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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,1

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Die Gesandten Zaccaria Contarini und Gerolamo Lion berichten vom Kgshof nach Venedig: Heute wurden die Gesandten von KM empfangen und trugen ihre Aufträge betreffend Fragen des Geleites, betreffend Erneuerung von Verträgen über die Auslieferung von Mördern, betreffend Hoheitsrechte der Bistümer Trient und Brixen und über Besitz- bzw. Rückstellungsfragen aus den Zeiten Ehg Sigmunds KM vor. Er unterhielt sich mit den Gesandten durch eine gute Stunde gemeinsam mit seinem ersten Kanzler Konrad (Stürtzel) und mit L. Bruno, der namens KMs anwortete: Der Berg (Monte Lauron = in Trentino) soll aufgrund alter Verträge an KM zurückgestellt werden, was man in Innsbruck dringend fordert. Die venezianischen Gesandten sollten diese Frage gemeinsam mit KM bereinigen. Sie lehnten eine Rückstellung ab, weil Venedig diesen Berg rechtmäßig besitze. Wenn der Papst diese Streitfrage entscheide, werde sich die Signorie daran halten. KM schiebt diese Frage auf, um sie in Innsbruck aufgrund der Akten zu prüfen. Die Erneuerung der genannten Verträge hat keine Schwierigkeit. ‒ KM wünscht freies Geleite für ein Schiff nach Neapel, das nicht nur Lebensmittel, sondern auch Kriegsvolk, Artillerie, Waffen und einige Spione mitführen soll, welche die Lage in der Türkei auszuforschen haben. Wenn Venedig eigene Schiffe zur Verfügung stelle, werde sie KM und der Kg von Neapel für alles schadlos halten. KM brauche von Venedig auch einige Schiffe für den Krieg gegen die Türken, desgleichen Kriegsvolk, das Venedig in Friaul ausheben könne. ‒ Die Gesandten verweisen auf die große Gefahr für Venedig und für die ganze Christenheit, auf die gewaltigen Auslagen und Schäden Venedigs durch den vergangenen 18jährigen Türkenkrieg, auf den gegenwärtig bestehenden Frieden, den man nicht grundlos brechen könne. Die Gesandten versuchen. KM mit guten Gründen von seinen Forderungen abzubringen. ‒ KM hörte vom Kardinal (Raimund Peraudi, Bf von Gurk), Venedig gehe sehr ängstlich (reguardosa) an die Türkenfrage heran. KM kann das nach dem Erlebnis des 18jährigen Krieges verstehen. Wenn aber alle christlichen Fsten gegen die Türken kämpfen, werde sich auch Venedig seiner christlichen Aufgabe nicht versagen können. Venedig kann nicht allein mit den Türken Frieden halten. Auch KM könne jederzeit mit den Türken Frieden schließen, dann würden sich die Türken aber gegen Venedig wenden. ‒ Anschließend entwickelte KM in langer Rede seine Pläne vom Türkenkrieg: er hoffe, in einem Jahr alle christlichen Fsten gegen die Türken zu einigen. In einer gewaltigen Kriegsanstrengung wolle er den Türken Hände und Füße abschneiden, daß sie keinen Schaden mehr anrichten können (volerli tagliar le mani e i piedi siché el non ce possi mai più nocer). Es sei nötig, eine starke Flotte auszurüsten. KM besitze bereits ein sehr starkes Landheer. Man müsse eine große Zahl Uskoken (grandissima quantita de Uscotti = Türkenflüchtlinge im venezianischen Dalmatien) ausheben. Es sei KMs Plan, eine besonders befestigte Insel des Archipels zu besetzen. Wenn die türkische Flotte sich bei Valona befinde, sei es nötig, den Feind in zwei Stössen nacheinander anzugreifen, und man werde die Folgen für die türkische Seemacht sehen. Dann sei es möglich, Truppen zu landen und die Türken nach Belieben zu schädigen. ‒ (Chiffrierter aber aufgelöster Einschub): Einige Ausführungen und Pläne scheinen den Gesandten, bei allem Respekt, nicht so fest begründet, wie das KM einer so wichtigen Sache schuldig wäre. Die Gesandten beurteilen diese Pläne KMs und deren Ergebnisse ganz anders. ‒ KM ließ eine Seekarte holen, wie man sie in Venedig herstellt (una carta de navegar de quelle se fano a Venetia), mittels deren er den Gesandten alles erklärte. Sie wünschten wegen der vielen Umstehenden keine so ausführlichen Erklärungen. Zehn oder mehr geheime Räte KMs waren dabei; wenn sie nur die Karten sahen, wußten sie alles. ‒ KM entließ die Gesandten. Er werde in einer guten Stunde die Sache mit ihnen im kleineren Kreis noch ausführlicher besprechen. Er bittet die Gesandten, das Gespräch geheimzuhalten. ‒ Vergangenen Sonntag, 12. Jänner, kam ein Diener des Reinprecht (Reichenburger), des ersten Hauptmannes KMs, und meldete, daß 5.000 Türken mit Belagerungsgerät sich den beiden Festungen Grobenich e Bishaz nähern. Diese Nachricht wird als lästig empfunden, aber man hat angeblich keinerlei Vorsorge getroffen und redet auch nicht davon. Vienne 15. Januarii 1493 (!).

Überlieferung/Literatur

KOP: Venedig BNM, MSS ital VII/1044 (=9608), fol. 102 ff. ‒ NB: Das Jahresdatum ist nach venezianischem Stil noch nicht umgesetzt und mit 1494 aufzulösen, was sich aus dem Zusammenhang eindeutig ergibt.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,1 n. 318, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1494-01-15_2_0_14_1_0_320_318
(Abgerufen am 16.04.2024).