kam Meister Friedrich Bregel, Lizentiat, zu Aufseß nach Worms; nachdem dieser seine sachen zu Mainz erledigt hat, wird Aufseß ihm einen weiteren Bericht an Bf Lorenz mitgeben.

Überlieferung/Literatur

KOP (Ppr, ungefähr gleichzeitig): Würzburg SA, Würzburger rta 2a-e, fol. 242-246v. ‒ LIT: U 1, I, 623 und 623. Anm. 1; Schröcker, Reichspolitik Bertholds von Henneberg, 286, Anm. 2 sowie 287 und 287, Anm. 1 (bei S 8 als Archivlokation Würzburger rta IV, fol. 1-4).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,3,2 n. 12823, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1499-01-06_1_0_14_3_2_8_12823
(Abgerufen am 28.03.2024).