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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,2

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Darstellung der Ereignisse um Livorno durch Jovius in seinen Historien: KM fuhr zu Schiff nach Pisa, wurde dort mit unglaublicher Freude, allgemeinem Jubel und Freudenschüssen als allgemeiner Befreier empfangen (21. Oktober) und vom Stadtrat und den venezianischen Gesandten in das Haus der Medici geführt. Das Wappen mit den goldenen Lilien, das zu Ehren Karls VIII. auf der Brücke errichtet war, stürzte die Menge in den Arno. -- Am folgenden Tag (22. Oktober) versammelten sich die Gesandten aller Fürsten und beschlossen, Livorno zu Land und zur See zu belagern, damit die frz. Flotte in Italien keinen Stützpunkt mehr besitze. Die Pisaner stellten die alten Brücken, welche über die hinderlichen Sümpfe nach Livorno führten, wieder her. Die Geschütze wurden erneuert und alles Nötige mit wunderbarer Schnelligkeit und Umsicht vorbereitet. -- KM fuhr mit einer Trireme hinaus, um den Hafen von Livorno zu besichtigen (23.--25. Oktober), den die venezianische Flotte absperrte. Von einer erhöhten Stelle schaute er auf die Stadt und den Hafen hinunter, kehrte dann nach Pisa zurück und führte die Belagerungstruppen heran (25.--26. Oktober). -- Die Florentiner hatten ausgewählte Truppen und zahlreiche Geschütze in die Stadt gebracht und Bettino Ricasoli, einen ausgezeichneten Feldherrn, an die Spitze gestellt. Er ließ den achteckigen Marmorturm, =octogoniam turrem, der kunstvoll auf einer kleinen Insel errichtet war, welche Meer, Hafen und Küste weithin schützte, mit einem Wall befestigen, zahlreiche Geschütze dorthin bringen und sie Florentiner Bürgern zur Verteidigung anvertrauen. Die Mauern der Burg und der Stadt waren wiederhergestellt und auf allen geeigneten Vorwerken schwere Geschütze aufgestellt. Die Häuser waren angefüllt mit Wein, Getreide und Fleisch. Auf der rechten Seite (des Hafens) waren drei andere, teils marmorne, teils etwas kleinere Türme aus Ziegelstein, die vom Meer umspült wurden. Diese begann man zuerst mit der Artillerie zu beschießen (25.--26. Oktober ca.); aber es war zum Lachen, denn die Kanonenkugeln, welche in großer Entfernung abgeschossen wurden, vermochten den Türmen nicht zu schaden. -- Die Venezianer und die Mailänder hielten sich zurück. Zwischen ihnen gab es Auseinandersetzungen im Kriegsrat, wer die Stadt Livorno nach der Eroberung besetzen solle. KM sollte entscheiden; aber die Venezianer fürchteten, der Kr könne aus Geldnot die Stadt Livorno den Florentinern verkaufen. -- Während man vergeblich die Türme beschoß, wurden die Knechte, welche von den Schiffen an Land gegangen waren, von den Livornesen bei einem Ausfall blutig und in größter Verwirrung zu den Schiffen zurückgeschlagen (28. Oktober ca). -- Am nächsten Tag wurden die frz. Schiffe sichtbar, vor allem die herrliche Normanda, die mit günstigem Wind und ungeachtet der venezianisch-genuesischen Schiffe mit vollen Segeln in den Hafen von Livorno einlief und 800 Knechte und Lebensmittel aller Art auslud (29. Oktober). -- Inzwischen brachen fürchterliche Stürme los (30. Oktober -- 4. November ca), verbunden mit Regengüssen, so daß die deutschen Knechte, die keine Zelte mitführten, sich nach Pisa zurückziehen mußten (2. November ca); die Zelte der anderen wurden (vom Sturm) niedergerissen. Durch die Stürme wurden die Schiffe (der Liga) durcheinandergeworfen und eines an den Strand geschleudert, wo es zerschellte. Die zu schwimmen versuchten, erlagen entweder ihren Wunden oder den Fluten oder den Feinden, welche über die Beute herfielen. Die Adurnia, ein ausgezeichnetes Lastschiff, wurde von den Ankern losgerissen und versank. Durch diese Verluste und das widrige Schicksal erschüttert, sagte KM immer wieder, daß er gegen die Feindschaft der Götter und Menschen nicht zugleich Krieg führen könne. -- KM wurde von Domenico Maripetro, dem venezianischen Provedittore (an Bord) genommen; nachdem er einige Tage zur See und in den Häfen (Elba) zugebracht hatte, fuhr er mit ihm in einem kleinen Boot den Arno aufwärts nach Pisa (4. November ca). Der folgende Kriegsrat beschloß den Angriff gegen die dreitürmige Burg, =triturrita arx, die durch eine Brücke mit dem Land verbunden war, von wo aus die Livornesen alle Unternehmungen, vor allem die Versorgung der Pisaner behindern konnten. Gleichzeitig sollten die Reiter die Stadt an verschiedenen anderen Orten angreifen und beschäftigen (26.--29. Oktober). -- KM befahl 300 Schweizern, die mit Geschützen an Land gegangen waren, einen Hügel zu besetzen, der im Vorfeld der Burg lag, und das Kirchlein auf dem Hügel zu erobern, das den Zugang zur Stadt beherrschte. Nachdem die Verteidiger der Burg dies merkten, machten sie einen Ausfall und stürmten den Hügel, um das Kirchlein zu nehmen. Es kommt zu einem blutigen Gefecht. Verstärkungen von den Schiffen wurden herbeigeholt und die Livornesen zurückgeschlagen. Die Schweizer kehrten auf die Schiffe zurück, und die Livornesen zerstörten das Kirchlein auf dem Hügel. -- Inzwischen sah man von ferne einige (frz.) Schiffe. Der venezianische Provedittore fuhr mit seinen Triremen an sie heran, um sie anzugreifen, wenn es Feinde wären, denn die (frz.) Lastschiffe kamen gegen den widrigen Wind nicht weiter. KM billigte seinen Plan und bestieg auch selbst ein Schiff. Als sich der Provedittore den sechs frz. Schiffen näherte, die mit Söldnern und Lebensmitteln voll beladen waren, wagte er es nicht, sie anzugreifen; sie erreichten ohne Mühe die drei Türme, wo sie Anker warfen (29. Oktober). In großem Abstand folgte ein Lastschiff, das weniger schnell und wendig war, das der Provedittore mit allen Triremen angriff und aus allen Geschützen beschießen ließ. Unter dem Eindruck dieses fürchterlichen Feuerschlages fuhr KM mit seiner Trireme ab und die andern vier folgten ihm. Der Provedittore eroberte das frz. Schiff, wo er große Mengen Getreide vorfand. Ein großes frz. Schiff, das schon im Hafen lag, fuhr zur Hilfe herbei; aber der Provedittore setzte das gekaperte Schiff an Land, damit es nicht mehr wegfahren konnte. -- Inzwischen war Hannibal Bentivoglio mit 700 Reitern und 200 Knechten in Pisa eingetroffen (26. Oktober). Sie rückten zusammen mit den Venezianern vor die Festung und begannen die Türme zu beschießen. Unterwegs eroberten sie ein Schloß (?). -- Das Heer begann nun die Belagerung (26. Oktober ca). Es folgten aber solche Regengüsse, daß KM die Belagerung aufgab und mit seinen 500 Reitern und 1.300 Knechten nach Vicopisano abzog. KM sagte immer wieder, er sei getäuscht worden, und nirgends verweilend zog er ins Reich zurück.

Überlieferung/Literatur

ED: Jovius, Historiarum, IV, 322-325 (ed. 1560). -- NB: Jovius ist stark von Bembo abhängig und übernimmt dessen venezianische Tendenz. Die Ereignisse sind ebenso wie bei Bembo zeitlich verwirrt. Jovius hat wohl auch Guicciardini gekannt, besaß aber auch anderweitige Kenntnis der Ereignisse. Er bezeichnet, wie alle Italiener, KM stets als Kaiser.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,2 n. 4518, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1496-10-00_9_0_14_2_0_857_4518
(Abgerufen am 16.04.2024).