Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,3,1

Sie sehen den Datensatz 164 von insgesamt 3849.

Der mailändische Gesandte Agostino Somenza berichtet Hg Ludovico von Mailand vom Kgshof, worüber er sich heute in Gegenwart Längs mit KM unterhalten hat: Zur Bitte des Hgs, KM möge einen Herold zu den Venezianern senden, damit sie zurückhaltender gegen Hg Ludovico vorgehen, erklärte KM nach langer Beratung mit Lang in deutscher Sprache, daß es keinen Herold gebe, der dieser Aufgabe gewachsen sei; im Augenblick sei auch nicht zu sehen, daß der Kg von Frankreich sein Unternehmen (gegen Mailand) beginnen könnte. Die Bitte Hg Ludovicos, KM möge den Kg von Frankreich unter Androhung eines Krieges, =protestarli de la guerra, auffordern, den Schweizern keine Unterstützung zu gewähren, lehnte KM ab und erklärte, daß er dem Kg von Frankreich auf dem Reichstag nur im Namen des Reiches schreiben lassen werde. Den Vorschlag Hg Ludovicos, daß sich KMs Gesandter (an der Kurie) Philibert (Naturelli) rasch dem Verhalten der spanischen und portugiesischen Gesandten gegenüber dem Papst anschließt, noch bevor die Gesandten des Reiches (in Rom) eintreffen, lehnt KM entschieden ab, weil der Papst und viele in Rom KM wenig schätzen und dann noch weniger schätzen würden; lachend erwähnte KM dabei einen sehr lustigen Spitznamen, den man ihm in Rom gibt. Vom Reichstag aus werde KM im Namen des Reiches Gesandte an den Papst schicken lassen, von dem auch er wenig hält, weil der Papst ganz franzosenfreundlich und wankelmütig sei, =esser tutto franzese et instabile. Zur Bitte Hg Ludovicos, KM möge ihm im Falle eines frz. Angriffs 2.000-3.000 Mann zur Verfügung stellen, sagte KM, daß der Hg jetzt, wo der Kg von Frankreich die Hilfe der Schweizer und deutschen (Söldner) entbehren müsse, selbst zur Verteidigung stark genug sei. Zudem würden auch die Bretonen den Kg von Frankreich dank verschiedener Praktiken KMs bei einem Krieg nicht unterstützen, und der frz. Kg müßte sein Heer mindestens in drei Teile teilen: Einen Teil müßte er zur Sicherung gegen den Ehg (Philipp) in der Picardie lassen und einen weiteren den Schweizern zur Verfügung stellen oder nach Beendigung des (Schweizer) Krieges an den burgundischen Grenzen lassen, wo im vergangenen Jahr (1498) der Krieg ausgebrochen ist, so daß er nur mit dem restlichen Teil nach Italien ziehen könnte. KM ist sich sicher, daß der Kg von Frankreich jetzt keinen Krieg beginnen wird, und wenn doch, sich der Hg selbst verteidigen kann; sollte der Hg aber doch Unterstützung brauchen, werde KM ihm mit eigenen und Reichstruppen zu Hilfe kommen. Somenza berichtete KM von seinem Auftrag, auf dem Reichstag über die von den Kfsten verlangte Geldsumme für die Privilegienbestätigung und über die Sperre der Lebensmittelzufuhr an die Schweizer zu sprechen, wenn KM dies wünscht. KM antwortete, er werde Somenza Anweisungen geben, wenn das notwendig sei. Der Reichstag wurde hierher verlegt und sollte am 1. Mai beginnen, aber bisher sind noch keine Kfsten erschienen; Lang sagt aber, es werden alle kommen. Man hat errechnet, das bis jetzt 4.000-5.000 Schweizer gefallen sind. Andere Neuigkeiten gibt es keine, weil sich die Fronten noch nicht genähert haben; KMs Truppen warten auf Verstärkung an Fußknechten und Reitern. Unterdessen tötet man, wen man antrifft, und steckt Dörfer in Brand. Vom Tiroler Kriegsschauplatz, =nel campo deuerso el paese de Ispruch, kam die Nachricht, daß die Truppen KMs auf dem Rückmarsch von einem Verwüstungszug gegen einige Dörfer mit den Schweizern zusammenstießen, wobei auf beiden Seiten insgesamt 1.600 Mann fielen. Ex Vberlingh 3. Maij 1499. AUGUSTINUS SOMENTIUS ss.

Überlieferung/Literatur

ORG (Ppr, teilweise chiffriert mit beiliegender Dechiffrierung): Mailand AS, ASforz, pot est, alem, cart 1192.

Nachträge

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RI XIV,3,1 n. 9153, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1499-05-03_2_0_14_3_1_164_9153
(Abgerufen am 29.03.2024).