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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,1

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Die Gesandten Zaccaria Contarini und Girolamo Lion berichten vom Kgshof nach Venedig: Die Gesandten haben aus guter Quelle erfahren, daß die ungarischen Gesandten, die am 21. Dezember nach Hause reisten, am vorhergehenden 20. Dezember wegen des Türkenkrieges mit KM einen starken Streit hatten. Die venezianischen Gesandten besuchten heute den Kardinal, um etwas Neues zu erfahren; sie fragten ihn, wie es komme, daß die ungarischen Gesandten (nach diesem Streit) zufrieden abreisten. Der Kardinal erwiderte, am dritten Verhandlungstag gab es großen Streit darüber (grandissimi contrasti), ob KM oder der Kg von Ungarn Oberbefehlshaber (capo principal) dieses Kreuzzuges gegen die Türken sei und welcher der beiden Kge die Hilfsgelder zu verwalten habe, welche die christlichen Mächte beisteuerten. Da sie kein Einvernehmen fanden, riefen sie den Kardinal als Schiedsrichter. Er kam circa le hore 24 und verhandelte bis hore 6 de nocte. Er sagte, der Teufel versuche durch diesen Streit das heilige Unternehmen zu verhindern. Man müsse bei diesem geplanten Angriffskrieg die Meinung des Papstes hören und vielleicht auch des mächtigen Kgs von Frankreich und dürfe die Rechnung nicht ohne den Wirt machen (la raxon senza l'hoste). Vielleicht werden die Fsten, welche diesen Kreuzzug unterstützen, lieber Kriegsvolk schicken als Geld; daher solle man diese Frage aufschieben und der Entscheidung des Papstes überlassen. Im Falle eines Verteidigungskrieges gegen die Türken müsse für jeden Mann, den KM stellt, der Kg von Ungarn zwei Männer stellen. Damit waren beide Parteien zufrieden. Der Kardinal fügte hinzu, daß mehrere Dinge diesen Kreuzzug verhindern: die Uneinigkeit zwischen KM und Ungarn; Venedig möge zusehen, nicht allein in das Gedränge zu kommen; der Papst müsse das Unternehmen garantieren. ‒ Die Gesandten fügten hinzu, alle Welt müsse verstehen, daß sich Venedig in einem Krieg gegen die Türken nicht auf Versprechungen der christlichen Fsten verlassen könne, um dann plötzlich nach 18 Jahren mit schweren Auslagen allein dazustehen, den eigenen Staat zu gefährden, und was noch schlimmer ist, von denen angegriffen zu werden, die Hilfe leisten sollten. ‒ Der Kardinal war überzeugt, daß Venedig alles für den Türkenkrieg tun werde. Dem Kardinal wurde der Besuch der französischen Gesandten gemeldet; er sagte, die Franzosen möchten Geheimnisse beraten, die über den beschworenen Frieden hinausgehen (ultra iuramentum pacis). Der Kardinal möchte die Freundschaft mit der Signorie vertiefen und weiter mit ihr verhandeln. ‒ Nach der Heimkehr fanden die Gesandten eine Einladung KMs für morgen (24. Dezember) zum Gottesdienst. Nach dem Gottesdienst werde KM seine Räte schicken, um verschiedene Fragen zu besprechen. Vienne 23. Decembris 1493, hora 3 noctis.

Überlieferung/Literatur

KOP: Venedig BNM, MSS ital, VII/1044 (9608), fol 98 ff.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,1 n. 237, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1493-12-23_1_0_14_1_0_238_237
(Abgerufen am 19.04.2024).