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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,2

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Der venez. Gesandte Zaccaria Contarini berichtet vom Kgshof nach Venedig: Contarini traf gestern (23. Mai) KM bei der Messe im Dom und teilte ihm mit, daß Venedig bereit ist, die von KM geforderten Subsidien zu zahlen, wenn er in Italien erscheint, die Pässe von Savoyen besetzt und den frz. Truppen den Zugang nach Italien sperrt. Die Subsidien betragen 10.000 Dukaten monatlich durch drei Monate, außerdem die Anwerbung von Schweizern in gleicher Höhe. KM dankte gerührt, =vix potuit loqui, und versprach Italien Frieden und Freiheit. -- Contarini übergab KM die zusammenfassenden Berichte, =summarii, der Signorie von Venedig über Neapel und die Lage Italiens. Venedig werde Kg Ferdinand von Neapel einen Teil des Kgrs überlassen. KM lobt die Haltung Venedigs. -- Abends versammelte KM alle Gesandten und sprach durch vier Stunden zu ihnen, lobte die Hilfe Venedigs und erklärte seine eigenen Pläne: KM will 14.000 Mann, und zwar 4.500 Reiter und den Rest Knechte, nach Italien führen; es werden 6.000 Schweizer dabei sein, mit deren Werbung bereits begonnen wurde. Das Innsbrucker Regiment wird bei den Kaufleuten ca 60.000 flRh aufnehmen außer den Hilfsgeldern der österreichischen Untertanen. -- Das Regiment leistete KM Widerstand; aber er wiederholte seine Forderungen, indem er sie bis in die vierte und fünfte Generation verfluchte, =maledicendoli in quartam et quintam generationem; nun hofft er sicher, daß sie ihm gehorchen werden. Der erste Teil der 14.000 Mann soll längstens in sechs Wochen in Italien sein. KM will sich mit dem Hg von Mailand besprechen und dann anfangs August zum Lindauer Tag zurückkehren. Wenn das Geld eintrifft, wird er zur Krönung nach Rom ziehen. -- Wenn die Eidgenossen seinen Staat überfallen, hat KM mit dem Schwäbischen Bund vereinbart, mit 20.000 Knechten Widerstand zu leisten. Der Ulmer Tag wurde nach Augsburg verlegt, wo dieses Versprechen besiegelt wird. -- Ebf Berthold von Mainz ist sehr freundlich gestimmt, weil er ein ähnliches Versprechen in seinem Streithandel mit dem Pfgfen erhalten hat. KM beklagte sich sehr über Ebf Berthold von Mainz. KM will, daß ihm Deutschland für den Italienzug 100.000 flRh auszahlt, und daß ihm der Lindauer Tag die in Worms beschlossenen Steuern übergibt. Ebf Berthold antwortete KM, daß er gegenwärtig keinen einzigen Gulden aus Deutschland zu erwarten habe. Da KM den vereinbarten Frankfurter Tag nicht besucht habe, werden die Fsten auch keinen anderen Tag besuchen. KM gab Berthold die Schuld, der behaupte, KM wolle dieses Geld an sich bringen und damit Deutschland unterwerfen und tyrannisieren, =subiugar et tyranizar la Germania. Bertholds Räte haben schon auf dem Wormser Tag (1495) gegen KM gearbeitet, während er selbst sich bisher verstellte. KM erkennt, daß Berthold das Reich, Italien und Deutschland zerstören will, was er mit allen Kräften verhindern werde; im äußersten Fall werde er das Kaisertum dem Kg von Frankreich überlassen, für sich aber die erbliche Würde eines Röm. Kgs behalten, =cederia al re di Franza lo Imperio et luy se reteneria ... la dignita del Re di Romani hereditaria. -- Zwar wollen alle Fsten die Steuern (Gemeinen Pfennig) bezahlen, aber keiner will den Anfang machen. Der Erzkanzler als Inhaber der obersten Würde müßte der erste sein. KM wird sich nach seiner Rückkehr aus Italien an jenen rächen, welche jetzt die Hilfe verweigern. Der Mainzer tut sehr höflich mit ihm, aber KM vertraut ihm nicht; daher hat KM Räte bestellt, die beim Mainzer in Deutschland bleiben und ihn überwachen sollen, daß KM von ihm nicht getäuscht wird. -- Wenn der Kg von Frankreich mit einem größeren Heer das Reich angreift, wird KM den Schwäbischen Bund aufbieten. Wenn dieser zum Widerstand nicht ausreicht, zweifelt KM nicht, daß Venedig und Mailand gemeinsam mit ihm das nötige Kriegsvolk bezahlen werden. -- KM will in den Niederlanden 10.000 Mann aufstellen lassen, und zwar aus den Mitteln des Gemeinen Pfennigs Burgunds und des Ebfs von Köln. Hg Albrecht von Sachsen wird sie gegen das (Hgtm) Burgund führen. Wenn KM die Pässe Piemonts gegen Frankreich gesichert hat, wird auch er in Burgund einfallen, und hofft, rasch bis Paris zu kommen, =sperava andar fino a Paris in pochissimo tempo. -- KM geht nochmals für drei Tage auf das Land, =ad campos, mehr wegen der Geschäfte als wegen der Jagd. Niemand soll ihm folgen. -- KM sagte dem Contarini im Vertrauen, er habe seine Räte angewiesen, das Geld für die Besoldung der Truppen aufzubringen; alles was KM ohne Verpfändung von Kammergut und Hausrat, =citra alienationem status et suppelectilis, aufbringen kann, will er in dieses Unternehmen stecken. KM sagte Contarini, er werde einen Kaufmann zu ihm schicken; Contarini solle ihm von den venez. Subsidien erzählen. Heute Nacht kam der Kaufmann Philippo Adeler (Adler) zu Contarini, der ihn fragte, ob er gegen einen Wechsel der Signorie von Venedig an KM 12.000 flRh auszahlen dürfe, weil er diese Summe zur Anwerbung von Truppen KM leihen soll. Contarini bestätigte den Beschluß der Signorie von Venedig, sagte aber, daß er noch keine besonderen Aufträge habe. -- KM will einen (ständigen) Gesandten in Venedig haken und denkt an Bernhard von Polheim. Ex Augusta 24. Maij 1496. Z(ACCARIA) C(ONTARINI) ss.

Überlieferung/Literatur

RE: Venedig BNM, MSS ital, VII/799 (=8002), fol. 49v ff. = 162v ff. -- NB: Vgl. dazu den kurzen Bericht bei Sanudo, Diarii, I, 198 f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,2 n. 4005, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1496-05-24_1_0_14_2_0_333_4005
(Abgerufen am 19.04.2024).