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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,2

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Der venez. Gesandte Zaccaria Contarini berichtet vom Kgshof nach Venedig: Gestern reiste Contarini entgegen der Anordnung KMs nach Donauwörth, da ein frz. Bote mit Briefen des Kgs von Frankreich bei KM eintraf, deren Inhalt Contarini von Ludovico Bruno erfuhr; der Kg von Frankreich schrieb in der Hauptsache folgendes: Nachdem er das Kgr Neapel erobert hatte, zogen seine Gegner mit 40.000 Mann gegen ihn zu Felde; sie haben ca 4.000 Mann verloren, während der Kg von Frankreich nur etwa 100 Pferdegespanne verlor. Einige seiner Gegner suchen nur ihren Eigennutz und den Streit zwischen den christlichen Mächten, indem sie verbreiten, der Kg von Frankreich trachte nach den Gutem der Kirche und des Reiches. Er hat aber tatsächlich dem Papst Gehorsam geleistet. Obwohl führende Kardinäle auf die großen Skandale in der Kirche hinwiesen, suchte er jedes Schisma zu vermeiden. Er hat alles Kirchengut, das er vom Papst erhielt, zurückgestellt. -- Nie hatte er die Absicht, etwas gegen das Reich zu unternehmen, vielmehr wollte er gegen die Türken ziehen. -- Einige Landräuber (=Hg Ludovico) überredeten KM, den Gesandten des Kgs von Frankreich nicht einmal zu empfangen. Der Papst und das Reich sehen, daß sich der Kg von Frankreich den Forderungen der Vernunft beugt, und sollen erkennen, daß eine Reform der Kirche und der Christenheit nötig sei. Man braucht nicht mehr Rücksicht nehmen auf einige italienische Städte (Venedig), Gewalttäter gegen den Adel und ihre Nachbarschaft, die nur die christl. Fsten trennen, damit sie selbst nicht als Usurpatoren erkannt werden; sie sind Helfershelfer der Türken gegen die Christenheit. Deswegen schickte der Kg von Frankreich seinen Kämmerer Theodoro. Der Brief ist gezeichnet von Brisonet, dem Bruder des Kardinals Saint Malò. -- Contarini war heute morgens nach der Messe bei KM, der ihn sofort fragte, ob er die Briefe des Kgs von Frankreich bereits kenne. Obwohl der Kg von Frankreich, der auch allen deutschen Fsten schrieb, sehr auf Antwort drängt, habe KM noch keine Entscheidung getroffen. -- Contarini erwiderte, KM wisse wohl, daß dieser Brief nur frz. Falschheiten enthalte. KM handle höchst ehrenvoll und im Sinne der Hl. Liga, wenn er den frz. Gesandten ohne Antwort entlasse. -- KM erwiderte, er werde ihm keine schriftliche Antwort geben. KM wird auch den (deutschen) Fsten schreiben, sie sollen nicht antworten, und wird ihnen den Brief des Papstes schicken, der das Gegenteil dessen enthält, was der Kg von Frankreich schreibt. Auch Ehg Philipp hat die frz. Gesandten unverrichteter Dinge entlassen. -- Antonio Fonsecca, der aus Nürnberg zurückgekehrt ist, hat Briefe der Kge von Spanien, die KM auffordern, von Burgund aus anzugreifen oder nach Savoyen zu kommen, wie es ihm besser scheint. -- Außerdem soll KM gemeinsam mit allen Verbündeten den Schweizern jährlich 20.000 Franken zahlen mit der Verpflichtung, nicht in den Dienst Frankreichs zu treten. Die Verbündeten der Liga sollen bei ihren Werbungen nur Schweizer in Dienst nehmen. -- Der Hg von Mailand will KM mit 30.000 Dukaten aushelfen, damit er Knechte für Italien anwirbt. -- KM hat den Neffen des Hgs Eberhard mit Württemberg belehnt. Ex Brit 6. Martij 1496. Z(ACCARIA) C(ONTARINI) ss.

Überlieferung/Literatur

RE: Venedig BNM, MSS ital VII/799 (8002), fol. 29 ff.=142 ff.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,2 n. 3808, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1496-03-06_1_0_14_2_0_128_3808
(Abgerufen am 28.03.2024).